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Elisabeth Scharang vor dem Hotel Mama Thresl in Leogang

Elisabeth Scharang/ radio fm4

Arbeiten, wo andere Urlaub machen

FM4 Field Recordings #3: Wer arbeitet in den Hotelküchen und macht die Gästebetten? Wie ist die Arbeitssituation in den Hotels der österreichischen Tourismushotspots? Gespräche im Hotel.

Von Elisabeth Scharang

In der Tourismusbranche arbeiten, heißt Weihnachten und Silvester in der Küche stehen, Essen servieren, Gästebetten machen und an der Rezeption Skipässe ausstellen. Die Geschichten über 7-Tage-Arbeitswochen ohne Urlaub und mit schlechter Bezahlung haben schon lange das Bild vom coolen Saisonjob im Hotel abgelöst.

Während Corona sind viele aus der Branche ausgestiegen und haben den Beruf gewechselt. Jetzt fehlt es im ganzen Land in den Gasthäusern und Hotels an Personal. Für die FM4 Field Recordings bin ich ins Pinzgau nach Leogang gefahren und hab mir dort ein Zimmer genommen. Nicht, um Urlaub zu machen, sondern um 24 Stunden lang in den Bereichen des Hotelbetriebs zu verbringen, die für Gäste normalerweise nicht zugänglich und sichtbar sind.

Teamfoto vor dem Hotel Mama Thresl in Leogang

Elisabeth Scharang/ radio fm4

„Wir arbeiten dort, wo ihr Urlaub macht“. Florian Köhler mit seiner Belegschaft vom Hotel Mama Thresl in Leogang.

Das Hotel Mama Thresl in Leogang hat 51 Zimmer, eine offene Küche und einen Wellnessbereich im Dachgeschoß. Die Gäste kommen zum Schifahren und Mountainbiken. In den Weihnachtsferien ist jedes Zimmer belegt. Florian Köhler switched zwischen Smalltalk mit ankommenden Gästen, Weinbestellungen für das Hotelrestaurant und der Suche nach einem Ersatz für eine kranke Rezeptionistin hin und her. In seinem Büro hinter der Rezeption sitzt er selten. Der Hotelmanager hat bisher in seiner Tourismuskarriere in allen Bereichen des Hotelbetriebs gearbeitet; wenn es darauf ankommt, springt er selbst im Service und an der Rezeption ein.

Das schlechte Image der Hotel- und Gastrobranche hält er zum Teil für hausgemacht. „Wenn du heutzutage Personal halten willst, und darauf sind wir als ganzjährig geöffnetes Hotel angewiesen, dann musst du als Arbeitgeber auch was bieten“, sagt Florian. Das beginnt bei einer guten Unterkunft für die, die nicht in Leogang wohnen, und endet bei vernünftigen Arbeitszeiten. Die meisten arbeiten hier im Hotel 5 Tage die Woche und außer zu Stoßzeiten 8 Stunden am Tag. Nur das Servicepersonal auf der Schihütte am Berg arbeitet 7 Tage durch. „Aber die wollen das auch so. Vier Monate durcharbeiten und dann ein paar Monate Pause, also klassische Saisonarbeit.“

Rezeptionistin im Hotel Mama Thresl in Leogang

Elisabeth Scharang/ radio fm4

Viola hat zwischen Gästen, die abreisen und Gästen, die für den Abend einen Tisch im Restaurant reservieren, kurz Zeit für mich. Sie erzählt, dass sie auf Kreuzfahrtschiffen im Service gearbeitet hat, bevor sie das Meer verlassen und in die Salzburger Berge gezogen ist.

„Die Arbeit am Kreuzfahrtschiff ist eine harte Schule. Irgendwann funktionierst du wie eine Maschine und denkst nicht mehr an deinen Schlafmangel.“ Mit 30 wollte sie einen Neuanfang. Hier im Hotel kann sie außerhalb der Hauptsaison auf eine 4-Tage-Woche umstellen. „Dass ich jeden Tag nach der Arbeit auf die Berge kann, entweder mit den Schi oder zum Wandern, das ist für mich unbezahlbar“, sagt sie.

Koch im Hotel Mama Thresl in Leogang

Elisabeth Scharang/ radio fm4

In der offenen Küche des Restaurants wird ab 13 Uhr vorbereitet, was am Abend, wenn das Hauptgeschäft losgeht, für die Köche schnell zur Hand sein muss. Marco rührt an einer Sauce, während er mir erzählt, dass er schon mit 12 wusste, dass er Koch werden will. „Ich bin das Küken hier in der Küche“, grinst er. „Der Jüngste in der Belegschaft. Ich mache die Desserts, aber auch Hauptgerichte. Letztliche müssen alle alles können bei uns.“ Er wolle aber kein Haubenkoch werden, erzählt er. „Ich bin ein Wirtshausbua. Mir ist wichtiger, einen richtig guten Schweinsbraten machen zu können.“

Küchenteam im Hotel Mama Thresl in Leogang

Elisabeth Scharang/ radio fm4

Ich begleite Marco und und seinen Kochkollegen Laszlo in den Keller, wo die Lebensmittel gelagert werden. Laszlo ist der einzige in der Küche, der auf vegane Gerichte spezialisiert ist. Und er ist einer der vielen ungarischen Mitarbeiter*innen im Hotel. Seine Eltern sind schon vor 13 Jahren nach Österreich gekommen, sie arbeiten ebenfalls in der Hotellerie.

Die beiden jungen Köche erzählen, wie sie ihre Arbeitszeit, die immer erst gegen Mitternacht endet, mit ihrem Privatleben verbinden. „Es ist besser, wenn du eine Freundin hast, die auch in der Gastro arbeitet, so wie bei mir“, erzählt Laszlo. „Unter der Woche komme ich heim, geb meiner Freundin ein Bussi, falle ins Bett und schlafe“, grinst Marco. „Die Zeit, die wir frei haben, reden wir nicht über den Job und ich koche auch selten was daheim. Aber ich könnte mir keinen anderen Beruf vorstellen. Spaß muss es dir halt machen, sonst rauschst du direkt in ein Burn-out.“

Hotel Mama Thresl in Leogang von außen

Elisabeth Scharang/ radio fm4

FM4 Field Recordings: Gespräche im Hotel

Wie schafft man es, jeden Tag Betten im Akkord zu machen? Wie macht man selber Urlaub, wenn man jeden Tag mit Urlauber*innen zu tun hat? Wieso beginnen viele ungarischen Mitarbeiter*innen in der Hotellerie als Tellerwäscher*innen oder Reinigungskraft bevor sie in andere Jobs im Hotel aufsteigen?

Die FM4 Field Recordings mit Gesprächen im Hotel hört ihr am 6. Jänner von 13 bis 15 Uhr on air, im Player oder als Podcast.

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