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Eine Frau sitzt in einem Kinosessel. Auf der Leinwand vor ihr sieht sie eine Frau in einem alten Film.

Viennale | Nina Menkes

viennale

Wie Hollywoods Bildsprache eine Kultur des Missbrauchs legitimiert

Die männliche Perspektive hat den Film über ein Jahrhundert lang dominiert. In ihrer neuen Doku „Brainwashed: Sex - Camera - Power“ geht die unabhängige Filmemacherin Nina Menkes der Frage nach, wie die vom männlichen Blick geprägte Bildsprache Hollywoods seit den 1940er Jahren Frauen objektiviert und eine in der Filmindustrie präsente Kultur des Missbrauchs legitimiert.

Von Natalie Brunner

„Brainwashed: Sex - Camera - Power“ von Nina Menkes ist ein gleichermaßen schockierender wie großartiger Dokumentarfilm, der patriarchale Sehgewohnheiten, welche die Geschichte des Kinos dominieren, entlarvt. Es werden an die 200 aus dem Zusammenhang genommene Filmausschnitte gezeigt, die den, wie Menkes sagt, predatory Blick der Filmkamera auf den weiblichen Körper verdeutlichen.

Auch Menkes selbst ist gelegentlich im Bild zu sehen, während der Lecture, auf der der Film beruht, mit einem Laserpointer in der Hand, wie sie vor dem Publikum spricht, eine Mischung aus Universitätsvorlesung und Ted Talk.

Der Film enthält auch ein Interview mit der inzwischen über 80-jährigen Filmtheoretikerin Laura Mulvey, die den Begriff male gaze in ihrem Werk an des Schnittstelle von Psychoanalyse, Filmtheorie und Feminismus bereits in den 1960er Jahren geprägt hat.

Anhand von Filmclips aus sehr respektierten Werken des Hollywoodkinos untersucht Nina Menkes, wie Frauen zu Objekten gemacht und ihrer Handlungsfähigkeit beraubt werden. Weiters stellt sie die Frage, was diese Bildsprache damit zu tun hat, dass 94 Prozent der in Hollywood arbeitenden Frauen mit einer Form von Missbrauch oder sexueller Gewalt konfrontiert worden sind, und es immer noch nur eine verschwindend kleine Zahl von in Hollywood arbeitenden Filmregisseurinnen gibt.

Nina Menkes bei ihrer Vorlesung

Viennale | Nina Menkes

Nina Menkes „Brainwashed: Sex – Camera – Power“ ist im Rahmen der Viennale am 1. November im Wiener Filmmuseum zu sehen.

Wie schädlich und gefährlich der internalisierte männliche Blick in der Filmsprache des Hollywoodkinos ist, belegt Menkes mit Beispielen aus Filmen wie „Blade Runner“, „Carrie“, „Titane“ und „Lost in Translation“. Teilweise sind es auch von Frauen gemachte Filme, die den Blick des Patriarchats reproduzieren und Frauen als den männlichen Akteuren zur Verfügung stehende Objekte inszenieren. Nina Menkes dazu im FM4 Interview: „When we look at the so-called masterpieces of world cinema, whether it’s Godard, Quentin Tarantino, Sofia Coppola, Martin Scorsese or Wim Wenders, we see that they have done the same thing. And these are the the so-called A-list. They all do it.“

Was könnte diesen Kreislauf unterbrechen?

Nina Menkes: „The very first step is awareness and consciousness. Most of this stuff we absorb unconsciously, and that’s the worst. Being aware is like the first step to getting rid of it. The next step is having more films made, that do not do this. We need more films where women are allowed to be human beings and do not have to be flawless and perfect. A movie star like Nicole Kidman, I think, she’s almost 60 years old and she looks 25. She’s had so much surgery because she doesn’t feel like she will be accepted as a human being. And she’s right, she will not be accepted as a human being in the film world. This is what we have to deal with. Change will have to happen so that we can accept ourselves as human beings.“

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