FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Porträt Taylor Swift

Beth Garrabrant

Taylor Swift und „Midnights“

Jetzt ist sie also da, die neue Platte von Pop-Superstar Taylor Swift. Nach ihren letzten beiden Alben, mit denen Swift auch Menschen begeisterte, die nicht so auf Pop stehen, kehrt die US-Musikerin mit „Midnights“ nun wieder verstärkt zu eben diesem zurück, wenn auch auf ihre ganz eigene Weise, was auch bedeutet, dass „Midnights“ keine Hits hat, zumindest nicht im herkömmlichen Sinn.

von Eva Umbauer

„Midnights become my afternoons when my depression works the graveyard shift, all of the people I’ve ghosted stand there in the room.“ - Taylor Swift, „Anti-Hero“

Nein, „Midnights“ beinhaltet keine Pop-Kracher, nicht einmal einen einzigen, auch wenn dieses neue Album von Taylor Swift als Rückkehr zum Pop angekündigt worden ist. Mit ihren letzten beiden Longplayern „Evermore“ und „Folkore“ - großteils produziert von Aaron Dessner von The National - beschritt Taylor Swift ja etwas andere Pfade, nämlich Wege, die ihr großen Respekt eingebracht haben, darunter auch von Menschen, die mit Pop gewöhnlich nichts am Hut haben.

„Evermore“ und „Folklore“ waren während der Pandemie entstanden und erschienen. Taylor Swift sagte damals über „Folklore“: „In isolation my imagination has run wild and this album is the result. I´ve told these stories to the best of my ability with all the love, wonder, and whimsey they deserve.“ Taylor Swift war zu ihren Singer-Songwriter/Folk/Country-Wurzeln zurückgekehrt.

Cover von Midnights

Universal Music

Mit gerade einmal vierzehn Jahren hatte Taylor Swift die elterliche Farm in Pennsylvania verlassen - die Swifts zogen und verkauften dort Weihnachtsbäume -, um in Nashville, Tennessee Country-Musikerin zu werden. Ein Vertrag als Songschreiberin und einer zum Veröffentlichen von Platten war bald fixiert, dass es sich hier um ein riesengroßes Talent handelte, war schnell klar.

Irgendwann war Taylor Swift dann Popstar, nämlich mit ihrem fünften Studioalbum, dem synth-poppigen Rock/Pop-Album „1989“, erschienen 2014. Davor gab es Alben wie „Red“, das schon hinwies auf so manches, was noch kommen würde bei Taylor Swift. Auch Hip-Hop gab es bei dieser US-Künstlerin, nämlich auf ihrem 2017er Album „Reputation“, und so richtig Pop war Taylor Swift dann mit dem 2019 erschienenen Longplayer „Lover“.

Mit dem neuesten Album geht Taylor Swift wieder weg vom akustischen Vibe ihrer letzten beiden Platten, verlässt die „folklorian woods“ und kehrt mit „Midnights“ wieder zurück in die Stadt zum elektronischen Pop. „Midnights“ ist dennoch eine blutsverwandte Schwester zu „Evermore“ und „Folklore“. Auch wenn die Songs in ein moderneres, zeitgemäßes Gewand gehüllt sind als die von „Evermore“ und „Folklore“, im Kern sind sie große Oldschool-Songs. Am besten entfalten diese Songs - sie handeln meist von allerlei menschlichen Schwächen, wie etwa Selbstverachtung - wohl tatsächlich nach Mitternacht ihre Wirkung.

„This is a collection of music written in the middle of the night, a journey through terrors and sweet dreams. The floors we pace and the demons we face. For all of us who have tossed and turned and decided to keep the lanterns lit and go searching - hoping that just maybe, when the clock strikes twelve ...we´ll meet ourselves.“

Vielleicht ist Taylor Swift ja mit ihrem bereits zehnten Studioalbum für den Ohrwurm-Pop, für den sie bekannt ist, inzwischen zu gereift. Stattdessen bietet ihr neues Album Musik, die manchmal an Billie Eilish erinnert, etwa bei „Vigilante Shit“ oder ein Duett voller Understatement mit einer anderen US-Pop-Göttin, nämlich „Snow On The Beach“ zusammen mit Lana Del Rey.

Taylor Swift spielt in ihrer ganz eigenen Liga, schert sich nicht darum, was andere in der Popwelt gerade machen. Taylor Swift macht ihr eigenes Ding. „Midnights“ ist das gelungene Ergebnis.

„Midnights“ ist leicht verschwommen, atmosphärisch und geschmackvoll gedämpft. Die Songs heben nie wirklich ab, auch wenn man manchmal glaubt, dass es gleich so weit sein könnte, etwa bei „Maroon“, einem Track, in dem Ambient Sounds auf Shoegaze-Gitarren treffen.

mehr Musik:

Aktuell: