FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Connie Constance

Joel Palmer

Der Song zum sonntag

Der Song zum Sonntag: Connie Constance - „Miss Power“

Für ihr zweites Album hat sich die britische Musikerin Connie Constance vom Bild losgerissen, das andere über sie entwickelt haben. Der Titeltrack „Miss Power“ ist für diese Emanzipation der beste Beweis.

von Michaela Pichler

Es waren gute letzte zwei, drei Jahre für junge Gitarrenmusik in Sachen Neuentdeckungen: Vor allem aus Großbritannien kommen in letzter Zeit immer mehr Indie-Rock-Newcommerinnen, die einem einst angestaubten Genre wieder Innovation und Spaß einhauchen. Dazu zählen Acts wie Wet Leg, Coach Party oder auch Connie Constance. Gerade hat sie via PIAS ihre zweite Platte „Miss Power“ veröffentlicht. Miss Power, das könnte der Name einer genialen Superheldin sein. Oder natürlich auch das Gegenteil davon: eine böse Superschurkin. Bei Connie Constance ist definitiv ersteres der Fall.

Aufgewachsen ist die Singer-Songwriterin in den britischen Nuller Jahren in Watford, mit den Arctic Monkeys im Ohr und mit dem bürgerlichen Namen Constance Power. Der allein wäre schon ein guter Künstlername gewesen. 2019 veröffentlicht sie aber als Connie Constance ihr Debütalbum „English Rose“ – eine feine Sammlung an neo-souligen Songs, die gerne auch als R’n’B betitelt wurden. Von dieser musikalischen Zuschreibung wollte sich Constance dann aber losreißen - zu oft wurde sie als Schwarze Künstlerin in die stereotype R’n’B-Schublade gesteckt, ohne dass diese Personen überhaupt einen Ton ihrer Musik gehört hätten.

Your preconceptions are out of time / Now I’m the woman of the hour

Nun hat sich Connie Constances Sound also nicht nur aus einer kurzweiligen Laune heraus in eine andere Richtung entwickelt: Das zweite Album „Miss Power“ klingt genauso druckvoll und energisch, wie der Titel erahnen lässt. Ein neuartiger Indie-Sound, der an Kolleginnen wie Willow oder Nilüfer Yanya erinnert. Im Titeltrack „Miss Power“ tritt Connie Constance selbstbewusst und unabhängig auf.

Was passiert mit dem Selbstwertgefühl, wenn man einfach mal die Behauptung aufstellt, die großartigste Person der Welt zu sein!? Oder in Connie Constances Fall, die „woman of the hour“ zu sein? In „Miss Power“ hat die Solokünstlerin diese Zauberworte ausgesprochen und konnte sie selbst erst glauben, als sie zuerst auf Papier und dann im Song aufgetaucht sind.

Im dazugehörigen Musikvideo lipsynct Connie Constance zu ebendiesem Songtext, während sie in einem Pick-Up-Truck aufs Gaspedal tritt. Das Freiheitsgefühl ist ihr ins Gesicht geschrieben. Angehalten wird bei einem Wald, in dem sich die Musikerin zur Martial-Arts praktizierenden Action-Heldin verwandelt. Inspiration hat sich Connie Constance aus ihrem Umfeld geholt, wie sie in einer Presseaussendung erzählt: “I was raised by my mum – she’s a boss. All my best mates are boss females that kick arse and that’s the energy I feel and want to represent.”

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

It’s too late / The damage is already done / I’m moving like a hit and run / Could be nice to be lonely / Could be nice to be lonely

Die eigenen Ängste und Sorgen hinter sich zu lassen und sich stattdessen mit mehr Selbstvertrauen auszustatten ist die eine Sache, doch wie dann das Umfeld darauf reagiert, eine andere. Wenn das Gegenüber mit der neu gewonnenen Unabhängigkeit einer Selbst aber nichts anfangen kann oder sich gar davon bedroht fühlt, dann hilft laut Connie Constance nur noch eines: Lieber Abschied nehmen und weiterziehen, auf zum nächsten Befreiungsschlag.

Aktuell: