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Liminal Horror in den Backrooms

Die „Backrooms“ sind ein Phänomen: Die populäre Paralleldimension aus den Internet-Gruselgeschichten ist Schauplatz Dutzender kleiner Videospiele.

Von Rainer Sigl

Einmal kurz die Augen schließen, und mit etwas Pech landet man hier, in einer Paralleldimension knapp neben der realen Welt: ein Labyrinth aus Räumen, die Wände senfgelb tapeziert, ein abgetretener Teppichboden, Neonlicht. Und das Raum um Raum, kein Ende, eine unendlich große Ansammlung an leeren Nicht-Orten.

Das sind die „Backrooms“, seit einigen Jahren höchst viral als Creepypasta - das Wort setzt sich zusammen aus creepy, also unheimlich, und copy & paste, und es ist ein Oberbegriff für die unheimlichen Kurzgeschichten und Memes, wie sie auf Reddit und Imageboards herumspuken - vor ein paar Jahren hat es da der Slenderman schon zu großer Popularität gebracht.

Seit 2019 kann man an verschiedensten Orten im Netz Geschichten von den Backrooms finden, eine Online-Urban-Legend, so etwas wie die moderne Version der Lagerfeuergruselgeschichte - und ein Pop-Phänomen. Es gibt Hunderte Imageboard-Posts, Dutzende YouTube-Filme und vor allem: Videospiele. Um genau zu sein, über 80 Stück davon.

Allein am Nicht-Ort

Auf der Downloadplattform Steam finden sich Dutzende Spiele zum Thema, ein beeindruckendes Exemplar ist „The Complex: Found Footage“.

Wer sich auf YouTube in die Backrooms wagen möchte, startet am besten bei den Kurzfilmen des jungen Regisseurs Kane Parsons.

Wenn man auf Steam das Stichwort eingibt, landet man bei Dutzenden, fast identisch aussehenden Spielen, die sich mit der populären Internetgruselgeschichte befassen. „Enter the Backrooms“, „The Backrooms Survival“, „Lost in the Backrooms“, „Dream Logic“ oder „The Complex: Found Footage“, so oder ähnlich heißen die Games, viele von vermutlich recht jungen Einzelentwicklern. Es sind kleine First-Person-Horror-Experiences zum Alleinspielen, in manchen ist man aber auch gemeinsam mit FreundInnen in den endlosen Räumen unterwegs.

Die Backroom-Games zeigen „liminal spaces“, verlassene Büros, leere Parkhäuser oder Hallenbäder. Grenzbereiche eben, Orte, die zugleich banal und unheimlich sind. Das Stichwort dazu lautet „Liminal Horror“, wie er auch in aktuellen Indie-Horrorfilmen wie „Skinamarink“ höchst angesagt ist.

The Complex Found Footage

IsarL

Urangst zum Spielen

Die wacklige Handkamera samt Zoomfunktion erschafft zum Beispiel im Game „The Complex: Found Footage“ gemeinsam mit nur wenigen Soundeffekten eine beeindruckende Horroratmosphäre, ein Spiel, das aussieht wie per Camcorder selbst gefilmt.

Klassisches Gameplay wie Kämpfe oder Rätsel gibt es in den meisten Backrooms-Games nicht wirklich, meistens ist das Durchqueren des verstörend großen Labyrinths das einzige Spielziel. In vielen, aber nicht in allen Spielen der Nische stakst irgendwo im Labyrinth ein Monster herum - der Found-Footage-Charakter und die banal-bizarren Locations machen das Ganze aber auch ganz ohne billige Jumpscares erstaunlich unangenehm, und das ist positiv gemeint.

Es ist fast, als würden die Backrooms eine kollektive unbewusste Urangst ansprechen - vom leeren Raum, in dem irgendwo etwas lauert. Die Backrooms sind plötzlich im popkulturellen Meme-Universum aufgetaucht, verschwinden werden sie wohl nicht mehr so schnell.

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