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Lilith Stangenberg zu Gast bei FM4

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„Aguirre - Der Zorn Gottes“ macht mich glücklich

Man trifft den Teufel, Märchenkönige, Vampire und den Zorn Gottes beim Streifzug durch die Filme, die Schauspielerin Lilith Stangenberg geprägt haben.

Von Pia Reiser

Filmpodcast

Radio FM4

Im FM4 Filmpodcast spricht Lilith Stangenberg über Filme, die sie geprägt haben, die Dreharbeiten mit Wölfen bei „Wild“ und warum die Kunst unbedingte Freiheit braucht. Immer Montag um Mitternacht auf FM4 - und ab 22 Uhr, überall, wo es Podcasts gibt.

Sie habe sich sehr über die Einladung gefreut, sagt Lilith Stangenberg, als wir nach einer Stunde Aufnahme für den FM4 Filmpodcast die Kopfhörer abnehmen. Sie sei ein Filmnerd, erzählt sie weiter, sie schaue jeden Tag einen Film. Manchmal schaut sie auch achtmal in der Woche „Salo - die 120 Tage von Sodom“ von Pier Paolo Pasolini, ergänz aber, das man den vielleicht doch nur einmal sehen sollte. Sie habe sich damit auf eine Zusammenarbeit mit dem Aktions- und Performancekünstler Paul McCarthy vorbereitet. Mit McCarthy gemeinsam war Stangenberg auch dieses Jahr im Volkstheater zu sehen, eine seriell angelegt Performance, die ihren Ursprung in Liliana Cavanis Film „Der Nachtportier“ (1974) hat. Darin trifft eine junge Frau, die das KZ überlebt hat auf einen ehemaligen SS-Mann, der inzwischen als Nachportier in Wien arbeitet. „Der Nachportier“ erzählt von einer sadomasochistischen Beziehung, einer Obsession, in Italien wurde der Film kurzzeitig von den Zensur verboten.

Szenenbild aus "Der Nachtportier"

Platform Entertainment

„Der Nachtportier“

Verbotene und umstrittene Filme sind der rote Faden, der sich durch die Filme zieht, die Lilith Stangenberg im Fragebogen des FM4 Filmpodcast nennt. „Ichi the Killer“ hat keine Jugendfreigabe, „Salo“ darf im Fernsehen nicht gezeigt werden, „Teufel“ von Andrzej Żuławski war bis 1988 in Polen indiziert und bei „Ludwig“ protestierte zumindest Bayern gegen die Darstellung des Märchenkönigs. Märchenkönige, Teufel, den Zorn Gottes und Vampire trifft man in Stangenbergs liebsten Filmen, zu letzterem Mythos hegt sie eine besonders große Liebe, sie fasziniere die Traurigkeit und die Einsamkeit dieser Figuren, die oft als blutdurstige Monster dargestellt werden.

Mit dem Vampirmythos spielt auch eine Episode des „Tatort“, in der Stangenberg eine junge Frau mit Lichtallergie spielt. Und in Julian Radlmaiers sensationeller marxistischer Vampirkomödie „Blutsauger“ ist Stangenberg in die Seidenkimonos und Hütchen von Octavia von Flambow-Jansen geschlüpft. Fabrikantentochter und Blutsaugerin an der Ostsee. Dass die Figur der Octavia nach der Octavia in Veit Harlans „Opfergang“ benannt worden ist, erzählt Stangenberg, als wir schon im Taxi sitzen. Das sitzt natürlich, wie alles, was Radlmaier textlich oder visuell zitiert, „Blutsauger“ (spoiler alert) endet mit einer den Faschismus ankündigenden Kornblume im Bild.

Szenenbild "Blutsauger"

Viennale

Lilith Stangenberg in „Blutsauger“

Harlans bekanntestes Werk als NS-Propagandaregisseur ist „Jud Süß“, „Opfergang“ nennt Lilith Stangenberg auf die Frage, welchen Film sie sich kein zweites Mal anschauen möchte. „Opfergang“ ist nicht wie „Jud Süß“ ein offensichtlicher NS-Propagandafilm, aber natürlich schwingt in Themen und vor allem der Ästhetik die Propaganda mit. (Für Slavoj Zizek ist „Opfergang“ übrigens einer der besten Filme, die je gedreht worden sind).

Stangenberg spricht überlegt und pointiert über Filme, die ihr viel bedeuten und ihre Arbeit. In Wien war sie, weil sie im neuen Stück von Jonathan Meese zu sehen war - weitere Aufführungen von „Barrier Reef“ gibt es 2023. Und wenn da ohne Spielanleitung steht, dann ist das auch so. Ich weiß jetzt auch noch nicht, was da genau passieren wird., so Lilith Stangenberg. Aber wir treffen uns ja auch schon am Nachmittag.

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