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Aze

Marlene Brandstötter

Warum hörst du gerade so viel Comfort Music?

Warum wir Musik hören, ist eh klar. Weil’s Spaß macht. Weil’s sich gut anfühlt. Weil uns Songs glücklich machen, in stressigen Situationen beruhigen, dann wieder hochhypen. Im neuen FM4 Musikpodcast versuchen wir rauszufinden, warum angenehme Musik für uns angenehm ist. Und gibt es eine Blaupause?

Von Christoph Sepin

Wer hören will, muss fühlen - der FM4 Musikpodcast

radio FM4

Christoph Sepin und Gäste aus der Musikwelt sprechen über Musik. Jeden Donnerstag im Radio und überall, wo es Podcasts gibt.

Comfort Music, angenehme Musik, Chilloutmusik, Komfortmusik, wie man’s auch nennt, da gibt’s ziemlich individuelle, persönliche Zugänge. Das können (aber müssen nicht) ruhigere, langsamere Instrumentierungen sein, simple Akkorde in Dur, Easy-Listening-Songs. Das können aber auch ganz andere Lieder sein, harte Metalriffs, elektronische Beats, traurige Songs, whatever.

Ruhe und Frieden finden – das ist wohl so ein allgemein ganz gutes Ziel, das man mit angenehmer, mit Comfort Music, erreichen will. Was man daraus kriegen will, ist universell, wie das klingt individuell. Oder doch nicht? „Ein sehr einleuchtendes Erklärungsmodell für Musik ist, dass das Hörsystem ein Warnsystem für den Menschen ist“, sagt Dr. Thomas Stegemann. Er ist Professor für Musiktherapie und Leiter des Instituts für Musiktherapie sowie des Wiener Zentrums für Musiktherapieforschung an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien.

„Als angenehm empfundene Musik kann das Alarmsystem dämpfen“, sagt er. Musik als harmonischer Stimulus also. Was das für Töne sind, ist einerseits für alle gleich, andererseits unterschiedlich. Körpergeräusche der Mutter, der Herzschlag, die Atmung, das sind alles Geräusche, die schon vor der Geburt wohltuend sind und dann unser Hörverhalten für Jahre beeinflussen können. Andererseits spielt musikalische Sozialisierung eine Rolle. „Für manche ist Musik, die für andere zu laut oder zu hart oder zu schnell ist, genau richtig, um in einer bestimmten Situation runterzukommen“, sagt Dr. Stegemann.

Und warum Musik als Komfortzone?

„Ich sehe schon einen Trend“, so Dr. Stegemann. „Natürlich ist es so, dass in Krisenzeiten, in Zeiten, in denen sich ganz viel ereignet und verändert, die Sehnsucht nach etwas Bekanntem und Stabilen einfach größer ist“. Da spielt dann auch Nostalgie eine Rolle, da geht’s um Musik, die man mit glücklicheren Zeiten verbindet, die an vielleicht auch die eigene Jugend erinnert. Wie ein wohltuender Geruch irgendwie.

Aze

Law Wallner

Playlist zum FM4 Musikpodcast

Wir haben euch passende Playlists zur aktuellen Ausgabe von „Wer hören will, muss fühlen“ zusammengestellt. Die findet ihr auf Spotify, Deezer und Youtube!

Das sagt die Wissenschaft, was sagen Musiker*innen über Comfort Music? Beyza Demirkalp und Ezgi Atas sind Aze, machen dreamy-sanfte Musik, Anti-Anxiety-Musik eigentlich, Feel-Good-Musik. „Hotline Aze“ heißt ihr wunderbares Debütalbum vom letzten Jahr – eine Platte zu der die beiden auch eine echte Hotline eingerichtet haben, bei der sich Leute melden können, wenn sie Ratschläge brauchen. Richtige Comfort Music also.

„Was sich am wenigsten aufgesetzt anfühlt“, sagen Aze als eigene Definition von Comfort Music. Vulnerability ist ein Stichwort: „Wenn man spürt, dass jemand uncomfortable beim Musikmachen war, das macht Comfort“. Es kommt einfach auf den eigenen Zugang an, so Aze und erinnern sich an eine ehemalige Mitbewohnerin: „Sie ist einfach um 6:30 Uhr in der Früh aufgestanden und hat Techno aufgelegt und war voll gut dabei. Und wir waren so: uff, guten Morgen...“

Und was macht den comfortable Sound in der Musik von Aze? „Ich glaub Aze hat den Vorteil eine beste Freundin zu haben, weil wir uns kennen, seitdem wir drei oder vier Jahre alt sind“. Quasi ein ganzes Leben lang. Musik wird also dann super comfortable und schön, wenn sie der Ausdruck der Freundschaft von zwei gemeinsam miteinander musizierenden Menschen ist. Viele verschiedene Zugänge und Erklärungen für das, was Musik auszeichnet. Am wichtigsten aber bleibt: Es geht immer darum, dass sich Songs gut anfühlen. Den Rest checkt man dann eh selber.

Wer hören will, muss fühlen: Warum hörst du gerade so viel Comfort Music?

Was ist angenehme Komfortmusik überhaupt? Gibt’s da ein fixes Genre oder ist das ganz persönlich? Christoph Sepin möchte mehr herausfinden: Im FM4 Musikpodcast spricht er mit Dr. Thomas Stegemann, Professor für Musiktherapie und Leiter des Instituts für Musiktherapie an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien und mit Beyza Demirkalp und Ezgi Atas von der Band Aze. Die haben mit „Hotline Aze“ eines der besten Comfort-Music-Alben geschrieben. „Wer hören will, muss fühlen“, ab jetzt im FM4-Player und überall, wo es Podcasts gibt.

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