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Drake & 21 Savage im Video zum gemeinsamen Song "Jimmy Cooks"

Drake & 21 Savage

hiphop-lesekreis

Drake setzt an der Seite von 21 Savage einen neuen Tiefpunkt

Mit einem Seitenhieb auf Kollegin Megan Thee Stallion macht sich der Rap-Superstar über Gewalt gegen Frauen lustig. Der große Aufschrei ist bis jetzt ausgeblieben.

Von Stefan „Trishes“ Trischler

Keine vier Monate nach seinem Ibiza-Ausflug kehrt Drake gemeinsam mit seinem Kollegen 21 Savage aus Atlanta mit dem Album „Her Loss“ in Rap-Gefilde zurück. Im Song „Circo Loco“ bleibt er vom Titel her noch auf der Balearen-Insel (so heißt dort nämlich eine berühmte Clubnacht) und samplet den großen Daft-Punk-Hit „One More Time“. Inhaltlich zeigt der Song aber auch ziemlich brutal die vorherrschende (und offenbar öffentlich akzeptierte) Misogynie im Mainstream-Rap auf.

This bitch lie ‚bout gettin‘ shots, but she still a stallion

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Aus dem Drake-Camp wird verlautbart, in dieser Zeile gegen Anfang des Songs ginge es nur um eine Frau, die ihre kosmetischen Injektionen verheimlicht. Als professionellem Beobachter des Rap-Geschehens kann es dem Superstar (und seinem Team) aber nicht entgangen sein, dass diese 47 Buchstaben auch anders gelesen werden können: Rapperin Megan Thee Stallion wurde im Juni 2020 nach einem Streit von ihrem Kollegen Tory Lanez in den Fuß geschossen. Tory Lanez versuchte daraufhin, sie zuerst mit Geld und dann mit einer Hasskampagne im Internet zum Schweigen zu bringen. Drake unterstellt Megan also hier, diesen Vorfall (nach dem sie operiert werden musste) nur erfunden zu haben. Waffengewalt gegen eine Frau wird so zu einem Witzchen, einem aus Drakes Sicht wohl clever wirkenden double entendre.

Eingebettet ist der Song in ein Album, bei dem der Titel „Her Loss“ schon die Richtung vorgibt: Ihr Pech! Der 36-jährige Drake versucht sein ewig beleidigtes Buben-Ego mit Abenteuergeschichten von willigen Frauen, Drogen und Reichtum wieder aufzurichten. 21 Savage, der in den drei Jahren seit seinem letzten offiziellen Album sehr häufig in Gastrollen geglänzt hat, tut auch hier im Prinzip genau das. Stimmlich ergänzt er sich mit Drake gut, der steht aber eindeutig im Vordergrund.

Das Albumcover von 'Her Loss' ziert ein Foto von Suki Baby aus Houston

Paris Aden

Dank der ausgefeilten Produktionen („Circo Loco“ ist da noch eine der einfallsloseren Nummern) hört sich die Platte also insgesamt ziemlich gut an, wenn man eben nicht so genau auf den Inhalt aufpassen würde! Denn da drängt sich ob der vielen kleinlichen Seitenhiebe auf prominente Menschen der Eindruck auf, Drake würde öffentliche Empörung nicht nur in Kauf nehmen, sondern sie als Teil eines konzertierten Marketingplans sehen - wie das Alt-Right- und Incel-Influencer schon seit Jahr und Tag praktizieren.

Warum der Aufschrei über die Megan-Zeile dennoch nicht lauter ausfällt, fragen sich Natalie Brunner, Mahdi Rahimi im HipHop-Lesekreis:

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