„Roller Drama“ ist halb Visual Novel, halb Sportmanagement

Roller Derby wird auch als „Rugby mit Rollschuhen“ beschrieben. Wem allein schon die Vorstellung davon blaue Flecken bereitet, der oder die kann in „Roller Drama“ nun eine virtuelle Karriere als Roller Derby Champion starten.

von Michaela Pichler

Loyalität, Kampfgeist und Solidarität – das sind Werte, die in der Sportart Roller Derby oberste Priorität haben. Genau um diese Eigenschaften geht es auch im Spiel „Roller Drama“: In diesem strategischen Adventure Game schlüpfen wir in die Rolle von Joan: einer Trainerin, die mit einem neuen Team von fünf Roller-Derby-Spielerinnen an der bevorstehenden Meisterschaft teilnehmen möchte.

Teamgeist und andere Gespenster

Um den Team-Spirit gleich mal anzukurbeln, leben wir auch alle im selben Haus. So praktisch sich das anhört, bedeutet die Wohnsituation für Joan doch viel mentale Arbeit. So lernen wir Portia, Anne, Juliet, Cordelia und Lilly umso schneller kennen. Über Dialoge müssen wir uns empathisch in die eigensinnigen Charaktere hineinfühlen und ihre Alltagsprobleme lösen, um möglichst viel Vertrauen als Trainerin aufzubauen. Denn nur ein gutes Team kann auch richtig gut am sogenannten Track sein – das ist die ovale Laufbahn, auf der Roller Derby stattfindet. Zu nett sollten wir aber auch nicht sein, denn immerhin geht es beim Trainieren auch um ein bisschen Respekt.

Als Joan ist man im Spiel aber mit dieser Entscheidungsfreiheit nicht auf sich allein gestellt. Als gesprächiger Berater steht uns ein Shakespeare-esker Geist zur Seite, der uns berät oder tadelt, je nachdem, wie gut wir als Trainerin abschneiden. Ein Blick auf seine Tipps und aufs allgemeine Team-Stimmungsbarometer helfen uns im Game nicht nur einmal.

Trial and Error, ohne blaue Flecken!

In „Roller Drama“ trifft Visual Novel auf Sportmanagement: Während die Geschichte ums Team und die einzelnen Spielerinnen in linearen Kapiteln und Rätseln erzählt wird, geht es dazwischen in Roller-Derby-Matches so richtig zur Sache. Unser Team muss blocken und Bodychecks verteilen, während unser Jammer versucht, mit möglichst vielen Runden Punkte zu machen. Der Aufbau so eines Jams ist gleich wie im echten Roller Derby, die Teams bestehen aus jeweils fünf Spielerinnen - einem Jammer und vier Blocker, die mit Vollkörpereinsatz den gegnerischen Jammer vom Punkten abhalten müssen. Gerade bei diesen aktiven Sport-Sequenzen macht das Game besonders Spaß.

Das Spielprinzip ist vom Development Studio Open Lab Games schon erprobt. Bereits 2019 haben die Entwickler*innen aus Florenz ihr Game „Football Drama“ veröffentlicht, bei dem wir in die Rolle eines Fußballtrainers schlüpfen und uns durch die Visual Novel spielen - ebenfalls mit Zwischendurch-Matches, bei denen wir unser Team diplomatisch coachen müssen. Was „Roller Drama“ nun mehr kann?! Da Roller Derby als popkultureller Sport auch in der queerfeministischen Community sehr beliebt ist, gibt es im Spiel jede Menge Heldinnen-Potential. Nur genug trainiert werden müssen die Skaterinnen nun mal!

„Roller Drama“ ist neben seinen Herausforderungen vor allem auch schön anzusehen: Die Grafik lebt vom leuchtenden Character Design, illustriert von der italienischen Comic-Künstlerin Vittoria Macioci. Das Game punktet außerdem mit Quirkiness. Das Storytelling und die Puzzles sind teilweise so seltsam, dass man die Rätsel oft nicht mit reiner Logik lösen kann. Genau deshalb lautet die Devise „trial and error“ – genauso eben wie beim echten, sehr herausfordernden Vollkontaktsport Roller Derby.

Die FM4 Spielekammerl-Show - Roller Derby Edition!

Auch in der FM4 Spielekammerl-Show hat uns das Rollschuhfieber gepackt - Michaela Pichler wird sich am Donnerstag, den 9. Februar, durch das Game „Roller Drama“ rollen, gemeinsam mit Roller-Skates-Expertin und Vienna Roller Derby-Bench Coach Jana Krautgartner aka Trash Panda. Um 17 Uhr geht’s los auf Twitch, schaltet ein, seid dabei und chattet mit!