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The Düsseldorf Dürsterboys auf Österreich Tour

Felix Aaron

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The Düsseldorf Düsterboys auf Österreich-Tour

Heitere Ruhrpott-Melancholie im Singer-Songwriter-Format. Die Düsseldorf Düsterboys touren mit ihrem neuen Album „Duo Duo“ durch Österreich.

Von Christian Lehner

Ach Ruhrpott! Rauchende Schlöte, qualmende Kumpels, abbrennende Fußballvereine. Tach auch! Dass das Klischee vom rußigen Ruhrgebiet, gelegen im Westen Deutschlands, nicht mehr ganz mit der gegenwärtigen Realität Schritt halten kann, wissen auch The Düsseldorf Düsterboys, die aus der Pott-Stadt Essen kommen und mit ihrem Sound doch etwas am Ruhrpott-Feeling rühren.

„Peter hat den Namen geträumt“, so Pedro Goncalves Crescenti im FM4 Interview, der damit die Diskrepanz zwischen Lebensort und Namensinspiration aufklärt – die Stadt Düsseldorf liegt ja gerade nicht mehr im Pott, wurde aber in der Zeit der Industrialisierung der „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ genannt. Mit Peter ist Peter Rubel gemeint, die andere Hälfte der Düsseldorf Düsterboys.

Peter und Pedro kennen sich aus Schultagen und haben sich schon damals Lieder vorgesungen. Irgendwann stimmte der eine in den anderen ein, der andere stimmte in das Eingestimmte ein und daraus formten die beiden Sänger und Gitarristen ihren mehrstimmigen, harmonischen Gesangsstil. Der klingt, als würden Simon and Garfunkel durch den Nebel irren. Apropos, die Texte sind etwas irre, besser absurd und doch so romantisch. Lustig sind sie, traurig sind sie auch. Gelernte Österreicher*innen mögen sich auch ein wenig an das Liedgut von Christoph & Lollo erinnert fühlen.

The Düsseldorf Dürsterboys auf Österreich Tour

Felix Aaron

„Duo Duo“ heißt das neue, zweite Album der Essener. The Düsseldorf Düsterboys wissen: die wahren Abenteuer sind im Kopf. Oder der stark vernebelten Erinnerung. Oder sie finden auf „Lavendeltreppen“ statt.

Lavendeltreppen führen zu deinem Haus
Erkenn ich die Übersicht im Laub
Die Wolken, die vorüberziehen
Schatten einer Königin – Lavendeltreppen

Von hier aus tun sich einige Referenzen auf. Während Pedro in seiner Freizeit gerne liest, komponiert Peter auch Stücke für große Ensembles. So empfangen uns am Fuße von „Lavendeltreppen“ zwei Stimmen und zwei Gitarren. Am Ende werden wir von einem kleinen Orchester verabschiedet.

Lavendeltreppe ist auch der Name einer längst verblichenen deutschen Mittelalter-Folkband, die 1979 ein Album mit dem schönen Namen „Kuckuck Hat Sich Zu Tod Gefallen“ veröffentlichte. Mit „Adieu Adieu“ findet sich am neuen Album eine Coverversion von William Cornish, einem englischen Komponisten aus dem 16. Jahrhundert, das von The Düsseldorf Düsterboys mit einem Samba-Rhythmus unterlegt wird. Der Kreis schließt sich. Oder so.

The Düsseldorf Düsterboys live:

23.11. - B72 (Wien)
24.11. - Autumn Leaves Festival (Graz)
25.11. - ARGEKultur (Salzburg)
26.11. - Treibhaus Innsbruck

Hier geht’s zum FM4-Interview Podcast mit The Düsseldorf Düsterboys

Am besten sind The Düsseldorf Düsterboys aber, wenn sie in Songs wie „Ab und Zu“ oder „2016“ ihr Verhältnis zueinander ausleuchten und ihr eigenes Musizieren beschreiben. Obwohl aktuelle Pressefotos durchaus nahelegen, dass die beiden auch privat ein Paar sind, sieht sich Pedro darauf mit Peter nicht als Liebespaar abgebildet. „Die Fotos, die uns zeigen, wie wir Körperkontakt haben, uns berühren und auch zärtlich zueinander sind, sind einfach die besten Bilder für uns.“, so Pedro dazu.

2016 war ein wunderschönes Jahr
Wir haben ein Haus gebaut, wo früher Wiese war / Du kennst den Monat und verwechselst nur das Jahr / Was das bedeutet ist mir immer noch nicht klar – 2016

Der Vintage-Sound auf „Duo Duo“ rührt von der Methode der Aufnahme. Pedro und Peter haben die Songs auf Kassette aufgenommen und dann weiterverarbeitet. Erstmals kamen auch Samples zum Einsatz. Das Ergebnis ist ein Klangbild, das leicht eiernd zwischen Melancholie und gebremster Heiterkeit hin und herschwankt, manchmal in Richtung Kneipenlied torkelt („Schlaf Dich Aus“, „Korn Auf Korn“), oder die Fernreise nach Tropicalismo antritt („Ab Und Zu“).

In seiner Gesamtheit ergibt das ein Herbstzeit-Album mit heiterem Blues made in Germany. Gröni und Helge applaudieren! The Düsseldorf Düsterboys gibt es übrigens auch zu dritt in einer elektrischeren Ausgabe mit dem Namen International Music. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ab Mittwoch touren The Düsseldorf Düsterboys mit eigens dafür erweiterten Line-Up durch Österreich und machen Station in Wien, Graz, Salzburg und Innsbruck. Pedro freut sich auf gutes Essen, gute Gespräche und „die kalte Zitrone am nächsten Morgen“. Und weiter: „Ihr wisst zu leben“, streut er uns Ösis Blumen. Ruhrpott und Charme? Geht ja.

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