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Filmflimmern

Filmflimmern

Große Diskussionen gibt es um Dave Chappelles SNL-Monolog, die Anklage gegen Kevin Spacey wird ausgeweitet, Steven Spielberg dreht ein „Bullitt“-Remake mit Bradley Cooper und der Trailer zur Lizzo-Dokumentation ist da!

Von Pia Reiser

Dort, wo Comedian Dave Chapelle auftritt, entstehen Kontroversen. Nach Vorwürfen der Homo- und Transphobie in seinem Netflix-Special „The Closer“ steht nach Chapelles Eröffnungs-Monolog der letzten Ausgabe von „Saturday Night Live“ der Vorwurf des Antisemitismus im Raum. Chappelle wärmt u.a. das „Jews run Hollywood“-Klischee auf, das die verschwörungstheoretische Annahme der Gier der jüdischen Bevölkerung nach Macht und Kontrolle füttert - und mit der „Gründerzeit“ Hollywoods, als viele Studiobosse tatsächlich aus jüdischen Familien waren, nichts mehr zu tun hat.

Chapelle spricht über Kanye West und thematisiert auch die Aufregung um Basketball-Star Kyrie Irving, der kürzlich den Link zu einer Dokumentation gepostet hat, die antisemitisch ist – und den Holocaust leugnet. Darauf, dass Irving von der NBA zu einer Entschuldigung gezwungen wurde, reagiert Chappelle mit der - hier auch kausal nicht greifenden - Keule, dass Black Americans nichts mit dem Holocaust zu tun hatten.

Chapelle geht es in seinem SNL-Monolog weniger um die Aussagen, als wie und wie schnell darauf reagiert wird. Bei Verdacht auf Antisemitismus würde quasi sofort reagiert, während Rassismus und Benachteiligung der schwarzen Bevölkerung weniger Beachtung fänden. In der Comedy von Dave Chapelle wird der Grad der Unterdrückung zum Wettkampf und er spielt für eine Pointe oft Communities gegeneinander aus. You can shoot and kill a black man in this country but you better hurt not a black person’s feelings, so Chapelle in „The Closer“.

Für Chapelle hat die LGBTQ Community in kurzer Zeit viel erreicht, während der Rassismus gegen Schwarze in den USA seit Jahrzehnten systemimmanent und allen Weißen egal ist. Bei all diesen oft hinkenden Äpfel-Birnen-Vergleichen muss man sich auch daran erinnern, dass Dave Chappelle ein Comedian ist und kein Politiker oder Journalist. Und dass Bühnenpersona und Privatperson zu trennen sind. Während einige Comedians – auch jüdische – seinen Monolog verteidigen, ist für die Menschenrechtsorganisation „Anti Defamation League“ der Fall klar: Dave Chappelles Monolog würde Antisemitismus nicht nur normalisieren, sondern populär machen. Und das ist angesichts der Tatsache, dass sich letztes Jahr antisemitische Hassverbrechen in New York und Los Angeles verdoppelt haben, vielleicht essentieller bei der Einordnung von Chappelles Monolog als die Freude über eine gelungene Dramaturgie oder der alte Stehsatz, dass Komödie in erster Linie mal alles dürfen muss.

Und sonst?

  • Immer wenn ein Franchise endet, steht ein anderes wieder auf: „Pirates of the Carribbean“ wird mit Margot Robbie nicht wiederbelebt, dafür soll Greta Gerwig gleich zwei „Chronicles of Narnia“-Filme für Netflix inszenieren.
  • Ab nächstem Jahr soll es ein österreichweit geltendes Abo-System fürs Kino geben. Nonstop heißt das Ganze und um 22 Euro im Monat kann man dann in den teilnehmenden Spielstätten in Wien, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Steiermark und Niederösterreich so oft man möchte ins Kino gehen!
  • Antonin Svoboda dreht einen Film über Nicola Werdenigg. Die österreichische Ex-Skirennläuferin hat 2017 im Zuge der #metoo-Debatte über sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen im Skisport berichtet. Maya Unger spielt in „Persona non Grata“ Werdenigg.
  • Die Anklage gegen Kevin Spacey wegen sexuellen Übergriffen wurde ausgeweitet.
  • Große Freude über Förderzusagen des ÖFI für den neuen Film von Sandra Wollner, der den schönen Titel „The First Ghost“ trägt, einen auf offener See spielenden Film namens „The Monster“ von Patrick Vollrath und - auf sowas warte ich wegen absurd großer Angst vor allem Krampussigen und Perchiten schon lange - ein Film von Senad Halilbašić über zwei konkurrierende Krampusvereine in einem kleinen Ort. Aktueller Titel des Films: „Die beste Angst“.
  • Das Plakat für Frauke Finsterwalders „Sissi & ich“ ist eine Schönheit!
  • Quentin Tarantino weiß, wie man eine effiziente und wenig aufwendige press tour hinlegt. Man gibt ein paar Interviews und lässt in jedem einen so einfachen wie zitierwürdigen Satz fallen, der dann von vielen anderen Medien aufgegriffen und zu einem Artikel aufgeblasen - und dann wird natürlich noch erwähnt, dass Tarantinos neues Buch „Cinema Speculation“ erschienen ist. Zitate-Highlights bisher:„We live in the worst Era in Hollywood History“, „I will never work for Marvel“, „These seven films are perfect“ - und möglicherweise schließt Tarantino seine Regie-Karriere doch nicht mit einem Film, sondern mit einer Serie ab.
  • Stephen Spielberg dreht ein „Bullitt“-Remake mit Bradley Cooper.
  • Ein Remake von „Escape from New York“ ist in Planung.
  • Guilhermo del Toro hat einen kleinen CGI-Test-Clip seines nie gedrehten Films „At the Mountains of Madness“ - beruhend auf dem gleichnamigen Buch von HP Lovecraft - veröffentlicht.
  • Kingdom of dreams“ ist eine neue vierteilige Dokumentation, die sich mit der Mode-Ära der 1990er Jahre beschäftigt: Von Alexander McQueen über Tom Ford zu Marc Jacobs.
  • Der Trailer für die Lizzo-Doku „Love Lizzo“ ist da!
  • Der Einfluss von Akira Kurosawa auf „Star Wars“.

Termine

„Porträt of a Lady on Fire“-Regisseurin Celina Sciamma ist diesen Sonntag bei der großartigen Veranstaltung „Female Perspectives“ im Stadtkino in Wien zu Gast. Mit Gästen aus dem Bereich Regie, Schauspiel und Filmtheorie widmet man sich Fragen, die sich mit queeren Perspektiven, wo finden sich feministische Sichtweisen im Film – und wie sehr prägt uns alle der lange Zeit vorwiegend „männliche Blick“ des Kinos? Mit letzter Frage beschäftigt sich die Dokumentation „Brainwashed: Sex - Camera - Power“, die auch auf der Viennale zu sehen war. Das genaue Programm findet ihr hier.

20 und 21. November 2022: Female Perspectives im Stadtkino, Wien

Einblicke in die Gegenwart und Zukunft des österreichischen Films erhält man bei der Werkschau der Filmakademie Wien. Von 22.-25 November 2022 gibt es Filmpremieren aber auch einige Festivallieblinge zu sehen. Wer sich außerdem immer schon mal gefragt hat, wie österreichische Filmförderung funktioniert, wie, was, warum oder warum nicht gefördert wird, der kann sich beim „1. Infotag Film – Förderstellen stellen sich vor“ am 24.11 umfassend informieren.

20.-25. November: Werkschau Filmakademie Wien
24.11: 1. Infotag Film – Förderstellen stellen sich vor

Ebenfalls weibliche Perspektiven, Filme von Frauen und über Frauen gibt es bei der veranstaltung Frau.Macht.Film im Moviemento, Linz.

17.-19. November: Frau.Macht.Film, Moviemento, Linz

Neu im Kino/Stream

The Menu
Satire und Thriller tanzen hier einen höchst vergnüglichen Tanz und nebenbei watscht der Film auch noch affige Feinschmecker-Anwandlungen ab. Ralph Fiennes lädt in „The Menu“ als gefeierter Gourmetkoch in ein exklusives Restaurant auf einer abgelegenen Insel - der Abend verläuft dann aber anders, als es sich die Wall Street Bros, Schauspieler und GastrokritikerInnen erwartet hätten. Mehr zu „The Menu“ gibt es hier.

Szenenbild "The Menu"

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Marcel the Shell with Shoes on
Vor 12 Jahren waren die Videos einer Mini-Muschel mit Wackelauge eine Youtube-Sensation, jetzt gibt es „Marcel the shell with shoes on“ in Spielfilmlänge. Wieder leiht Jenny Slate Marcel ihre Stimme, Marcels Oma wird von Isabella Rosselini gesprochen und die beiden leben zu zweit in einem Airbnb-Apartment, nachdem der Rest der Muschel-Community in einer stürmischen Nacht verschwunden ist. Bezaubernd und melancholisch und wahnsinnig komisch erzählt dieser Film von Verlust und Erinnerung.

Zu sehen am 19.11 um 16:30 im Filmcasino, Wien

Marcel the Shell with shoes on

A24

1899
Jantje Friese und Baran bo Odar, die Showrunner hinter der Netflix-Erfolgsserie „Dark“ sind zurück. Heute startet die Mystery-Thrillerserie „1899“ auf Netflix. Wir begleiten europäische Auswanderer auf einem Schiff von London nach New York. Mitten auf dem Meer stoßen die Reisenden auf ein weiteres Schiff, eines von dem man angenommen hatte, dass es gesunken ist. Christian Fuchs hat Jantje Friese und Baran bo Odar zum Interview getroffen.

In diesem Sinne: I’m on a boat! (The Lonely Island)

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