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Eine Fridays for Future Aktivistin ruft durch ein Megafon, Klimastreik im September 2022 in Wien

Christopher Glanzl

Ausstellung

Was die Klimabewegung aus der Geschichte lernen kann

Das Volkskunde Museum Wien beleuchtet in seiner aktuellen Ausstellung „Von Zwentendorf zu CO2. Kämpfe der Umweltbewegung in Österreich“ Aktivismus von den 1970ern bis in die Gegenwart. Dabei gibt es einige Parallelen zu beobachten und auch Lehren zu ziehen.

Von Simon Welebil

Die Ausstellung „Von Zwentendorf zu CO2 - Kämpfe der Umweltbewegung in Österreich“ ist vom 20.1.-26.3. im Volkskundemuseum Wien zu sehen.

„Das Wo-Dran-Kleben ist vielleicht eine eher neuere Methode, aber das Wo-Dran-Ketten oder sich in Rohren mit Handschellen zusammen zu binden oder auf Bäume zu klettern und dann nicht mehr runterzukommen sind ganz klassische Strategien und Methoden, die die Umweltbewegung schon seit Jahrzehnten verwenden und die auch keinen Schaden anrichten“, schildert Sophie Rut, eine von vier Kurator*innen der Ausstellung „Von Zwentendorf zu CO2“ im Volkskunde Museum Wien, und zieht damit Parallelen von aktuellen Aktionen der Letzten Generation zu historischen Umweltbewegungen.

Die Blockade von Infrastrukturen, die umweltgefährdend sind, hätten auch durchaus Erfolg gehabt, zumindest wenn dadurch eine gesellschaftliche Diskussion angestoßen werden kann. An fünf Hörstationen, die durch Fotos, Filme und Plakate ergänzt werden, kann man sich im Volkskundemuseum Wien von 15 historischen Aktivist*innen erzählen lassen, wie sie ihre Kämpfe gegen Atomkraft oder Umweltverschmutzung angegangen sind und sie ausgefochten haben.

Impressionen aus der Ausstellung Kämpfe der Umweltbewegung in Österreich

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Tauchen und klettern gegen Umweltverbrechen

Wolfgang Pekny erzählt etwa von seiner Aktivisten-Zeit bei Greenpeace in den 1980er Jahren, als er sich gegen den Einsatz von Chlorbleiche in der Papier- und Zellstoffindustrie eingesetzt hat. „Ich glaube ich habe jedes Abwasser Österreichs, das mehr als 30 Zentimeter Durchmesser hat, betaucht“, hört man ihn sagen, während vor einem sein damaliger Taucheranzug hängt, der im Gegensatz zu einem professionellen Schutzanzug nicht wirklich vor der Giftsuppe geschützt hatte, die Österreichs Flüsse damals waren.

Wolfgang Pekny im Taucheranzug befestigt ein Gelenk am Abwasserrohr einer Papierfabrik, um das in den Fluss geleitete Abwasser sichtbar zu machen, 1989

Greenpeace Central and Eastern Europe

Wolfgang Pekny im Taucheranzug befestigt ein Gelenk am Abwasserrohr einer Papierfabrik, um das in den Fluss geleitete Abwasser sichtbar zu machen, 1989

Von Kletter- und Plakataktionen auf den Atomkraftwerken Temelín und Mochovce, bei denen ihnen der Beton der Kühltürme entgegen gebröselt ist, erzählt etwa Rosemarie Pexa, und der heutige Vizepräsident des europäischen Parlaments Othmar Karas (ÖVP) berichtet über die legendäre „Pressekonferenz“ der Tiere bei der Besetzung der Hainburger Au 1984 (von der auch zwei Original-Tiermasken ausgestellt werden). Peter Bierl beleuchtet mit den rechtsextremen und antidemokratischen Ideologien innerhalb des Umweltschutzes auch problematische Bewegungen und mit Katharina Rogenhofer, einer der Mitbegründer*innen von Fridays for Future Austria, wird der Bogen in die Gegenwart gespannt.

Impressionen aus der Ausstellung Kämpfe der Umweltbewegung in Österreich

Radio FM4

Warum konnte das damals geschehen? Und jetzt?

Bei einigen Themen, wie eben der Einleitung von Chemikalien in Flüsse oder den riesigen, ungeschützen Sondermülldeponien, von denen große Mengen an Gift ins Grundwasser gelangt sind, fragt man sich im Rückblick, wie es möglich war, dass solche Umweltverbrechen damals überhaupt zugelassen werden konnten - so gelangt man auch wieder in die Gegenwart, wo wir ja im Kampf gegen die Klimakrise auch nach 30 Jahren Wissen über das Problem noch immer nicht richtig ins Handeln kommen.

Was die aktuelle Klimabewegung von ihren ihren Vorgänger*innen lernen kann ist, dass erfolgreiche Bewegungen immer sehr breit und vielfältig gewesen sind, sagt Kuratorin Sophie Rut. Das braucht es jetzt wohl ebenfalls, auch wenn die Herausforderung heute, die Klima-, Umwelt- und Biodiversitätskrise viel komplizierter und umfangreicher ist. Ein Problem, „das die ganze Art und Weise, wie wir uns als Gesellschaft organisieren, in Frage stellt. Und das ist ein harter Brocken. Und vor so einem harten Brocken ist meiner Meinung nach noch keine andere Umweltbewegung gestanden.“

Impressionen aus der Ausstellung Kämpfe der Umweltbewegung in Österreich

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Dass in der Ausstellung ausschließlich Akteur*innen der Umweltbewegungen selber sprechen, soll ein Anstoß für weitere, eigene Beschäftigung mit den Themen sein. Die Ausstellungsbesucher*innen sollen sich aber auch selbst einbringen. In einer stilisierten Wahlkabine hängt ein Telefonhörer, in den man eigene Erinnerungen an oder Gedanken zu den Umweltbewegungen sprechen kann. Die Aufnahmen werden dann nach und nach die Ausstellung ergänzen.

Demonstration gegen die Klimakrise in Wien 2022

Christopher Glanzl

Demonstration gegen die Klimakrise in Wien 2022

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