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Der schwarze Panther

Marvel

Blockbuster mit politischem Tiefgang

Das fast dreistündige Blockbuster-Actionspektakel „Black Panther: Wakanda Forever“ verbindet das Marvel-Universum mit Politik und Popkultur. Auch der zweite Teil der Filmreihe holt afrofuturistische Ideen in den Hollywood-Mainstream.

Von Natalie Brunner

„Black Panther: Wakanda Forever“ dreht sich zunächst um Verlust und Trauer. 2020 ist der Darsteller des Black Panther, Chadwick Boseman, an Krebs gestorben. Dieser Verlust in der realen Welt wird in der ersten Hälfte des Films sehr respektvoll verhandelt. Der Film lässt keine animierte Version des verstorbenen T’Challa-Darstellers auftreten, wie das zum Beispiel „Star Wars“ mit Carrie Fisher getan hat.

Die moralisch schwierigen Diskussionen, wer über die Persönlichkeitsrechte verstorbener Schauspieler*innen verfügt, bleiben erspart und der Film konzentriert sich mehr auf die Frage, wie die nun zum Matriarchat gewordene Nation Wakanda versucht, diese Lücke politisch, organisatorisch und militärisch zu schließen. Den Struggle, ohne Unterstützung der Männer als Familie, als Gemeinschaft zu überleben, kennen afroamerikanische und lateinamerikanische Frauen gut. Aufgrund der Masseninhaftierung und gewaltsamen Tode sind die Väter in diesen Communitys sehr häufig abwesend.

Die Schauspielerinnen Danai Gurira und Angela Bassett

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In einer beindruckenden Szene tritt Königin Ramonda, die nun wieder Wakanda regierende Mutter von T’Challa, gespielt von Angela Basset, vor den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und hält eine Rede darüber, warum Wakanda den seine Technologien befeuernden Rohstoff Vibranium auch in Zukunft nicht mit den Supermächten teilen wird. Die real gegenwärtige Gier der Weltmächte nach Rohstoffen wird in dieser Szene thematisiert. Auch die historische Gier der Kolonisator*innen nach Rohstoffen, die einen unfassbaren Völkermord in den Amerikas und in Afrika mit sich gebracht hat und Grundlage der heutigen Weltordnung ist, spielt eine Rolle in „Black Panther: Wakanda Forever“.

Wir verlosen eine schöne goodie bag zu „Black Panther: Wakanda Forever“ mit einem Rucksack und anderem.

UPDATE: Der Einsendeschluss ist vorbei, die Gewinner*innen wurden bereits per Mail verständigt.

Nach dem Auftritt von Königin Ramonda vor dem Sicherheitsrat werden die real existierenden Supermächte zu Statisten. Ihre Gier nach Vibranium hat nämlich einen neuen Gegenspieler aus den Tiefen des Ozeans erweckt: Wakanda gerät in Konflikt mit einem anderen versteckt lebenden Volk, das Vibranium kennt und nützt, nämlich den Unterwassernachkommen der Maya, die im Verborgenen die Conquista überlebt haben.

Der Schauspieler Tenoch Huerta

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Dieses Volk ist blau wie die Figuren in „Avatar“. Sie tragen von den Maya inspirierte Kostüme, wobei ich Federschmuck unter Wasser für eine schwierige Idee halte. Ihr Anführer Namor ist eine Mischfigur aus dem Marvel-Charakter gleichen Namens und aus dem Maya-Gott Kukulkan, der gefiederten Schlange, dem Gott der Auferstehung und der Reinkarnation, welcher der Legende nach aus dem Ozean kommt und zum Weltuntergang auf die Erde zurückkehren wird.

Auch hat die Geschichte des Unterwasservolks Ähnlichkeiten mit dem afrofuturistischen Drexciya-Mythos. Dieses „Black Atlantis“ ist ein Unterwasserland, das von den Kindern afrikanischer Frauen bewohnt wird, die während der Verschleppung über den Atlantik von den Sklavenschiffen geworfen wurden. Dieser Mythos ist entstanden, da von den 12 Millionen Afrikaner*innen, die verschleppt worden sind, 1,8 Millionen die Überfahrt nicht überlebt haben, weil sie krank, schwanger oder schwach waren und von den Sklavenhändlern über Bord geworfen wurden.

Namor

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Da die Kinder in diesem Mythos nie an Land geboren wurden, konnten sie unter Wasser atmen: zunächst durch das Fruchtwasser, dann mit ihren Lungen, die besser an die Wasserwelt angepasst waren. Die Idee dieses Black Atlantis ist sehr präsent in afrofuturistischer Popkultur und afrodiasporischer bildender Kunst. Das in den 90er Jahren aktive, anonym agierende Detroiter Electro-Duo Drexciya hat diesen Mythos als Tableau benutzt, um eine Utopie frei von Fremdstimmung zu entwerfen.

Mit den die Welt zerstörenden Nachkommen der Kolonisator*innen will auch das in „Black Panther: Wakanda Forever“ auftauchende, Walfische reitende Volk der Unterwasser-Maya-Nachkommen nichts zu tun haben. Das bringt sie in Konflikt mit dem Matriarchat von Wakanda. Die gegnerischen Parteien sind beide keine Bösewichte. Der Konflikt, in dem sie sich wiederfinden, ist ein Resultat von Kolonialismus und Sklaverei. Dieser Ansatz macht den Film zu einem spannenden Hollywood-Blockbuster.

Die Schauspielerinnen Danai Gurira und Letitia Wright

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Alle Hauptrollen werden von Schwarzen Darstellerinnen gespielt. Jeder Charakter ist differenziert. Sie sind Wissenschaftlerinnen, Politikerinnen, Kriegerinnen, keine Schablonen, sondern Geschichte schreibende autonome Subjekte. Die „Black Panther“-Serie läutet zum zweiten Mal eine neue Ära das Superheld*innenkinos ein.

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