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Ständig am Handy? Das Hirn braucht mal Urlaub!

Unsere Smartphones machen es uns so leicht wie noch nie, ständig beschäftigt zu sein. Unser Kopf kommt so aber nicht zur Ruhe.

Von Livia Praun

In der Früh greif ich zum Handy, um den Wecker auszumachen. Und dann, um zu schauen, ob mir wer geschrieben hat. Spätestens in der U-Bahn hol ich es wieder raus, um die Nachrichten zu lesen bis ich in der Arbeit ankomme. So ist mein Kopf seit der Sekunde, in der ich aufgestanden bin, beschäftigt. Oder wohl eher: abgelenkt. Unserem Gehirn tun wir mit so einem Verhalten aber keinen Gefallen.

Auswirkungen auf Konzentration und Wohlbefinden

Ständig beschäftigt und abgelenkt zu sein, tut uns nicht gut, weiß der Sozialpsychologe Aljoscha Dreisörner: „Wir sollten uns klar darüber sein, dass das im Prinzip ein Suchtverhalten ist.“ Er arbeitet bei der „Stress of Life“-Plattform der Universität Wien, die zu Stress im Alltag forscht: „Das Schlimmste ist, dass wir dadurch in einen reaktiven Zustand kommen. Das heißt, wir sind ganz massiv anfällig für Ablenkung. Dann ist es viel schwieriger, sich zu konzentrieren, bei einer Sache zu bleiben und die auch abzuschließen.“

soziale netzwerke handy

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Der Psychologe Thomas Götz von der Universität Wien erklärt, dass die ständige Beschäftigung und Ablenkung auch Auswirkungen auf die Psyche haben kann: „Es gibt auch viele empirische Befunde, dass Menschen eher zu Depressionen neigen wenn sie plötzlich viel Freizeit haben oder im Urlaub sind, weil sie dann mit sich selbst konfrontiert sind, und sie das nicht gewohnt sind.“ Das würde seines Erachtens nach nicht passieren, wenn man auch im Alltag mal Phasen der Ruhe hätte, „wo man reflektiert, und wirklich in sich hineinspürt, was einem gut tut und was nicht.“

Also einfach mal nichts tun?

Brauchen wir also mehr Zeit, wo wir uns nicht ablenken und einfach mal nichts tun? Ja, meinen Dreisörner und Götz. „Es ist ganz wichtig, immer wieder auch Zeiten der Ruhe zu haben. Man ist so häufig durch Arbeit oder Freizeitstress abgelenkt, dass man diese Zeit braucht, um auch mal die eigenen Gedanken wahrzunehmen“, erklärt Thomas Götz.

Dem Hirn also Urlaub zu gönnen, schafft nicht nur Zeit zum Reflektieren, sondern auch, um uns zu erholen. Und es kurbelt auch die Kreativität an: „Beim Spazieren oder bloßem Dasitzen auf der Parkbank, da kriegen Menschen in der Regel die besten Ideen“, sagt Aljoscha Dreisörner. Das ist kein Zufall - laut ihm belegen viele Untersuchungen, dass dieses Nicht-Beschäftigt-Sein eine „gute Petrischale für Kreativität und für neue Ideen“ ist.

Er kennt das auch von sich selber: „Ich schreibe gerne Geschichten. Aber ich merke, dass ich im Alltag nie schreibe. Aber wenn ich in den Urlaub gehe, dann habe ich voll Lust drauf. Das ist das Ergebnis aus diesem Nichstun.“

Mit kleinen Schritten zum Nichtstun

Aber wie kann man das Nichtstun wieder lernen? Sowohl Dreisörner als auch Götz empfehlen, mit kleinen Schritten anzufangen. Etwa im Bus oder im Zug bewusst nicht zum Handy zu greifen, sondern in die Luft zu schauen. Oder das Handy untertags für eine Stunde auszuschalten.

Besonders die Urlaubszeit eignet sich gut, um Nichtstun ein bisschen zu üben, meint Dreisörner, da man da aus seinen Gewohnheiten leichter rauskommt. Also vielleicht ist das ein Plan für die Semesterferien!

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