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Westwood 2019 bei Prostesten gegen die Ausbeutung des Regenwaldes in Westpapua

APA/AFP/ISABEL INFANTES

R.I.P. Vivienne Westwood

„Buy less, choose well, make it last“, lautete das Motto der britischen Modedesignerin und Klimaaktivistin Vivienne Westwood, die am Donnerstag im Alter von 81 Jahren gestorben ist.

Von Savanka Schwarz

Wer denkt, die Geschichte über Vivienne Westwood und den Klimaaktivismus ist eine Geschichte einzig über Nachhaltigkeit in der Modebranche, liegt falsch. Nicht nur die Nachhaltigkeit der verwendeten Stoffe und faire Arbeitsverhältnisse waren unverhandelbar für die Modeikone.

Westwood hat den individuellen Konsum nie in den Vordergrund gestellt. Sie verstand es, Zusammenhänge aufzuzeigen, um große Klimafragen in ihrer Gesamtheit zu beleuchten. Dabei nutzte sie die Gesamtheit ihres Schaffens als aktivistisches Sprachrohr.

TV-Hinweis

ORF2 ändert sein Programm und zeigt am 30. Dezember um 23.59 Uhr die Doku „Westwood – Punk, Ikone, Aktivistin“.

Die institutionalisierte Modewelt und die Formen des Protests beeinflussten sich unterdessen wechselseitig: Mal setzte Westwood gezielt Klimaagenden in ihre Shows, wenn sie zum Beispiel politische Forderungen auf die am Catwalk präsentierte Kleidung druckte. Andere Male brachte sie mit ihrer Mode den Protest nach draußen auf die Straßen.

Zum Beispiel während der Londoner Fashionweek 2018, wo sie in der Nähe eines Fracking-Unternehmens in London gegen das umstrittene Verfahren protestierte. Westwood machte aus einem regulären Gehsteig einen Catwalk und mit ihrer Mode, die mit Anti-Fracking-Botschaften bedruckt war, Aktivismus.

Westwood 2016 in London

APA/AFP/Niklas HALLE'N

Westwood 2016 in London

Bei der Fashionweek 2019 holte sie den Protest in ihre Show. Während ihre Kollektion aus wiederverwerteten Materialien präsentiert wurden, hielten Aktivist*innen Reden über den Klimawandel, die Gefahren des Kapitalismus und den Brexit.

2012 rief sie die Kampagne „climate revolution“ ins Leben. In deren Rahmen schrieb sie auch ein Manifest mit dem Titel „Active Resistance to Propaganda“, welches keinen geringeren Ansporn hat, als den Planeten für zukünftige Generationen zu retten. Auf der dazugehörigen Website veröffentlichte sie regelmäßig Reden, die sich vor allem gegen Großkonzerne und korrupte Politiker*innen richteten.

Der gelebte Aktivismus blieb Teil ihres Engagements. 2013 schloss sie sich einem Protestcamp an, das gegen Fracking in Sussex demonstrierte. 2015 ließ sie sich in einem weißen Panzer zum Haus des damaligen Premierministers David Cameron fahren, um gegen das umstrittene Gasgewinnungsverfahren zu protestieren. Um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Vivienne Westwood verstand es, ihre Bedeutung in der Öffentlichkeit so einzusetzen, dass gewisse Themen in der sonst eher haltungsschwachen Modebranche diskutiert wurden, ohne dass sie dabei in eine heroische Selbstinszenierung verfiel. Sie äußerte auch Kritik an der Doku ‚Westwood - Punk, Ikone, Aktivistin‘. Im Film gehe zu sehr um sie als Person und zu wenig um dringliche Klimafragen und den Aktivismus.

Westwood 2013 bei Protesten gegen Fracking im Süden Englands

AFP

Westwood 2013 bei Protesten gegen Fracking im Süden Englands

Auf die Frage, wie es sich für sie anfühle, als Ikone beschrieben zu werden, antwortete sie einmal, dass sie das nicht interessiere, sie wisse nicht, ob sich zehn Jahre nach ihrem Tod noch jemand an sie erinnern könne, geschweige denn an ihr Label. Was sie allerdings wollte, war, den Planeten retten, damit sie und vor allem die nächsten Generationen ein gutes Leben führen können.

Dass man sich in zehn Jahren an sie erinnern wird, sei gewiss. An ihre Mode und ihren Aktivismus, denn Vivienne Westwood wies mit ihrem Engagement nicht einfach nur auf etwas hin. So laut wie ihre Mode sind auch die Botschaften. Sie schuf Bewusstsein.

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