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Schüsselpanorama mit NATO-Logo

Nomen Nescio / Radio FM4

Erich Moechel

Russlands Sat-Spionagestation in Wien mit Technik von NATO-Lieferanten

Alle Komponenten der vier großen Dishes stammen entweder von der kanadischen Norsat oder von Swedish Microwave (SMW). Norsat ist eine Vertragsfirma der NATO und des Pentagon, SMW beliefert ebenso in erster Linie Militärs.

Von Erich Moechel

Eine Analyse hochauflösender Fotos der Antennen am Dach von Russlands UN-Botschaft im 22. Bezirk in Wien hat Erstaunliches ergeben. Die meisten Empfangsmodule der leistungsfähigsten Antennen stammen von der kanadischen Firma Norsat, einer Vertragsfirma der NATO und des Pentagon, die nach eigenen Angaben alle Waffengattungen des US-Militärs beliefert.

Weitere Module stammen von der schwedischen Firma SMW, die wie alle westlichen Unternehmen aus diesem Sektor neben kommerziellen Satellitendienste, auch Militärs bedient. Da fraglich ist, ob diesen Unternehmen überhaupt bekannt ist, dass auch das russische Außenministerium zu ihren Kunden zählt, wurden an beide Firmen Anfragen gestellt.

Doppelmodul Norsat

Nomen Nescio / Radio FM4

Das ist der Feed einer der vier großen Schüsseln auf dem Dach der russischen UN-Botschaft, deren genaue Lage zeigen die Screenshots im Link unten. Ein Vergleich mit der Produktlinie des führenden Anbieters von Sat-Modulen und VSAT-Terminals, Norsat aus Kanada, zeigt vor allem in Bauart und Ausführung so auffällige Ähnlichkeiten, dass davon auszugehen ist, dass diese Module tatsächlich alle von Norsat stammen. Das trifft genauso und noch mehr auf eine weitere große Schüssel zu (siehe unten). Dieses und auch die folgenden Fotos können mit dem Hinweis auf die Lizenz CC BY-SA 3.0 verwendet werden.

Jagd auf VSAT-Verbindungen

Den georeferenzierten Bildern von Vienna GIS ist nicht nur die Lage des Botschaftskomplexes gut zu entnehmen, sondern auch die Positionierung der beiden Antennen, um die es hier geht.

Der obige Dish ist aktuell mit einem Doppelmodul von Norsat bestückt, das über einen Splitter am selben Feed hängt. Eines dieser beiden Elemente ist von den Anschlüssen her für dіe unteren Sat-Bänder im Bereich von 1 bis 8 GHz ausgelegt. Je nach verwendetem Modul dazwischen kann der Dish für eines oder mehr dieser drei Frequenzbänder des Sat-Spektrums bestückt werden, nämlich L, S oder C. Für welches Band diese Schüssel hier aktuell konfiguriert ist, lässt sich anhand der Fotos allein nicht nachweisen. Auszugehen ist aber davon, dass es sich um das C-Band handelt. (siehe unten).

Das schwarze Teil in der Mitte zwischen den Modulen ist ein Splitter, über den Modul zwei angeschlossen ist. Die Anschlüsse sind hier für die oberen Bänder X, K und Ku ausgeführt (Downlink 7-12,5 GHz). Im Ku-Band arbeiten die weitaus meisten Datentransponder in Europa, über die jeder Fernsehsatellit zusätzlich verfügt. Darüber werden VSAT-Internetverbindungen und Datenlinks zwischen unterschiedlichen Regionen in variierenden Bandbreiten angeboten, aber auch Langstrecken-Überspielungen über sogenannte „Wide Beams“. Die Kombination aus C- und Ku-Band verweist auf Satelliten, die über Downlinks in diesen beiden Bändern verfügen.

Text

Norsat

Nach eigenen Angaben beliefert Norsat neben Boeing, Reuters oder CBS und anderen Firmen die NATO, das US-Verteidigungsministerium, alle Teile des US-Militärkomplexes von der Army bis zur Air Force, General Dynamics und wohl auch andere Rüstungsfirmen.

Serienweise Norsat-Filter

Auf dem Gebäuderund in Wien 22 drängen sich mehr als ein Dutzend Spiegel unterschiedlicher Größen, die auf alle möglichen Sat-Positionen zielen.

Eine weitere Antenne (siehe Bild darunter) zeigt ein ganz ähnliches, aber ausgefeilteres Set-up für die beiden oben genannten Satellitenbänder. Alle weißen Elemente können zweifelsfrei Norsat zugeordnet werden. Das kurze, um 90 Grad versetzte Element dürfte ein LNB, also ein kombinierter Frequenzkonverter für das Ku-Band (Downlink 10.9-12.75 GHz) sein. Das lange ebenfalls um 90 Grad versetzte, doppelte Steckmodul zusammen mit dem quadratischen, weißen Mittelstück sollte ein dreiteiliger kombinierter Bandpassfilter für den Bereich ab 3,4 GHz sein.

Das ist der erweiterte Downlink-Bereich im C-Band und der überschneidet sich mit den 4G/5G-Frequenzbereich der Mobilfunker im Bereich 3,4 bis 3,8 GHz, der in Österreich bereits vergeben wurde. Dieser enorme Filteraufwand ist deshalb notwendig, weil die Signale der Mobilfunkmasten im 22. Bezirk auf dem Dach der russischen Botschaft mit Feldstärken einfallen, die um Zehnerpotenzen größer sind, als die Signale eines Satelliten, der aus einer Entfernung von 35.000 Kilometern herunterstrahlt.

Norsat Multimodul

Nomen Nescio / Radio FM4

Dies ist der Feed der Vier-Meter-Schüssel am Südostrand der Antennenplattform. Alle weißen Module und auch der Mittelteil stammen von Norsat. Die beiden olivgrünen Module sind mit hoher Sicherheit Swedish Microwave (SMW) zuzuordnen, so gut wie alle Komponenten dieser Firma sind nämlich in dieser militärischen Farbe gehalten. Welche Rolle die beiden Komponenten von SMW im obigen Set-up spielen, ist noch nicht geklärt. Auch auf einer weiteren Antenne findet sich Equipment. (CC BY-SA 3.0).

Ziele in Nahost und Afrika

Diese beiden Spiegel haben in ihrer aktuellen Konfiguration also Satelliten im Visier, die sowohl Ku-Band-Beams wie Beams im C-Band betreiben. Dieses älteste aller Sat-Bänder wird heute noch vor allem in vier Weltregionen eingesetzt, nämlich in Russland, dem Nahen Osten, Asien und Afrika. Diese beiden Dishes dienen zur Nachrichtenaufklärung und bilden die strategischen Interessen und die militärischen Engagements Russlands in Afrika und dem Nahen Osten direkt ab. Will heißen, diese Dishes sind mit großer Wahrscheinlichkeit hinter Satelliten her, die Regionen in Afrika bzw. Nahost mit VSAT-Internet und Datenüberspielungen versorgen.

Skew Angle

Nomen Nescio / Radio FM4

Dieser Dish hier ist nur mit Mikrowellenkomponenten von SMW bestückt. Von der Größe der Module her, die ja mit ansteigender Frequenz schrumpft, ist die Konfiguration für ein oder zwei der oberen SAT-Bänder ausgelegt. Diese Antenne könnte durchaus für das superbreitbandige, aber technisch sehr anspruchsvolle Ka-Band (Downlink 17,5 bis 22,5 GHz) ausgerüstet sein. Dafür spricht auch die ausgesprochen straffe Kabelführung, in dem Sinne ist diese Antenne nämlich eine absolute Ausnahme auf diesem Dach. (CC BY-SA 3.0)

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