Runter mit dem Dopamin!
Eine Kolumne von Todor Ovtcharov
Nach Othello wurde das „Othello-Syndrom“ benannt, das Morde aus Eifersucht erklären soll. Im Hirn der Kranken soll dabei zu viel Dopamin unterwegs sein. Dieses Hormon soll unser Verhalten sehr stark beeinflussen. Er bringt uns zum Beispiel dazu, nach der Zigarette zu greifen, sobald wir eine Tasse Kaffee sehen.
Radio FM4
Aber hier sprechen wir vom „Othello-Syndrom“ und nicht über Kaffee. Denn es gibt Menschen, die eben nach einem Messer und nicht nach einer Kaffeetasse greifen. Das sind Menschen mit Machtfantasien, die Frauen als Eigentum betrachten. Der bereits erwähnte Othello war ein Feldherr, Heinrich VIII., der seine Frau Anne Boleyn aus Eifersucht köpfen ließ, war der König von England und OJ Simpson, der seine Ex-Frau schlachtete, ein gefeierter Sportstar.
Sie haben alle geglaubt, sie wären was Besseres und wurden im Dopaminwahn zu Mördern. Wenn der Mord geschehen ist, bringt es nichts, dass Othello sich reumütig zeigt oder dass OJ Simpson, vor Gericht freigesprochen, Jahrzehnte später den Mord doch zugibt. Die Opfer sind tot und es bleibt nur die Statistik.
Habt ihr euch schon gefragt, warum manche Menschen offenbar gerne Orte besuchen, wo jemand ermordet wurde? Aus purer Neugier oder aus unbewusster Freude, das man selbst noch am Leben ist? Sei es die Treppe der Villa in Miami, wo Versace erschossen wurde oder eine kleine Trafik in Wien Alsergrund, wo der Ex-Freund einer Frau sie mit Benzin übergossen und angezündet hat. Bis Oktober 2022 wurden in Österreich 28 Frauen ermordet. Oft von ihren nächsten Menschen und oft aus Eifersucht.
Als Vater von zwei Mädchen mache ich mir Sorgen. Ich mache mir Sorgen um den Dopamin-Überfluss auf der Welt. Also runter mit dem Dopamin! Hoch lebe ein anderes Glückshormon – der Oxytocin. Es wird ganz leicht im Körper hergestellt, ihr müsst nur jemanden umarmen.
Publiziert am 14.12.2022