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Albumcover SZA

Top Dawg Entertainment/RCA

Der Song zum Sonntag: SZA - „Blind“

Alles fließt so dahin auf „Blind“, dem neuen, selbstanalytischen Song von SZA. Das neue Album „S.O.S“ ist gerade erschienen.

Von Christoph Sepin

Was ist Wassermusik? Gibt’s eigentlich nicht das Genre, aber heutzutage ist eh alles fließend. Flowing and floating, Sounds, die so dahinrauschen wie Wellen, das könnte ein Attribut von Water Music sein. Da hilft ein Bild, ein Albumartwork, um Assoziationen in die Richtung entstehen zu lassen. Das blaue Meer, ein einsamer Blick darauf. Das Cover von „S.O.S“, der neuen Platte von SZA ist inspiriert von einem Foto von Prinzessin Diana und zeigt genau das. Wassermusik, die langsam vor sich hinfloated und trotzdem unberechenbar, spannend und faszinierend bleibt, wie eben der Ozean.

Das Rauschen der Wellen schon zu Beginn von „Blind“, Lied Nr. 6 auf „S.O.S“. Das ist Sehnsucht, wie sie von vielen Artists heuer in Songs umgesetzt worden ist. Sommersong, mag man glauben, wenn man dem Meer zuhört und den Gitarrensaiten, ist es aber doch nicht. Höchstens der Soundtrack eines weit entfernten, melancholischen Sommermonats.

Das Meer bleibt in Bewegung und das machen auch die Emotionen von SZA. Es geht um Widersprüchlichkeiten, um das was man vielleicht gerne wäre, aber eben nicht ist. Um das was man will und wollen will, um ein Leben zwischendrin. „Greedy, I can’t pass it, eating everything, no fasting“. Schon ganz schön introspektiv das alles, aber das ändert auch nix dran, dass man es nicht schafft dorthin zu kommen, wo man eigentlich sein sollte.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

SZA zeigt sich von ihrer Vergangenheit definiert, obwohl sie gar nicht mehr so ist, wie einmal gewesen. „I don’t care how much you knew me in the past tense“, es ist mir egal, wie sehr du mich in der Vergangenheit gekannt hast, heißt es da. „I ain’t no Julia Stiles, this ain’t no last dance, way past it“. Julia Stiles hat vor über zwanzig Jahren in „Save the Last Dance“ gespielt, SZA sieht ihr eigenes Leben nicht so Ablaufen wie den romantic movie.

„It’s so embarrassing“, dann der selbstkritische Refrain. „All of the things I need living inside of me, I can’t see it“. Man kann in sich selbst hineinblicken, danach suchen, was glücklicher macht - oft findet man nix und dann sucht man das in anderen Menschen. Happiness oder auch Liebe: „All of the love I seek living inside of me, I can’t see, I’m blind“.

Da gehört schon ganz viel Honesty und Mut dazu, sich selbst in Songzeilen so zu analysieren und das dann noch mit der Welt zu teilen. Aber passt eben doch: 2022 war und 2023 wird höchstwahrscheinlich definiert sein, von Artists, die auf Realness setzen. Egal, wie andere dich dann sehen wollen. Das Zeitalter der vorgespielten Coolness ist vorbei, es ist Zeit, ehrlich zu sich selbst und zueinander zu sein. „My, my, how the times change“.

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