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"Motomami" Cover

Columbia Records

Best & Worst der großen Alben 2022

Rosalía, Harry Styles, Beyoncé, Foals, The Smile: Der FM4 Musikpodcast versucht, heuer erschienene Alben einzuordnen. Und erfindet neue Musiktypen.

Von Christoph Sepin

Wer hören will, muss fühlen - der FM4 Musikpodcast

radio FM4

Christoph Sepin und Gäste aus der Musikwelt sprechen über Musik. Jeden Donnerstag im Radio und überall, wo es Podcasts gibt.

Wieder ein seltsames Jahr, wieder ein Scheißjahr, wieder ein Jahr, in dem viel passiert ist. Auch in der Musikwelt. Auch wenn man nicht mehr davon hören will, ist 2022 von der Pandemie geprägt gewesen. Und ist irgendwie ein Jahr dazwischen, ein „year inbetween“, zwischen den Zeiten. Einerseits hat das Jahr nach Vergangenheit geklungen, nach Lockdownzeiten, dann wieder nach Rausgehen und Menschen im Real Life umarmen.

Nach sehnsüchtigen Momenten, als Menschen im Zwielicht ihrer Wohnung nach draußen geblickt haben, um Mitternacht, dann wieder zum Sonnenaufgang. „Dawn FM“ heißt das heuer erschienene, seltsam in Traumwelten stattfindende Indoor-Album von The Weeknd, „Midnights“ der größte Release des Jahres, das altmodische romantic-novel-becomes-album Konzept von Taylor Swift.

Cover von Midnights

Universal Music

Und dann hat sich das Jahr in Richtung Zukunft gewandt: Rausgehen, sich berühren, Welt verändern. Schwitzen und Tanzen. Bad Bunny ist weiterhin der größte Popstar der Welt, „Un Verano Sin Ti“ heißt sein Album, Rosalía könnte es bald werden, „Motomami“ ist ihr Meisterstück. Das ist vielleicht der Beginn einer neuen Ära und einer neuen Art von Popstar, bis dahin gab’s heuer noch ein letztes Showcase der etablierten Ikonen.

Was soll man also anhören, was gibt es so, was ist da so alles passiert? Ohne Anspruch auf Vollständigkeit haben FM4s Susi Ondrusova und ich ein paar Platten aus dem heurigen Jahr zusammengesucht, um eine Viertelstunde darüber zu reden. Geworden ist es dann aber fast eine Stunde, deswegen findet der aktuelle FM4 Musikpodcast, „Wer hören will, muss fühlen“, zweigeteilt statt. Teil 2 dann next week, davor noch ein Best and Worst, Over- and Underrated der Alben 2022, hier ein kleiner Auszug. Inklusive Empfehlungen, für welche Menschen welche Alben sind.

Foals – Life Is Yours

Der deutsche Musiker Betterov hat mit „Olympia“ ein Album darüber geschrieben, wie man während Lockdownzeiten auf der Couch liegt und anderen Menschen beim Sportmachen auf Youtube zuschaut, Foals machen das Gegenteil. Viel simpler als „Life Is Yours“ kann die Message eigentlich gar nicht sein. Ein Album mit Liedern wo’s um folgendes geht: Rausgehen, wieder Spaß haben, Friends treffen. Lebensfreude, Genießen und so. Möchte man das zynisch spinnen, dann ist das der geplante Soundtrack zur richtigen Zeit am richtigen Ort. „Das ist das perfekte Album, um die letzten beiden Jahre hoffentlich wegzuwaschen“, sagt Foals-Vokalist Yannis Philippakis. „Um zu bestätigen, dass wir in einer anderen Zeit sind“. Wenn’s doch nur so einfach wäre.

The Smile – A Light for Attracting Attention

Susi hat zwei overrated Platten 2022: Arctic Monkeys und ihr irgendwie Casinoloungealbum „The Car“ und The Smile, das Sideproject von Radioheads Thom Yorke, Jonny Greenwood und Co. und deren Platte “A Light for Attracting Attention”. Für Menschen, die gerne Wörterbücher lesen, gibt es als Beschreibung. Gutes Album zum Hören, wenn man gerade kocht, meine ich. Gutes Album, wenn man Menschen eingeladen hat und sie dann rausschmeißen will, meint Susi. Aber wenigstens: das sind beides Platten, auf denen Musiker*innen einfach das machen, was sie wollen. Und ignorieren, was Leute von ihnen erwarten.

Plattencover von Harry Styles' "Harry's House"

Columbia Records

Harry Stiles – Harry’s House

Playlist zum FM4 Musikpodcast

Wir haben euch passende Playlists zur aktuellen Ausgabe von „Wer hören will, muss fühlen“ zusammengestellt. Die findet ihr auf Spotify, Deezer und Youtube!

Und hier mein most overrated Record of the Year: „Harry’s House“ fühlt sich wie Plastik an, nicht nach verbranntem, sondern nach blanken, sterilen Oberflächen, so wie Musikroboter Harry Styles. Susi liebt „Harry’s House“ und nennt es einen Einstieg für Leute, als Anknüpfungspunkt für andere Bands. Für Harry-Vorbands wie Wolf Alice und Harry-Favs wie King Princess.

Darauf können wir uns einigen: „Hold on Baby“, das Album von King Princess hat Songtitel, die man als T-Shirt und Tätowierungen gleichwohl tragen kann.

Oliver Sim – Hideous Bastard

Oliver Sim macht Musik in The xx und hat mit „Hideous Bastard“ ein wundervolles, persönliches, intimes Album geschrieben. Eine Platte für Menschen, die davon träumen, mit ihren BFFs in Paris im Park zu chillen und nichts zu kaufen. Aber nur davon träumen und es nicht wirklich machen. Wunderschöne Veröffentlichung mit Songzeilen, die man wie Gedichte vortragen könnte und möchte.

Weyes Blood – And In The Darkness, Hearts Aglow

Ähnlich das neue Album von Weyes Blood, ein Album für Menschen, die Musik sehr, sehr mögen – fast schon zu sehr mögen. Für Menschen, die zu ihren Klaviermelodien auch gern Streichinstrumente hören und die gerne streiten, aber niemanden zum Streiten haben. Weyes Blood schreibt Songs über Nebensächlichkeiten, wie Filme schauen, aber auch über den Weltuntergang. Und bringt die Dringlichkeit in den Pop zurück. „Langsamer Aufbau, Crescendo, das hat ein bisschen in der Popmusik gefehlt“, meint Natalie Mering alias Weyes Blood. „Und ein Arrangement, das zum echten Drama der Realität passt. Ich möchte den Fokus zurück auf Schönheit und Drama richten“.

Rosalía – Motomami

Mein Album des Jahres. Rosalía ist der interessanteste und zukünftig größte Popstar der Welt. „Motomami“ ist futuristisch, mutig, laut, experimentierfreudig und unberechenbar, aber auch zugänglich, vertraut, körperlich und lädt zum gemeinsamen Schwitzen ein. Ein Anti-Physical-Distancing-Album. Ein Album für Menschen, die gern auf einer Raumstation leben würden und für Menschen, die gerne Druckstellen beim Umarmen hinterlassen.

Wer hören will, muss fühlen – der FM4 Musikpodcast

Wie hat 2022 geklungen? Beyoncé, Harry Styles, Red Hot Chili Peppers, Rosalía und Taylor Swift haben alle neue Alben veröffentlicht, Susi Ondrusova und Christoph Sepin versuchen das alles einzuordnen. Welches Album ist für Menschen, die gerne streiten, welches für Leute, die gerne umarmen? Welche Platte klingt wie unverbranntes Plastik und welche ist die beste zum Vorglühen? Ein ungewöhnliches Review der großen Alben 2022. Im FM4 Player oder als Extended Podcast Version überall, wo es Podcasts gibt.

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