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Dan Auerbach und The Arcs

Alysse Gafkje

Interview

Sag mal, Dan

Wer bist du? Was machst du? Was isst du? Das große „Seriously“-Frage-und-Antwort-Spiel mit Dan Auerbach von The Black Keys zum neuen Album seines Nebenprojekts The Arcs.

Von Christian Lehner

Dan Auerbach ist der Großmeister des zeitgenössischen Blues-Rock. Mit Drummer Patrick Carney hat der Sänger und Gitarrist als The Back Keys eine Formel entwickelt, die in großen Stadien und kleinen Clubs gleichermaßen funktioniert. The Black Keys hauen radiotaugliche Chart-Hits wie „Lonley Boy“ raus, ebenso wie alten Herzblut Blues. Die ersten 10 Jahre ihrer Karriere verbrachten The Black Keys in ihrem Van von Stadt zu Stadt tingelnd, die zweiten 10 Jahre auf den großen Bühnen dieser Welt.

So wie sein Ex-Feind und Rock’n’Roll-Co-Enthusiast Jack White betreibt Dan Auerbach in Nashville, Tennessee ein Aufnahmestudio und Independent Plattenlabel. Aus dem „Easy Eye Sound Studio“ und der Crew des Daptone Labels in Brooklyn hat er Freunde und Session-Musiker für sein Nebenprojekt The Arcs rekrutiert. Mit dieser Truppe jamt Auerbach zum Spaß, wenn gerade Zeit ist. Aus den hunderten Songskizzen, die dabei entstanden, destillierten The Arcs 2015 das Album „Yours, Dreamily“ – ein Kleinod von einer Rockplatte an der Kreuzung von 70s-Soul und sanfter Psychedelic.

In Memorian Richard Swift

„Das Herz und die Seele von The Arcs war Richard Swift“, erklärt Dan Auerbach im FM4-Interview. Swift war bei der Gründung von The Arcs bereits eine Kultfigur innerhalb der US-amerikanischen Indie-Rockszene. Der Produzent und Multiinstrumentalist half als Tour-Musiker bei den Keys, Wilco und The Shins aus, musizierte auf Alben von Sharon Van Etten und Valerie June und produzierte Musik von Kevin Morby oder Nathaniel Rateliff. Darüber hinaus veröffentlichte Richard Swift sieben Soloalben, von denen man mindestens alle gehört haben sollte.

Dan Auerbach und The Arcs

Alysse Gafkje

The Arcs mit Richard Swift (r)

Vor fünf Jahren starb Richard Swift an den Folgen seiner Alkoholkrankheit. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten The Arcs erneut hunderte von Tracks aufgenommen. „Wir hätten nur noch einmal gemeinsam ins Studio gehen müssen und das Album wäre fertig gewesen“, erzählt Auerbach. Nach Swifts Tod lag das Material unter Verschluss. Erst in den letzten zwei Jahren haben sich Auerbach und die verbliebenen Mitglieder, Leon Michels, Nick Movshon and Homer Steinweiss an die Sichtung der Tapes herangewagt und finalisierten schließlich das zweite Album. „Ohne Richard fühlte sich das verdammt strange an“, so Auerbach melancholisch.

70s Soul und Psychedelic

Das Zweitling trägt den Titel „Electrophonic Chronic“. Richard Swift ist in jedem Song zu hören. Laut Auerbach ist der Sound inspiriert von den Vinyl-Sammlungen der Bandmitglieder – alte Soul, Funk und Rockplatten. Es sind Songs mit einem Hang zur sonnendurchfluteten Psychedelic. Stücke wie „Keep On Dreaming“, „Eyez“ und „Sunshine“ erinnern mit ihrer Fokusierung auf den Groove fast an den deepen, auf Samples basierenden Trip Hop-Sound, wie er in den frühen 1990er-Jahren von britischen Labels wie „Wall of Sound“ oder „Ninja Tune“ veröffentlicht wurde. Doch bei The Arcs ist alles selbst eingespielt. Die Groove-Lastigkeit führt Auerbach darauf zurück, dass die Songs auf einer Live-Bühne Gestalt angenommen hatten, bevor sie im Studio finalisiert wurden.

Dan Auerbach und The Arcs i

Easy Eye Sound

Das Album-Cover der neuen Platte zeigt eine Bildmontage bestehend aus einem Feuerzeug, einem großen Herz und einem Sensenmann. Auf dem Feuerzeug steht „Swift“. „Richard markierte seine Feuerzeuge mit seinem Namen“, erzählt Auerbach und lacht. „Er hatte immer Angst, dass sie ihm jemand stehlen würde.“

The Arcs haben zu Ende gebracht, was sie mit ihrem verstorbenen Freund und Mitmusiker begonnen hatten. Ein schöneres Andenken gibt es wohl kaum. Ob Dan Auerbach mit den verbliebenen Arcs weitermachen wird, kann und will er noch nicht beantworten. Einstweilen bleibt für Fans die im Eröffnungssong formulierte Hoffnung: „Keep On Dreaming“.

Dan Auerbach gilt als wortkarger und leicht mürrischer Interview-Partner. Dennoch konnten wir ihm einige Bonmots und Lacher entlocken, seriously!

Name?

Dan

Wie spricht man deinen Nachnamen korrekt aus?

Auerbäck!

Kommen deine Vorfahren aus Deutschland?

Ja, der Großvater väterlicherseits war Deutscher, aber ich habe keinerlei Bezug zu Deutschland.

Weißt du, wie man deinen Namen auf Deutsch ausspricht?

Hmmmm.

AuerBACH!

Ach ja, das hat der Typ, der vor dir in der Leitung war, auch so ausgesprochen.

Weißt du, was BACH auf Deutsch heißt?

River or something?

Korrekt! Es bedeutet „creek“. Kennst du sonst noch deutsche Wörter?

Ich fürchte nicht.

„Kindergarten“, zum Beispiel, das wird in den USA genau so ausgesprochen.

Okay, ich wusste nicht, dass das Deutsch ist, aber das kenne ich natürlich.

Woher kommst du?

Ursprünglich aus Akron, Ohio. Jetzt lebe ich in Nashville, Tennessee.

Yippie! Das ist die Welthauptstadt der Country Musik. Bist du so eine Art singender Cowboy?

Wenn ich zu viel getrunken habe, schon.

Ballerst du in der Gegend rum und jagst auf einem Pferd durch die Gegend, so wie man das früher getan hat?

Ich halte einen Sicherheitsabstand zu Pferden, so viel ist sicher!

Was für Musik machst du?

Ich spiele Rock’n’Roll.

Das ist doch wilde Musik?

Uns gibt’s mild bis wild, so wie bei den Buffalo Wings.

„Sex & Drugs & Rock’n’Roll“ oder „Tofu & Yoga & Social Media”?

Argh, keines von beiden!

Du spielst Gitarre, was ist dein Lieblings-Riff ever?

Junior Kimborough in „All Night Long”. Definitiv das beste Riff aller Zeiten.

Was ist der verrückteste Ort, an dem du je gespielt hast?

Wir sind einmal in Florida in einem Club namens „1-800-Ask-Gary Amphitheatre“ aufgetreten. Die Venue war okay, aber der Name ist weird.

Die längste Distanz die du in einem kleinen Tour-Van zurückgelegt hast?

Wir sind einmal in einer Nacht für einen Auftritt von Akron nach New York City und zurück gefahren.

In der Kolumne „Seriously?“ stellt Christian Lehner Musiker*innen ernste und noch viel ernstere Fragen zu Leben und Werk - gelegentliche Stehsätze des Musikjournalismus nicht ausgeschlossen! Zu hören unregelmäßig in der FM4 Morning Show.

Hatte euer Van einen Namen?

Black Keys.

Du war viele Jahre on the road, erkennst du deine Mitmusiker mittlerweile am Geruch ihrer Füße?

Oh mein Gott, nein!

Der Name deines neuesten Albums?

„Electrophonic Chronic“ mit The Arcs.

Um was geht es? Was ist die Message?

Es ist 35 Minuten lang und es sind ein paar Songs drauf.

Ist es gut geworden?

Es ist großartig!

Ist es das beste Album, das du je gemacht hast?

Nichts, was ich gemacht habe, ist das Beste, was ich je gemacht habe.

Ist es das persönlichste Album, das du je gemacht hast?

Nein, ich denke nicht.

Von wem hast du dieses Mal geklaut?

Celine Smith! Aber wir erweisen ihr auch unseren Respekt.

Zum Schluss die drei wichtigsten Fragen im Musikjournalismus:

1. Dein Lieblingsessen?

F … (Polizeisirene im Hintergrund).

2. Dein Lieblingsgetränk?

Tequila Old Fashioned.

2. Deine Lieblingsfarbe?

Blau.

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