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Unsere Filme des Jahres!

Was vom Filmjahr übrig blieb: Eine Kaiserin, Vampire, eine Hollywood-Diva. Ein Blick zurück auf die 12 Lieblingsfilme des FM4 Filmpodcast.

Von Pia Reiser

Film ist eine der Spielarten des Pop, in der die Nostalgiemaschinerie auf Hochtouren läuft. Hier ist etwas ganz Neues! ist - boxofficetechnisch gesprochen - weit weniger erfolgreich als Hier ist etwas, das ihr schon kennt!. Neun der zehn erfolgreichsten Filme des Jahres 2022 sind Sequels oder berufen sich - wie „The Batman“ - auf ein bereits etabliertes Geschichtenuniversum.

Der Film, der dieses Jahr die Nostalgiekarte besonders gut gespielt hat, ist „Top Gun: Maverick“, ein Sequel zu einem 36 Jahre alten Film, der den Kriegshelden zum Actionhelden gemacht hat. Ein Film mit simpler Story und größtmöglichem Verzicht auf CGI als Gegenpol zum überladenen Multiversums-Marvel-Franchise (das natürlich erfolgsmäßig immer noch funktioniert, das Debakel namens „Doctor Strange and the Multiverse of Madness“ hat weltweit 955 Millionen Dollar eingespielt). Und auch „Avatar: The Way of the Water“ kann sich darauf verlassen, dass der Großteil des Publikums, der sich den ersten Teil angeschaut hat, auch den zweiten Teil anschauen wird.

Szene aus Top Gun

paramount

Der Blockbuster des Jahres, aber nicht auf unserer Liste: „Top Gun: Maverick“

Für die letzte Episode des FM4 Filmpodcast haben Christian Fuchs und ich Listen unserer Lieblingsfilme des Jahres gemacht, darauf ist aber weder „Top Gun: Maverick“, noch „Avatar: The Way of the Water“ zu finden - und auch nicht der Film, der dieses Jahr als Vorzeige-„Indie“-Film mit einem Originaldrehbuch im Grunde alle aus den Socken gehaut hat, außer halt Christian und mich (und Peter Bradshaw vom „Guardian“): „Everything Everyhwere All At Once“ vom Regie-Duo The Daniels. Michelle Yeoh kämpft sich durch Multiversen (und gegen die Steuerbehörde), ihre Teenagertochter ist der ultimative nihilistische Bösewicht und eigentlich geht es nur um den Herzenswunsch von Millennial-FilmemacherInnen, dass Eltern sich entschuldigen.

Am 26.12.2022 werfen Christian Fuchs und Pia Reiser im FM4 Filmpodcast einen Blick zurück auf das Filmjahr 2022. Die Episode am 2. Jänner 2023 schürt dann Vorfreude auf die Filme, die 2023 auf uns zukommen.

Der Film hatte vieles, was ein Film haben muss: Das „A24“-Label, etwas Neues in Sachen Repräsentation, Memes und eine Comeback-Story von Schauspieler Ke Huy Quan. Der Film wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und vermutlich wird auch bei den Oscars 2023 „Everything Everyhwere All At Once“ eine Rolle spielen.

„EEAAO“, „Top Gun: Maverick“ und „Avatar - The Way of the Water“ haben dieses Kinojahr also wohl geprägt - auf die Lieblingsfilmliste des FM4 Filmpodcast haben sie es aber nicht geschafft. Was also sind unsere 12 Lieblingsfilme (ungereiht) des Jahres? Bittesehr:

Nope

Jordan Peele inszeniert einen spektakulären Film über die menschliche Faszination am Spektakel. Der wie immer sensationelle Daniel Kaluuya stellt sich - gemeinsam mit seiner Schwester (Keke Palmer) - einer Bedrohung, die nicht von dieser Welt zu sein scheint. Ein herrlich rätselhafter Film.

Corsage

Das, was hätte sein können, triumphiert über das, was war: „Corsage“ von Marie Kreutzer ist ein umwerfend anachronistischer und geschichtsrevisionistischer Ritt. Vicky Krieps brilliert als Kaiserin Elisabeth schwankend zwischen Rebellion, Unzufriedenheit und Erschöpfung.

Blutsauger

Herrlich skurril sind die Figuren in „Blutsauger“: Eine von ihren Privilegien im Grunde gelangweilte Fabrikantentochter, ein aus der Sowjetunion geflohener Schauspieler, der sich als filmemachender Baron ausgibt. Große Komik steckt nicht nur in den so pointierten wie verspulten Dialogen, sondern auch in den anachronistischen Details. Mit ironischer Distanz, aber niemals zynisch arrangiert Regisseur Julian Radlmaier seine Figuren und macht „Blutsauger“ zu einem politischen Film, der nicht bekehren oder erklären will, sondern einen Diskurs anregen. Über Arbeits- und Besitzverhältnisse und die Prägung durch soziale Herkunft. Bei all dem theoretischen Unterbau kommt bei seinen Filmen aber auch die Freude am visuellen Überschwang, an der Verspieltheit und an der Komik nicht zur kurz. In „Blutsauger“ fließt nicht nur wegen der kapitalistischen Vampire Herzblut.

Blonde

Eine Fantasie über Marilyn Monroe, einen der größten Filmstars, kein klassisches Biopic ist Andrew Dominics „Blonde“ - und einer der umstrittensten Filme des Jahres 2022. Inszenatorisch und formal wagemutig inszeniert Dominic Vignetten - manche wahr, manche erfunden, manche übertrieben - aus dem Leben von Marilyn Monroe.

Licorice Pizza

Paul Thomas Anderson erfindet die Coming-Of-Age-Komödie neu. Mit realistischen Bildern, unverbrauchten Gesichtern und inhaltlichen Ambitionen. Auf bittersüße Nostalgie verzichtet er dabei aber nicht.

The Batman

Man hatte ja gedacht, man braucht keinen neuen Batman-Film, doch Matt Reeves’ melancholische Annäherung an den eigenbrötlerischen Superhelden von Gotham City ist ein ganz eigener Eintrag im Batman-Filmlexikon. Ein Neo-Noir-Thriller zwischen „Se7en“ und „Blade Runner“ mit Robert Pattinson als stockdunklem Ritter.

Rimini

Die Sehnsucht nach Liebe und Sex, die verbaute Existenz der Figuren, das exzessiv Körperliche als Ausdruck einer inneren Leere: „Rimini“ ist ein typischer Ulrich-Seidl-Film geworden - und dann wieder doch nicht. Das Schicksal des abgetakelten Machos Richie Bravo ist bei aller Härte höchst berührend inszeniert. In typisch symmetrischen Bildern taumelt der großartige Michael Thomas durch das verschneite Rimini, umgeben von einem genialen Ensemble.

Nightmare Alley

Ganz ohne Monster oder Kreaturen der Nacht kommt dieser Film von Guillermo del Toro aus, doch es ist sein düsterster. „Nightmare Alley“ erzählt vom Aufstieg und Fall eines Scharlatans, nimmt uns mit in die Welt eines umherziehenden Karnevals, die die Schaulust der Menschen bedient. Ein großartig bebilderter Fiebertraum mit einem fantastischen Bradley Cooper.

Elvis

Baz Luhrmann inszeniert in seinem knallbunten Biopic „Elvis“ den King of Rock ’n’ Roll als Superhelden der Popgeschichte. Der australische Regisseur verneigt sich auch vor der Schwarzen Musiktradition der USA, aus der Elvis schöpfte - was längst überfällig ist.

Don’t Worry Darling

Mit Style und Suspense entwirft Olivia Wilde in „Don’t Worry Darling“ eine Vorzeige-Community der 1950er Jahre, in der etwas nicht zu stimmen scheint. Ein psychologischer Thriller mit Elementen von social horror, Style, Suspense und - wie bei „Mad Men“ - dem gelungenen Vorhaben, via Vergangenheit etwas über das Jetzt zu sagen. Sogar der Twist ist gut.

The Worst Person in the World

Für Paul Thomas Anderson war das letztes Jahr the best movie in the world. Joachim Trier erzählt von einer jungen Frau, die die Frage Was willst du denn eigentlich vom Leben noch nicht ganz für sich beantworten kann. Originell und zärtlich erzählt „The Worst Person in the World“ vom Probieren und Straucheln, von Herzschmerz, Generationsunterschieden und Drogenrausch.

The Innocents

Ein zurückhaltend inszenierter Horrorthriller, der aber tief unter die Haut geht: Der skandinavische Regisseur Eskil Vogt zeigt Kinder, die zum Fürchten sind. Der strenge formale Zugang funktioniert erschreckend gut, der Realismus macht sich bezahlt. Es tummeln sich keine diabolischen Horrorkinder in „The Innocents“, die man locker ins Reich der Fiktion abschieben kann. Die lieben gemeinen Kleinen könnten aus der persönlichen Umgebung stammen.

Im FM4 Filmpodcast: 12 Lieblingsfilme 2022

Christian Fuchs und Pia Reiser werfen einen subjektiven Blick zurück und küren ihre 12 Lieblingsfilme. Wir treffen auf Kaiserinnen und den King, auf Filmdiven und Scharlatane, Schlagersänger und Blutsauger. Zu hören ab 27. Dezember im FM4 Filmpodcast auf sound.ORF.at und überall wo’s Podcasts gibt!

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