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Abenteuerliche Musik im Wiener Volkstheater beim Desertshore Festival

Zola Jesus, Anika, Blixa Bargeld & Teho Teardo, Michael Gira (Swans) und viele mehr spielen bei dem neuen Desertshore Festival für abenteuerliche Musik und Gedanken im Wiener Volkstheater am 3. und 4. Dezember.

Von Katharina Seidler

Als die Kölnerin Christa Päffgen unter dem Namen Nico mit der bis heute größten Rock’n’Roll-Band der Welt eine künstlerische Union einging, war sie als Musikerin noch kaum bekannt. Nach dem legendären Bananen-Album in künstlerischer Symbiose mit The Velvet Underground konnte Nico als Solokünstlerin an den Erfolg dieser bis heute wirkenden Überplatte selbstredend nicht anknüpfen, auch wandte sie sich solo immer sperrigeren, abenteuerlicheren Liedformen der Neuen Musik zu, brachte mit Songs wie „Janitor of Lunacy“ oder „Afraid“ aber nach wie vor herzzerreißende Denkmäler für in Musik gegossene, menschliche Einsamkeit heraus.

Dem weitgehend nur in Auskenner*innenkreisen gehuldigten Nico-Soloalbum „Desertshore“ widmet das Wiener Volkstheater am kommenden Wochenende nun das zweitägige Festival desselben Namens. „Festival für abenteuerliche Musik und Gedanken“ lautet der Untertitel, und mit der britisch-deutschen Musikerin Anika steht dabei gleich einmal eine zeitgenössische Künstlerin auf dem Programm, deren nüchterner Sprechgesang und kühle Popästhetik gern in einem Atemzug mit dem Erbe von Nico genannt werden. Mit „Change“ hat Anika 2021 ein Album des Jahres veröffentlicht: nebeliger, sehnsüchtiger, seltsamer Pop, der von Krautrock und Dub weiß und große Geheimnisse in sich trägt.

Der Dunkelheit zugeneigtes Songwritertum, so lässt sich im Großen und Ganzen auch das Programm der ersten Ausgabe des Desertshore Festivals zusammenfassen. Die Amerikanerin Zola Jesus etwa baut seit über zehn Jahren an ihrem eigenen Schloss aus Synth- und Goth-Pop, versteckt hinter Regenwolken und hohen Bäumen. Vom Spiegel einst als „Lady Gaga der Stubenhocker“ bezeichnet, umarmt Zola Jesus im Lauf ihrer zahlreichen Alben (jüngst: „Arkhon“, 2022, wieder beim Qualitätslabel Sacred Bones erschienen) gerne auch die große, große Popgeste. Ihre neuen Songs wird Zola Jesus beim Desertshore Festival exklusiv mit einem lokalen Streichquartett aufführen.

Die Volksbühne Berlin, für deren musikalisches Programm der Desertshore-Kurator Christian Morin lange Zeit verantwortlich war, böte auch einen guten Rahmen für die leise glosenden Kunstlieder, die Neubauten-Urgestein Blixa Bargeld gemeinsam mit dem italienischen Filmkomponisten Teho Teardo seit zwei - und in Kürze bald drei - Alben komponiert. „Nerissimo“, der Name des zweiten gemeinsamen Albums der Musiker, ist Programm: Unter prominentem Einsatz von elegischen Streichern wird das schwärzeste Schwarz aus den Saiten gezupft, gestrichen, gekitzelt; Blixa Bargeld schleicht dazu mit seinen existenzialistischen Überlegungen im Text wie eine Katze um die Ecke.

Mit Michael Gira und Kristof Hahn stehen am zweiten Festivaltag, wenn auch auf unterschiedlich großen Bühnen, gleich zwei Gesandte der New Yorker Schmerzensgötter Swans mit ihren Soloprojekten auf dem Desertshore-Line-up. Folk-Traditionen, die in der Musik der Swans nur in einzelnen Momenten freigelegt wurden, verwandeln sich im Solowerk von Michael Gira zu aus der Zeit gefallenen, minimalistischen und, klar: dunklen Folk-Songs.

Das Desertshore Festival findet am 3. und 4. Dezember 2022 im Wiener Volkstheater statt. Hier gibt es das genaue Line-up und alle weiteren Infos.

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