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Tails The Backbone Preludes

Eggnut

Tiere mit Tiefgang

„Tails: The Backbone Preludes“ erweitert die faszinierende Welt seines umstrittenen Point&Click-Vorgängers - ein Noir-Disney-Abenteuer mit Anklängen an James Elroy und David Cronenberg.

Von Rainer Sigl

Die Welt der Menschen ist ferne Vergangenheit, in einer dystopischen Zukunft haben Tiere ihre Rollen eingenommen. Im Adventure-Game „Backbone“ haben wir 2021 drei tierische Antihelden durch ein düsteres Vancouver begleitet, das Spiel war eine Mischung aus Noir-Krimi und surrealem Horror in einer Welt, die wirkte, als wäre Walt Disney in eine besonders finstere Depression geschlittert.

„Backbone“ hat sein Publikum gespalten: Für Viele waren vor allem der letzte, eher lineare Akt und die Wendungen der Handlung eine Enttäuschung. Für Andere, mich inkludiert, gebührte dem kanadischen Studio für diesen Mut, sein Publikum herauszufordern, auch Anerkennung. Jetzt ist mit „Tails: The Backbone Preludes“ eine Art Prequel erschienen, in dem wir in die Vergangenheit der Hauptfiguren zurückreisen.

Vier Leben

Die vier Geschichten, die „Tails: The Backbone Preludes“ abwechselnd erzählt, sind melancholisch, fesselnd und streckenweise auch wieder surreal unheimlich. Drei der Figuren kennen wir aus dem Vorgänger; hier erleben wir sozusagen ihre Vorgeschichte. Wir begleiten den Waschbären Howard, bevor er zum Detektiv wurde, tüfteln mit der Fuchs-Journalistin Renee an einem kniffligen Artikel oder tauchen in die Mafia-Welt der Bärin Clarissa ein. Figur Nummer vier ist neu und hat dennoch zentral mit dem Mysterium von „Backbone“ zu tun: Als Hundewissenschaftler Eli machen wir nämlich eine schreckliche Entdeckung.

„Tails: The Backbone Preludes“, entwickelt von Eggnut Studios und vertrieben von Raw Fury, erschienen für Windows, Konsolen in Vorbereitung.

Die Aufgaben, die sich uns hier stellen, sind angenehm abwechslungsreich. Manchmal bietet sich uns klassische Puzzle-Kost, dann wieder gilt es Antworten auf auch moralische Fragen zu finden, logische Schlüsse aus Quellen zu ziehen oder einfach nur aufzuräumen. Immer wieder treffen wir dabei Entscheidungen, die sich später im Spiel - und, so viel ist implizit klar, unweigerlich auch in der zukünftigen Welt von „Backbone“ - dramatisch auswirken werden. Wer am Schluss des Spiels angelangt ist, hat somit nur eines von jeweils mehreren möglichen Enden gesehen.

Tails The Backbone Preludes

Eggnut

Pixel, Jazz und Existenzialismus

Wie der Vorgänger ist auch Tails ein atemberaubend hübsches Pixelkunstwerk, und auch der jazzige Soundtrack ist wieder hervorragend gelungen. Die relativ kompakte Länge des Spiels - ein einzelner Durchgang nimmt etwa drei bis vier Stunden in Anspruch - wird durch die auch für wiederkehrende Spieler*innen empfehlenswerte Kombination mit dem Vorgänger, der ja erst nach diesem Prequel spielt, wieder ausgeglichen.

Mit „Tails: The Backbone Preludes“ erweitert sich eine der faszinierendsten Games-Welten der letzten Jahre. Die Serie bietet erwachsene Themen und Figuren, eine surreale Dystopie und den Mut, ihr Publikum immer wieder zu überraschen und auch vor den Kopf zu stoßen. Es zahlt sich aus, diese finstere Tierwelt zu besuchen; egal, in welcher Reihenfolge man die zwei Teile auch spielen mag.

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