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Cover-Art von "Marvel Snap"

Second Dinner / Nuverse / Marvel

Oh, Snap! Hier ist ein knackiges Kartenspiel im Marvel-Universum

Schnelle Partien, tolles Gamedesign und eine fantastische Präsentation mit bekannten Superheldinnen und -helden: „Marvel Snap“ könnte auch langfristig der neue Star unter den digitalen Sammelkartenspielen werden.

Von Robert Glashüttner

Ihr habt es vielleicht schon auf dem einen oder anderen Social-Media-Kanal gesehen, oder möglicherweise sogar schon selbst ausprobiert: Mitte Oktober ist ein neues Game erschienen, das viel beworben wird, obwohl es diese Werbung wahrscheinlich gar nicht nötig hätte. Es trägt nämlich eine der stärksten Brands der zeitgenössischen Popwelt überhaupt im Namen: Marvel.

„Marvel Snap“ verspricht ein übersichtliches, aber abwechslungsreiches Spielerlebnis und schnelle Partien, die nicht länger als fünf, sechs Minuten dauern. Gespielt wird mit vielen bekannten und weniger bekannten Charakteren aus dem Marvel-Universum. Aus ihnen erstellt man kleine Decks, die aus jeweils zwölf Karten bestehen, und tritt damit online gegen zufällig ausgewählte Spieler*innen an.

Der Brode-Effekt

„Marvel Snap“ hat seinen Startvorsprung aber nicht nur in einer äußerst attraktiven Popkultur-Brand, sondern auch mit seinem öffentlichen Gesicht: Ben Brode, von 2015 bis 2018 Lead-Designer beim Computerkartenspiel-Schwergewicht „Hearthstone“. Während dieser Zeit wurde er für seine enthusiastische, begeisterte und sympathische Wesensart bekannt, die perfekte PR-Inszenierung und Authentizität kombiniert - eine äußerst ungewöhnliche Mischung. 2018 gründet Ben Brode seine eigene Firma Second Dinner. Danach hört man eine Weile lang nichts – bis Mitte Mai diesen Jahres der erste Trailer von „Snap“ und im Oktober das Game in seiner ersten Version erscheint.

In den vergangenen Monaten wurde bereits kräftig die Werbetrommel gerührt. Vor allem große „Hearthstone“-Streamer*innen, die Brode natürlich noch von seinem alten Job kennt, bekommen „Marvel Snap“ früh in die Finger und machen bald ihre ersten Promotion-Videos. Gut fürs Game ist, dass es schnell erklärt ist: Man stellt sich kleine Kartendecks zusammen und kämpft über nur sechs, manchmal sieben Runden hinweg. Die Karten werden auf drei verschiedene Orte (Locations) aufs Spielbrett gelegt, und wer am Schluss die meisten Punkte auf zwei der drei Orte hat, gewinnt.

Immer neue Orte mit neuen Effekten

Die Abwechslung kommt bei „Marvel Snap“ neben den Karten auch durch diese drei Orte ins Spiel, die immer wechseln und innerhalb der ersten drei Züge erst vollständig aufgedeckt werden. Es gibt einige unterschiedliche Effekte wie zum Beispiel: „Hier kann man nur diese und jene Karte herlegen“, oder „Nach Zug 3 werden deine Karten hier mit denen des Gegners getauscht“. So wird jede Partie auch ein bisschen unberechenbar und verlangt damit von den Spieler*innen Spontaneität und Flexibilität.

Screenshot aus "Marvel Snap"

Second Dinner / Nuverse / Marvel

Unter Windows ist „Marvel Snap“ noch mit Early Access gekennzeichnet. Spieler*innen erhoffen sich hier bald eine eigene, angepasste Version - etwa ohne rein vertikalem Spielfeld.

Glänzende Karten

Neben dem kompakten Game an sich ist das größte Asset von „Marvel Snap“ seine Präsentation: Das Artdesign der Karten und der Logos der jeweiligen Figuren wie Spider-Woman, Ant-Man oder Hulk sind ebenso hübsch wie auffällig. Man verbessert die Karten nach und nach visuell, damit sie noch mehr schimmern und glitzern. Dazu kommen die Schlachtrufe, wenn man Karten spielt, die unter anderem von Hollywood-Stars wie Samuel L. Jackson eingesprochen wurden.

Ein knackiges Kartenspiel im Marvel-Universum mit einer fantastischen audiovisuellen Präsentation. Was fehlt da noch zur Videospiel-Welteroberung? - Genau, die ständige Spielbarkeit. „Snap“ ist ein Smartphone-Game und sieht sowohl auf kleinen als auch größeren Displays gut und übersichtlich aus. Man kann das Game zwar auch unter Windows am PC spielen, aber in erster Linie ist das ein Spiel für unterwegs.

Wirre Monetarisierung

Der einzige Wermutstropfen von „Snap“ liegt in seiner Monetarisierung. Das Spiel ist free-to-play und die dahinter liegenden Firmen verdienen mit In-Game-Käufen Geld. Das dazugehörige Monetarisierungssystem ist zwar fair und zieht uns kein Geld aus der Tasche, dafür ist es fortgeschritten wirr. Es gibt zwei Währungen: Gold (um Echtgeld erwerbbar) und Credits (die mit Gold gekauft werden können). Neue Karten bekommt man durchs Hochklettern bei den sogenannten Collection Levels, die wiederum durchs visuelle Verbessern der bestehenden Karten (siehe oben) erhöht werden, für die man Credits und individuelle XP-Punkte benötigt (die ihrerseits nur für die jeweilige Karte einsetzbar sind). Durchs Abschließen von Missionen („Gewinne drei Partien“, „Erobere eine Location mit nur einer Karte“, etc.) erhält man Credits und Experience-Punkte. Mit letzteren kann man wiederum kleine Preise (Gold, Credits, usw.) freischalten - aber nur dann, wenn man vorher um rund 12 Euro den aktuellen Season Pass gekauft hat.

Alles klar? Aber keine Sorge, das Game ist auch mit keinerlei Geldinvestition ohne Einschränkungen spielbar. Zugriff auf alle (derzeit rund 150) Karten zu bekommen, dauert so oder so länger. Das macht aber nichts, weil man immer nur gegen jene Spieler*innen antritt, die im selben Karten-Pool sind wie man selbst. Außerdem wird jede Woche an den Locations geschraubt, so dass neue hinzukommen und manche besonders oft in Partien auftauchen. Das sorgt für Abwechslung - auch dann, wenn die eigenen Karten eine Weile lang mehr oder weniger gleichbleiben.

Screenshot aus "Marvel Snap"

Second Dinner / Nuverse / Marvel

Snap?

Aber warum heißt es nun eigentlich „Marvel Snap“? - Weil bei jeder Partie Spielsteine, sogenannte Power Cubes, als Einsatz in den Topf geworfen werden, um die gespielt wird. Diese Steine sind gleichzeitig die Währung, mit der man seinen Rang erhöht: Je mehr Cubes man hat und bekommt, desto besser der eigene Rang. Wer in einer Partie snappt, erhöht von mindestens einem Stein auf maximal acht Steine und damit den Druck auf Kontrahenten oder Kontrahentin. Eine Prise Poker ist also auch noch mit im Spiel.

„Marvel Snap“, entwickelt von Second Dinner und Nuverse, ist im Vertrieb von Marvel für mobile Apple-Geräte, Android und Windows erschienen.

Obwohl schon jede Menge Videos, Tutorials und Strategieseiten über „Snap“ im Netz zu finden sind, steht das Spiel noch ganz am Anfang seiner Laufbahn. Dementsprechend gibt es aktuell nur einen Spielmodus (Player vs. Player), kaum Funktionen (man kann etwa keine Friends hinzufügen) und nur eine überschaubare Anzahl an Karten. Doch nach dem sehr gelungenen Start kann man davon ausgehen, dass uns „Marvel Snap“ die kommenden Jahre begleiten und dabei wachsen wird.

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