Das Aufbaustrategiespiel der Stunde

Das originelle Aufbaustrategiespiel „Against the Storm“ frischt sein Genre mit einer Prise Roguelike gehörig auf und ist zu Recht ein kleiner Early-Access-Hit.

Von Rainer Sigl

Im Aufbaustrategiespiel „Against the Storm“ bekomme ich von meiner Königin den Auftrag, die Zivilisation in den finsteren Fantasy-Wald zu bringen. Mein kleines Grüppchen Siedler startet bescheiden mitten in der Wildnis, aber wer das Genre kennt, weiß: Aus dem kleinsten Dorf wird zuerst ein blühendes Städtchen und im Verlauf der Zeit mit viel Einsatz irgendwann eine mächtige Stadt.

Jawohl, Eure Majestät

Aber Moment, ganz so schnell und ganz so linear geht das in „Against the Storm“ nicht, und das ist nicht das Einzige, was an diesem Aufbauspiel ein wenig anders ist. Bauen darf ich im Wald nämlich nur auf Lichtungen, den Weg dorthin muss ich von meinen Holzfällern roden lassen; wenn ich gar zu wild herumholze, beginnt mir der Geist des finsteren Gehölzes aber zu grollen und mir das Leben schwer zu machen. Auf manchen Lichtungen warten dann auch besondere Herausforderungen, für deren Meisterung ich Siedler und Ressourcen extra abstellen muss.

Was genau ich an Häusern und Werkstätten errichten darf, hängt von meiner Königin ab. Die stellt mir nämlich bei jeder Siedlungsmission nach und nach nur eine Handvoll von Ausbaumöglichkeiten zur Verfügung. So muss ich mich mal in Sachen Ernährung auf die Jagd konzentrieren, dann auf Ackerbau, dann wiederum aufs Beerensammeln. Genauso sieht es auch bei den restlichen Gebäuden und Ausbauten aus. Neue Möglichkeiten bekomme ich nur, wenn ich vorgegebene, ebenfalls jedes Mal neue Aufgaben erfüllt habe - eine bestimmte Menge Bier brauen etwa oder alle Holzfäller in wertvolles Tuch zu kleiden.

Dieser Kniff macht das muntere Städtebauen ziemlich abwechslungsreich und verhindert, dass ich jedes Mal meine Siedlung nach Schema F errichte. Nach ein, zwei Stunden geht es dann ohnehin weiter zum nächsten Einsatz.

Aufbaustrategie plus Roguelike

Als Mischung aus Aufbaustrategiespiel und Roguelike setzt „Against the Storm“ auf eher kurze, zufallsgenerierte Einzelmissionen, die in der Kampagne nach und nach gespielt werden können. Abseits davon kann ich, sozusagen als Meta-Game, meine Reichshauptstadt ausbauen und so Vorteile und neue Gebäudetypen für die Einsätze freischalten. Im weiteren Spielverlauf werden die Bedingungen im Wald immer ungemütlicher, gefährliche Wetterkapriolen und eine herannahende Apokalypse sorgen für Dramatik.

Die Kombination aus Genre-Elementen ergibt einen wunderbar motivierenden Mix, der sich auch für eine schnelle Runde zwischendurch super eignet - eine Seltenheit bei Strategiespielen. „Against the Storm“ ist noch im Early Access, ist aber inklusive perfektem Tutorial schon fast fertig. Seine Qualitäten haben es zu einer begeistert aufgenommenen Early-Access-Überraschung des Spätherbsts gemacht.

So frisch kann Aufbaustrategie sich anfühlen; mal sehen, ob „Die Siedler“ nächstes Jahr auch so viel Schwung mitbringen.