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Atavistische Gefühle

In Krisenzeiten erwachen in Menschen atavistische Gefühle. Also längst überwunden geglaubte Ur-Ängste. Angst und Sorgen, ob wir es schaffen. Vielleicht reicht die Nahrung nicht für den ganzen Stamm aus und wir müssen die Schwächsten beseitigen, weil sie sowieso nicht überleben werden?

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Als nächstes kommen dann alle Minderheiten dran, die würden unseren Stamm nämlich nur daran hindern, seinen eigenen Willen durchzusetzen. Alle diese Ängste lauern in unserem Unterbewusstsein und warten auf extreme Ereignisse um aufzublühen.

Vielleicht habt ihr schon gehört, dass so eine Ur-Angst auch die vor starken Gerüchen ist. Die Menschen aus der Steinzeit haben wohl gedacht, wenn etwas sehr streng riecht, dann strahlt es auch Gefahr aus. Meine atavistische Angst vor einem starken Geruch ist auch da. Zum Beispiel vor dem Gestank aus den Zugewinnen einer Partei bei einer Landtagswahl in Niederösterreich.

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Ich mache mir Sorgen, dass der Mann, der für Integration zuständig sein soll, zu Schülern mit Migrationshintergrund sagt, dass sie gar nicht hier wären, wenn seine Partei früher die Verantwortung gehabt hätte. Von solchen Aussagen bis zur Entscheidung wer zu leben hat und wer nicht, ist es nur ein kleiner Schritt. In einer Situation, wo Menschen Entscheidungen aus atavistischen Ängsten heraus treffen, ist das gar nicht unrealistisch.

Mitgefühl wird von Egoismus verdrängt. Würden wir sonst Aussagen hören, die die Erdbeben-Hilfe für die Türkei kritisieren? Mitleid ist das höchste Gut, das alle Religionen predigen. Wir sollen das nicht so schnell vergessen. Denn wenn wir anderen kein Mitgefühl zeigen, verlieren wir unsere Seelen.

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