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Cousines like Shit

Clara Maria Fickl

soundpark act

Cousines like Shit sind der FM4 Soundpark Act im Dezember

Blut ist dicker als Wasser und verhilft uns manchmal zu den besten Band-Formationen: Zumindest trifft das auf Cousines like Shit aus Wien zu. Was Griechenland, New York City und The Velvet Underground mit dieser Band zu tun haben – das haben uns die beiden Cousinen Hannah und Laura Breitfuß im FM4-Interview erklärt.

Von Michaela Pichler

In der Popwelt gibt es viele von ihnen: Familienbands, die mehr als nur erfolgreich waren: die Jackson Five, Bee Gees, die Kelly Family, Haim oder die Kings of Leon. Auch beim FM4 Soundpark Act im Dezember war der Verwandtschaftsgrad ein ausschlaggebender Grund fürs gemeinsame Musikmachen. Hinter Cousines like Shit stecken die beiden Salzburgerinnen Hannah und Laura Breitfuß. Und ja, sie sind wirklich Cousinen. „Mit der Cousine in einer Band zu sein, ist das Beste!“, erzählen Hannah Breitfuß und Laura Breitfuß im FM4 Interview. „Es gibt nur Vorteile.“

Wir klingen wie Schmirgelpapier im Meerwasser.

Angefangen hat alles im gemeinsamen Familienurlaub in Griechenland 2016. Mit dem Meer vor der Nase schreiben die beiden ihren ersten Song. Richtig ernst mit der Band wird es für Cousines like Shit aber nicht am Mittelmeer, sondern am anderen Ende des großen Teichs: „Wir haben unsere Karriere eigentlich in New York gestartet. Wir haben uns damals gedacht, dass diese Stadt für neue Bands sicher ein super Sprungbrett ist. Deshalb haben wir verschiedenste Venues angeschrieben, so ungefähr 20 E-Mails rausgeschickt und haben uns dann ausgemacht, wenn von einer Location was zurück kommt, dann buchen wir einen Flug!“

Um Cousines like Shit live zu erleben, muss man zum Glück nicht bis nach New York reisen: Am 8. Dezember treten sie beim Winter im Museumsquartier in Wien bei freiem Eintritt auf.

Natürlich könnte man diesen ersten Enthusiasmus als Naivität abtun. Funktioniert hat es aber trotzdem und so spielen Cousines like Shit eines ihrer ersten Konzerte in Brooklyn, New York City. Dort lernen sie auch neue Musikfreund*innen kennen, wie zum Beispiel Madison Velding-Vandam, der mittlerweile zum Producer der Band avanciert ist. „Wir haben damals so viele Leute kennengelernt, die wichtig waren für uns, vor allem dafür, wie es für uns weitergegangen ist, und für die Art und Weise, wie wir Musik machen.“ Zu diesem erweiterten Freund*innenkreis zählt auch die New Yorker Punk-Pop-Band Bodega, mit denen sich Cousines like Shit nicht nur musikalisch blendend verstehen.

Cousines like Shit

Clara Maria Fickl

Der erste Auftritt in NYC sind mittlerweile schon ein paar Jahre her. Seitdem sind Gigs in Chicago und Peking dazugekommen, genauso wie Konzerte in Salzburg und in Wien, ihrem Wahlzuhause. Nicht nur die Liste an Orten, die sie bereist und bespielt haben, ist damit länger geworden. Auch die Band ist gewachsen. Nun treten Cousines like Shit in den meisten Fällen zu viert auf, mit Hannah Breitfuß als Sängerin, Laura Breitfuß an Gitarre und Vocals, Anna Sophie Adelt an den Drums und Lisa Weinberger am Bass. Als Quartett sind die Musikerinnen diesen Herbst auch wieder an den geschichtsträchtigen Ort im Big Apple zurückgekehrt, um ihre erste EP dem US-amerikanischem Publikum zu präsentieren.

„Young and Online“ heißt die Mini-Platte, die vor kurzem via Seayou Records erschienen ist und ein erster Vorgeschmack auf das kluge Repertoire der Cousinen ist: englischer Sprechgesang und gewiefte Wortwitze, ein bisschen Systemkritik, aber immer noch verpackt in Leichtigkeit. So zum Beispiel der Track „Over Night“, der es bis an die Spitze der FM4 Charts geschafft hat und im Schlaf entstanden ist, eben über Nacht, wie Hannah Breitfuß erzählt: „Da bin ich aufgewacht mitten in der Nacht mit einer Textpassage im Kopf und hab’ die einfach auf einem Zettel notiert.“ Kurze Zeit später treffen sich die beiden im Proberaum, gemeinsam wird aus den ersten Zeilen ein fertiger Song. Manchmal geht es im Songwriting-Prozess aber viel systematischer zu, da wenden die beiden kreative Schreib-Tricks wie die Cut-up-Methode 2.0 an, wenn sie dem Smartphone und der Autokorrektur die Kontrolle überlassen, welches Wort als nächstes in den Song einfließen darf.

Avant Trash nennen Cousines like Shit diese Mischung aus intuitivem Songwriting, Experimentierfreudigkeit und Lo-Fi-Ästhetik. Abgeschaut haben sie sich diese musikalische Herangehensweise bei einem anderen Duo: „Als wir das Projekt gestartet haben, waren wir vor allem von den Moldy Peaches beeindruckt, weil sie ein bisschen so eine ‚Hau-Drauf‘-Mentalität haben. Das ist cool, wenn man sich selbst und alle anderen nicht zu ernst nimmt. Das hat uns damals auch die Scheu genommen, um selbst etwas Eigenes zu starten.“

Mit insgesamt vier Tracks ist die EP „Young and Online“ am 30. September 2022 via Seayou Records erschienen. 2023 soll dann auch das Debütalbum von Cousines like Shit folgen.

The Moldy Peaches, auch eine fast schon zu Unrecht vergessene Truppe an guten Menschen rund um Kimya Dawson und Adam Green, die in den Nuller-Jahren spätestens mit dem „Juno“-Soundtrack zu Indie-Held*innen wurden. Erst diese Woche hat die Anti-Folk-Band nun bekannt gegeben, nach 20 Jahren Pause im kommenden Jahr endlich wieder gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Unter anderem beim Primavera Sound in Barcelona. Vielleicht geht es ja dann für Cousines like Shit demnächst nach Katalonien – als nächster Bandausflug sozusagen, zumindest für Recherchezwecke.

Soundtechnisch werden Cousines like Shit manchmal sogar mit Nico oder The Velvet Underground verglichen. Ein großes Kompliment und noch größere Fußstapfen. Cousines like Shit sind nun nach Jahren des Livespielens aber bereit, den nächsten Schritt zu wagen. Nach der aktuellen EP soll deshalb auch das Debütalbum im nächsten Jahr erscheinen. „Wir haben einfach einen guten Moment abgewartet, aber ohne, dass wir das bewusst geplant hätten. Es hat einfach irgendwie reifen müssen. Wir als Band haben reifen müssen. Und jetzt ist der Moment da, wo wir das Gefühl haben: Okay, wir sind bereit!“

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