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"Breaking the ice" Filmstills

Johannes Hoss / NGF / Geyrhalterfilm

Junger, queerer, österreichischer Film in Glanzform: „Breaking the Ice“

Zwei Eishockey-Spielerinnen, ihr Team, die Liebe und andere Unwegsamkeiten. Das Spielfilm-Debüt von Clara Stern ist Sportfilm und Liebesdrama, Coming of Age Timbre inklusive.

Von Martina Bauer

Mira ist Kapitänin der „Dragons“, die Frauen Eishockey-Mannschaft funktioniert auf dem Feld zwar einigermaßen gut und erfolgreich, in der Kabine gehören aber Sticheleien bis hin zu groben Unfreundlichkeiten zur Tagesordnung. Das bekommt auch Team-Neuzugang Theresa unmittelbar zu spüren. Die „Dragons“ sind für sie aber ohnehin nur als Karriere-Zwischenstopp geplant.

Das ist nicht der einzige Stolperstein, als Theresa und Mira sich näher kommen. Denn Mira schleppt noch anderen Ballast mit sich herum: ihren wortlos abgetauchten Bruder Paul, eine sich, von allem, allzu distanzierende Mutter sowie die Sorge und Verantwortung für den dement werdenden Opa. Zusammengekettet ist das alles durch das Familien-Weingut, in dessen Wohnräumlichkeiten die Zeit eingefroren scheint.

„Diese Figur, die so viel will und wollen würde und so viel Liebe in sich hat, aber so viel Angst davor, sie zu zeigen", war die allererste Idee am Weg zu Breaking the Ice, sagt Regisseurin wie Drehbuchautorin Clara Stern im Interview und setzt hinzu: "Das ist vielleicht auch das, wo sie stark mit einem Teil von mir verankert ist“.

"Breaking the ice" Filmstills

Johannes Hoss / NGF / Geyrhalterfilm

Zusammenspiel

Verkörpert wird Mira in all ihren Facetten von Alina Schaller - bekannt etwa aus Staffel vier der Vorstadtweiber (und ja, auch als FM4-Kollegin). Ihr Gegenüber Theresa wird gegeben von Judith Altenberger (erneutes Ja: Verena ist die ältere Schwester). Beide glänzen in ihren Rollen und miteinander, in ihrem Zusammenspiel. Drei Monate extremes Sport-Training haben Schaller und Altenberger übrigens absolviert, verrät die Regisseurin im Interview. Die anderen Film-Eishockeyspielerinnen sind nämlich durch die Bank Profis.

Die Sportszenen geben dem Film grellen Drive und gleichzeitig eine Art choreografisches Element, im Gegensatz dazu ist der Rest von Miras Tagen oft von grauer Tristesse und Sprachlosigkeit geprägt. Und schließlich wären da noch die schrillen Nächte in den Clubs von Wien.

Eines Tages steht der entschwundene Bruder Paul nämlich doch auf einmal da. Mit Theresa im Schlepptau entführt er Mira in ein ihr unbekanntes Nachtleben, erweckt ein Spiel der Identitäten und somit endlich auch ein Zu- und Loslassen. Konsequenzen vorprogrammiert.

"Breaking the ice" Filmstills

Johannes Hoss / NGF / Geyrhalterfilm

Nach etlichen internationalen Festival-Einladungen ist „Breaking the Ice“ rund um den Kinostart sozusagen on Tour in Österreich. Bei diesen Filmvorführungen sind Regisseurin Clara Stern, mitunter auch die Hauptdarstellerinnen, anzutreffen.

Zusammenkommen

Clara Stern (wer sich gerade fragt, ob der ein Künstlerinnenname ist: Nein, elterngegeben) ist mit Breaking the Ice ein wunderbares Spielfilm-Debüt gelungen. Um im Jargon zu bleiben: voller Bodychecks, Ausweichmanöver, Haken, gutem Timing und vor allem mit-fühlbar. Hinzu kommt ein quasi maßgeschneiderter Soundtrack. Der wurde nämlich, bis auf einige Musik-Ausnahmen, zum fertigen Film geschrieben. Stern ist im Abspann auch als Mit-Sängerin zu entdecken, vor allem aber hat sie die Lyrics beigesteuert, konnte so, wie sie erzählt, ihrer Figur nochmal einen Subtext mitgeben.

Ein ideales Spielfeld also. Für die beiden großartigen Newcomer-Protagonistinnen und die sie flankierenden Tobias Resch als Bruder sowie Pia Hierzegger als Mutter und Wolfgang Böck als Opa.

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