FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

SYML

Sarah Cass

SYMLs neues Album „The Day My Father Died“

SYML wurde vor ein paar Jahren mit der akustischen Ballade „Where’s My Love“ bekannt. Davor hat er in der US-Indie-Band Barcelona gespielt. Jetzt hat Brian Fennell aka SYML ein neues Album veröffentlicht: „The Day My Father Died“ blendet den Tod nicht aus, sondern feiert seinen Vater und das Leben.

von Eva Umbauer

SYML schrieb seinen ersten Song im Alter von 18 Jahren. Damals erfuhr Brian Fennell, dass seine Eltern in Issaquah, einem 40.000-Einwohner-Ort außerhalb von Seattle, Washington, in den USA seine Adoptiveltern sind und seine leiblichen Eltern aus Wales in Großbritannien waren. Sein späterer Künstlername SYML geht auf diese walischen Wurzeln zurück; das englische Wort „simple“ heißt in der walisischen Sprache „syml“, ausgesprochen wie „simml“.

Damals, als Brian Fennell 18 war, kam auch eine Freundin aus der Schule ums Leben, was ihn veranlasste einen Song zu schreiben.

Brian war musikalisch, spielte bereits seit dem Kindesalter Klavier, später auch Gitarre. Er wollte Musiklehrer mit Fokus auf Percussion werden und schloss auch sein Studium zum Musikpädagogen ab. Aber dann kam ihm seine Band namens Barcelona dazwischen.

Mit Barcelona - wo er Sänger und Gitarrist war - veröffentlichte er drei Alben. Es war die Zeit, nachdem Grunge in Seattle vorbei war und neue, melodiöse Bands dort fast wie Schwammerl aus dem Boden schossen. Bands wie Death Cab For Cutie oder Band Of Horses wurden zwar bekannter als Barcelona, dennoch hatte und hat das Trio auch in Europa Fans. Den deutschen Rapper Casper etwa, der ein Sample aus dem Barcelona-Song „Please Don’t Go“ für seinen Track „Kontrolle/Schlaf“ verwendet hat. Barcelona gab es zehn Jahre lang, dann wollte Brian Fennell zu neuen musikalischen Ufern aufbrechen. SYML war geboren.

„Where’s My Love“ war der erste Song von SYML, den er nach dem Ende seiner Band schrieb. Der 2017 veröffentlichte Song, eine akustische Ballade, landete in der US-Fernsehserie „Teen Wolf“ und machte SYML mit sehr vielen Stream-Abrufen praktisch zum Star. Seine Musik wurde seither in vielen Filmen, Fernsehserien und Werbekampagnen verwendet, darunter die Netflix-Serie „Behind Her Eyes“, in der SYMLs Version vom 50er-Jahre-Pop-Klassiker „Mr. Sandman“ als Titelsong verwendet wurde.

SYML - "The Day My Father Died"

Nettwerk Records

„The Day My Father Died“ von SYML wurde in einer ehemaligen Kirche, im Studio X in Seattle, Washington aufgenommen und ist bei Nettwerk Records erschienen.

2019 veröffentlichte SYML schließlich sein Debütalbum, das einfach „SYML“ hieß. Es folgten zwei Mini-Alben - „You Knew It Was Me“ und „Dim“; letzteres - 2021 veröffentlicht - war von der Krebsdiagnose des Vaters von Brian Fennell geprägt. Seinen Vater hat Brian inzwischen verloren, was er auf seinem neuen Album „The Day My Father Died“ verarbeitet.

Seinen Vater, der nicht sein biologischer war, liebte Brian sehr. „I was born the day my father died“, singt SYML, denn er musste nach dem Tod des Vaters sozusagen neu lernen, zu leben. Er musste herausfinden, wie er nach dieser fundamentalen und gravierenden Veränderung in seinem Leben weitermachen könnte.

„The ever-expanding universe will always frighten and delight me, but the truly unbelievable shit happens down here at our human level. Losing my dad felt like running out of air. I still feel it in my gut. But this record is not about losing him, it’s about what happens after we have lost.“ - SYML über den Tod seines Vaters.

Der Titelsong „The Day My Father Died“ ist aber - so wie das ganze Album - kein Stück Musik, das in Trauer und Depressionen versinkt, sondern vielmehr eines, das den geliebten Vater und überhaupt das Leben feiert. „The Day My Father Died“ ist ein lebhafter, fast beschwingter Track auf diesem Album, das sich manchmal wie eine Achterbahnfahrt anfühlt.

„Corduroy“ ist ein wenig so, als ob Bon Iver auf die Fleet Foxes trifft. „You And I“ ist ein Liebeslied in dem SYML singt „If you were born to run, I was born to run with you.“ „Baby Don’t Lie“ und „Laughing At The Storm“ sind poppige Tracks und ein gutes Beispiel für den sensiblen Pop/Rock von SYML, der auch schon einmal elektronisch unterfüttert ist.

SYMLs Stimme ist makellos, genauso wie die Produktion von Seattle-Producer Phil Ek, der in den 90ern Seattle-Bands wie Modest Mouse oder Built To Spill produzierte, später dann The Shins, Band Of Horses oder Fleet Foxes.

„Marion“ erinnert an die Band Of Horses. „Howling“ ist Gospel-inspiriert und im letzten Refrain singt das New Yorker Duo Lucius mit. „Believer“ ist eine Liebeserklärung an Brians Frau.

„Sweet Home“ ist ein Self-Empowerment-Song mit einer schönen Akustik-Gitarre - 70er-Jahre-inspirierter Folk-Pop mit der Textzeile „Have no fear if you don´t see the sun“, während „Better Part Of Me“ ein wunderschönes Duett mit der US-Musikerin Sara Watkins ist. Bei „Lost Myself“ singt Guy Garvey von der englischen Band Elbow mit.

SYML sagte über Elbow anlässlich seines Wien-Konzerts im September 2019 im FM4-Interview „I was lucky enough to play with Elbow and meet them at a festival. Once you see them live it’s hard not to imagine them live everytime you listen to them. Texturally, musically, it’s one of my favourite bands.“

Ein weiterer Lieblings-Künstler von SYML ist der Brite James Blake: „I think James Blake will be remembered as one of the – I hope - most prolific artists of my time. I’m a fan of his voice, his lyrics, his live show, it’s all inspirational to me. When I’m creating music in the studio and I feel stuck I often listen to his music. The subtlety in his music is paramount. He must focus on that every time he sits down in the studio.“

„I write and sing songs about being human“, sagt Brian „SYML“ Fennell. Das ist an sich schon viel, und so wie SYML es macht, ist es noch mehr - mit großer hypnotischer Qualität. Lana DelRey weiß schon, warum sie sich diesen Mann als Gastmusiker für ihr demnächst erscheinendes neues Album geholt hat.

SYML spielt am 17.3.23 im Porgy & Bess in Wien!

mehr Musik:

Aktuell: