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The Callisto Protocol

Striking Distance

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Hübsch misslungen

Das SF-Survival-Horror-Game „The Callisto Protocol“ erinnert an die Qualität des großen „Dead Space“ - schade, dass es sie selbst kaum mitbringt.

Von Rainer Sigl

Auf dem Jupitermond Callisto landen nur Schwerverbrecher, das dortige Black Iron Prison ist ein Science-Fiction-Knast der übelsten Sorte. Genau hier lege ich im Videospiel „The Callisto Protocol“ in der Rolle des Space-Truckers Jacob Lee eine Bruchlandung hin - und werde kurzerhand auch eingesperrt.

Aber nicht für lange, denn wie immer im Genre des SciFi-Survival-Horrors bricht auch hier schon bald die Hölle los: Wärter und Insassen mutieren zu grauenhaften Monstern - warum, das finde ich während meiner gefährlichen Flucht heraus.

„Dead Space“ in mittelmäßig

„The Callisto Protocol“ stammt von einem der Macher des SciFi-Horror-Klassikers „Dead Space“, und das sieht man ihm von vornherein an. Third-Person-Perspektive mit einem Verzicht auf störende HUD-Bildschirmelemente, Monster, die sich gliedmaßenweise zerlegen lassen, finstere, beeindruckend schleimig abgefuckte Industriekulisse: Hier ist sehr Vieles wie im großen Vorbild, nur eben zeitgemäß auf Hochglanz poliert und grafisch spektakulär.

Abgesehen davon beginnt der Vergleich zum Vorbild aber schon ungünstig auszufallen: Die Mutantenmonster auf Callisto sind im Gegensatz zu den Necromorphs aus „Dead Space“ ebenso mäßig originell wie das sehr konventionelle Waffenarsenal, und der ständige Nahkampf mit ihnen will und will keinen rechten Spaß machen. Das stets nötige Ausweichen funktioniert nicht so verlässlich wie es sollte, die Kamera ist zu nah dran und verdeckt bei Kämpfen gegen mehrere Gegner die Sicht und immer wieder dezimieren plötzlich aufpoppende Monster unsere Gesundheit, ohne dass wir etwas dagegen tun können.

„The Callisto Protocol“, entwickelt von Striking Distance und im Vertrieb von Krafton, ist für Windows, Xbox und PS4/5 erschienen.

Klar, das Survival-Horror-Genre lebt vom Unbehagen und der ständigen Bedrohung, doch „The Callisto Protocol“ tut sich schwer, mit seinem Gameplay über absichtliche Frustration hinauszukommen. Statt Angst und Horrorfeeling kommen so stattdessen bald Missmut und Ärger auf - daran kann auch die sadistisch zelebrierte Parade an grotesk-brutalen Todesanimationen nichts mehr ändern.

The Callisto Protocol

Striking Distance

Nicht zum Fürchten, sondern zum Ärgern

Es ist traurig: „The Callisto Protocol“ sieht seinem Budget gemäß beeindruckend aus und bemüht sich, selbstbewusst neben seinem großen Vorbild „Dead Space“ zu stehen, doch das Spiel scheitert an dieser Aufgabe. Die erwähnten Probleme mit dem zentralen Gameplay-Element des Nahkampfs, immer wieder unfaire Momente, eine ermüdende Fülle an Jump-Scares, ein Übermaß an Gore und Splatter, das keine rechte Horrordramaturgie erlaubt und obendrauf technische Probleme - „The Callisto Protocol“ ist der traurige Beweis dafür, dass Oberfläche nicht alles ist.

Mit anderen Worten: Dieses Space-Horror-Game ist hübsch misslungen. Hoffentlich kann das im Frühjahr folgende Remake von „Dead Space“ selbst die Erinnerung daran wachrütteln, was an diesem Genre eigentlich einmal so gut war.

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