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Gegen die Aufnahme Bulgariens in den Schengenraum?

Österreich hat sich gegen die Aufnahme Bulgariens in den Schengenraum gestellt. Innenminister Karner meint, dass mein Geburtsland die EU-Außengrenze nicht streng genug bewacht.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Im Kalten Krieg, vor 1989, war das eine sehr stark bewachte Grenze. Tausende Menschen aus Polen, der DDR oder der Tschechoslowakei kamen scheinbar auf Urlaub an die bulgarische Schwarzmeerküste - mit der geheimen Hoffnung, dass sie die Grenze zur Türkei und somit zur Freiheit überqueren könnten. Es gibt unzählige Geschichten über Menschen, die versucht haben, mit einem Hängegleiter in die Türkei zu fliegen oder mit einem Surfbrett in die Freiheit zu segeln. Viele von diesen Menschen ertranken im Meer oder wurden von Grenzsoldaten erschossen. Ich habe Geschichten von ehemaligen Grenzwächtern gehört, die gebetet haben, jemanden an der Grenze zu fangen – lebend oder tot. In beiden Fällen bekamen sie extra Urlaub. Das war der Preis für ein Menschenleben – zehn Tage Urlaub. Zum Glück ist diese Zeit vorbei.

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Heutzutage stürmen tausende Menschen die gleiche Grenze von der anderen Seite, wieder in der Hoffnung, die Freiheit zu erreichen, die Westeuropa für sie repräsentiert. Bulgarien hat einen Zaun an der Grenze gebaut. Das hält Flüchtlinge nicht davon ab, die Grenze zu stürmen so gut sie eben können. Sie klettern darüber, bauen Tunnels darunter oder zerschneiden ihn. Egal wie viele Polizisten und Soldaten man an die Grenze schickt – sie wird immer wieder überquert.

Für einige Bulgaren im Grenzgebiet ist das Schleusen von Flüchtlingen ein lukratives Geschäft geworden. Andere organisieren freiwillige Brigaden, die Flüchtlinge „jagen“ sollen. Es gibt fast täglich Nachrichten über Schüsse an der Grenze. Vor einem Monat wurde ein bulgarischer Grenzpolizist von Schleppern erschossen.

Es gibt auch Nachrichten, dass die Grenzpolizisten auf die Menschen, die die Grenze überqueren wollen, mit scharfer Munition schießen. Das wird von den bulgarischen Behörden bestritten, aber im Internet kursieren immer wieder Videos, die zeigen, dass man die offiziellen Erklärungen bezweifeln sollte.

Österreich ist gegen die Aufnahme von Bulgarien in den Schengenraum. Der Grenzschutz habe nicht funktioniert. Jetzt frage ich mich, was in dieser Situation zu tun wäre. Sollen die bulgarischen Grenzpolizisten auf die Flüchtlinge schießen oder nicht? Denn wenn sie schießen, werden Menschenrechte verletzt und wenn sie nicht schießen, lassen sie die Migranten durch.

Vielleicht sollten österreichische Grenzpolizisten an die EU-Außengrenze geschickt werden und der Innenminister kann sie dann genau einschulen was zu tun wäre. Und Bulgarien kann Schengen beitreten.

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