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Connie Constance

Joel Palmer

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Connie Constance macht herzerwärmenden, empowernden Indie-Pop

Sie liebt Arctic Monkeys ebenso wie die Punk-Ikonen X-Ray Spex, sie mag Nilüfer Yanya, King Krule und Lily Allen, und aus dieser Mischung legendärer UK Acts braut sie ihre eigenen Indie-Pop-Hits zusammen. Die britische Musikerin Connie Constance hat uns in diesem Herbst Ohrwürmer wie „Till The World’s Awake“ beschert. Nun ist das dazugehörige, zweite Album „Miss Power“, eine Wundertüte aus eingängigen Indie-Pop-Perlen erschienen.

Von Katharina Seidler

Ein eiernder 6/8-Takt, verspielte Synthesizer-Tupfen, harmonische Chorgesänge. Darüber die herrlich cremige, klare Stimme von Connie Constance: In tiefem, britischem Englisch verflucht sie eine toxische Person. Ein kleiner, süßer Rachewalzer namens „Red Flag“ beschließt das zweite Album der Musikerin.

Mit dem cheeky Kontrast aus fröhlicher Musik und einer geballten Faust in den Lyrics erinnert Connie Constance an britische Musikerinnen-Kolleginnen wie Lily Allen oder Kate Nash. Den eigenen Standpunkt klarmachen, ja bitte, aber im besten Fall kann man auch dazu tanzen.

Connie Constance Album Miss Power

Joel Palmer

„Miss Power“ von Connie Constance ist am 4.11.2022 bei Play It Again Sam erschienen.

Den souligeren, R’n’B-lastigen Pop ihres ersten Albums, den ihr, wie sie rückblickend erzählt, ihr damaliges Label als musikmachende Woman of Colour als Stempel aufgedrängt hatte, hat Constance für ihren zweiten Longplayer zugunsten gitarrenlastigerer, kratzigerer Indie-Kracher hinter sich gelassen. Da passt der Albumtitel „Miss Power“ wie angegossen. Es ist zufällig sogar der bürgerliche Name der Mitte 20-jährigen Musikerin Constance Power, und als Begriff passt er natürlich umso besser zum neuen Selbstbewusstsein einer jungen Künstlerin, die nach einigem Herumprobieren ihren Stil gefunden hat.

Das Ausprobieren verschiedener Stil-Schuhe macht nun auch „Miss Power“ aus. Neben wirklichen Indie-Pop-Hits wie „Till the world’s awake“ hat Connie Constance auch punkigere Stücke im Programm. Zentral ist für sie dabei der Zugang, dass Musik zwar in Zeiten von Wut oder Trauer Trost spenden kann, aber dass man durch sie nicht gezwungen werden soll, sich sofort besser zu fühlen. „When I’m in a vulnerable space, I need to listen to something that just makes me feel calm and accepted and that tells me that if not yet - things will get better, but right now it’s fine to feel this way“, sagt die Musikerin dazu im FM4 Interview.

Ein Beispiel für die selbstermächtigende Kraft von Wut ist der Track „Kamikaze“, den Constance als Verbeugung vor ihren Punk-Heldinnen X-Ray Spex angelegt hat. „When you’re in a rage, this song lets you be in that rage. It’s feisty and it’s rude, and I am so glad this song exists. I knew exactly what I wanted to talk about. I was like: This needs to be like a feminist anthem.“

Der Titeltrack „Miss Power“ von Connie Constance war hier kürzlich der FM4 Song zum Sonntag.

In ruhigeren Momenten singt Constance, ähnlich wie etwa Arlo Parks, auch über persönliche Themen: Die komplizierte Beziehung zu ihrem Vater, ein gebrochenes Herz, mentale Probleme. Als Teil einer jungen Generation von Popmusiker*innen hat auch sie kein Problem damit, die eigene Verletzlichkeit in die Öffentlichkeit zu tragen, vielmehr ortet sie eine gewisse Verantwortung, den jüngeren Fans, die vielleicht Ähnliches durchmachen, jenen musikalischen Safe Space zu schaffen, den sie sich selbst beim Aufwachsen öfter gewünscht hätte.

Don’t you wanna be the heavyweight champion?
Pick me up when the world starts falling down
Cause I haven’t found the coping mechanisms
I’m still waiting at the window for you to come round

“Miss Power” zeigt eine extrem versierte Songwriterin und Vokalistin beim lustvollen Kombinieren ihrer Lieblingsmusiken, von Indie bis Punk, von „Stream of consciousness“-Spoken-Word zu souligem Pop. Dass ihre Songs in ihrer Vielgestaltigkeit denen mancher Pop-Kolleginnen fast zum Verwechseln ähnlich sind, von den schottischen Art-Rock-Lieblingen Life Without Buildings zu Gitarrengöttin Nilüfer Yanya, darf man als Qualität von Constances eingängigem Songwriting werten.

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