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ARAI mit blauer Brille vor Glitzervorhang

Paul Gregori

ARAI ist unser FM4 Soundpark Act des Monats Februar

He put the drama in „Drama Pop“: Mit seinen verspielten, lustvoll-musicalhaften Popsongs setzt der Wiener Multiinstrumentalist ARAI derzeit zum großen Sprung an.

Von Katharina Seidler

Popmusik, Garten Eden für Paradiesvögel. Wer will, kann hier zur Monstermutter oder zum Alien Messenger werden, kann transhumane Fantasien Wirklichkeit werden lassen, plötzlich ein Instrument spielen, binäre Geschlechterverhältnisse hinter sich lassen sowieso. Aus drei Songminuten können zehn werden, ein House-Beat verwandelt sich in HipHop, eine Gitarrenmelodie trifft auf Chöre und Orchester, dazu führt man Rüschen, Schleifen und ausladende Handbewegungen aus. Womit wir bei Artur Aigner wären, der die Anfangsbuchstaben seines bürgerlichen Namens in sein künstlerisches Alter Ego verwandelt hat.

Begonnen hat die musikalische Geschichte von ARAI bereits im Alter von Sieben mit einer Geige, später kamen noch Gitarre, Schlagzeug und Klavier im Selbstlerner-Verfahren hinzu. Ein Laptop mit 15 eröffnete ihm dann die Welt: Techno und Singer-Songwritertum, House und Trap, Solostimme und hunderte davon als Chor, Geige und ganze String-Arrangements. Das anything goes der Popmusik war für ihn die Befreiung, der Schritt vom Musikfan auf die andere Seite des Lautsprechers ein komplett selbstverständlicher. Früher ging es dabei mit Tracks wie dem kleinen Playlisten-Hit „Skip“ noch einen Tick future-bassiger und „klassisch“ electro-poppiger zu, mittlerweile aber hat im Vorfeld zu ARAIs Debütalbum der barocke Überfluss Einzug in seine Songs gehalten.

ARAI mit blauer Brille vor Glitzervorhang

Paul Gregori

Arai spielt am 27. Mai 2023 im Porgy & Bess als Support für Oehl.

Die Welt der Popmusik stellt sich für ARAI heute also als buntes Wunderland dar, als Süßigkeitenladen der Ideen, die er mitunter jahrelang wie Bausteine dreht und wendet, aufbläst oder verfärbt, bis sie sich irgendwann zu einem Song zusammenfügen. „Ich habe keine Ahnung, wann etwas wirklich fertig ist, irgendwann gebe ich einfach auf und denke, besser wird es nun nicht mehr“, meint der Musiker dazu grinsend im Interview. Das Drama in seinem selbstgewählten Genre „Drama Pop“ kommt dabei nicht nur von der ästhetischen Opulenz in Ton und Bild, sondern auch inhaltlich von der Inszenierung der großen und kleinen Wirrnisse des Lebens unter Dreißig, den ersten Heartbreaks und anderen höchst ärgerlichen Problemen junger Menschen:

I was crying
Mama hit my bum, I was six, I was lying
I just showed a song to my friends, they’re not vibin’
There’s so many reason to cry
(„We cry“)

Dass der Musiker sich selbst nicht allzu ernst nimmt und seine Musik als Spielwiese versteht, macht seine Songs leichtfüßig und heiter, ohne sie in sperrige Konzepte zu stecken. Insofern scheint es völlig logisch, dass in „Little Stupid Boy“ auf minimalistische Strophen und Refrains plötzlich ein musicalhafter Chor einsetzt, dass der Chorus von „We Cry“ aus den Silben „ra-ba-ba-ba-ba-ba-baa“ besteht und dass die soulige, dritte Single der aktuellen ARAI-Phase, „We Shouldn’t but..“, die Mitte Februar regulär erscheint, ein cheesy Gitarrensolo und zarte Vocoder-Parts bekommen hat.

Drama Pop, das Genre, existiert ab dem Moment, wo man es sich ausdenkt. „Drama Pop“, das Album, wird aller Voraussicht nach im Mai 2023 erscheinen.

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