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Rosi Spezial

Natali Glisic

fm4 soundpark weekly

Neues von Rosi Spezial, AF90, 5K HD, Sharktank und vielen mehr

He doesn’t look a thing like Jesus und die Melonen sind nur Senfgurken. Die österreichische Musikwelt hält ihre Erkenntnisse stolz und hoch.

Von Lisa Schneider

„You sit there in your heartache.“ Vielleicht ist es die Liebe, die Familie oder etwas ganz Unplausibles wie das Wetter. „Waiting on some beautiful boy to / to save you from your old ways.“ Auf dass dich jemand rauszieht aus dem Hamsterrad. „You play forgiveness / watch it now, here he comes.“ Kein Jesus kommt da, und überhaupt auch nichts anderes von oben, sondern aus den Boxen endlich wieder dieses Lied: Könnt ihr glauben, dass diese The-Killers-Hymne schon 17 sagenhafte Jahre alt ist?

Willkommen in dieser österreichischen Musikwoche, hier ist ein bisschen Zeit zurückzuschauen - mal Tage, dann Monate oder eben wie jetzt gerade über ganze Jahrzehnte hinweg. Mit Hearts Hearts und ihrer neu entdeckten Vorliebe fürs Covern großer (Vor-)Indieklassiker macht das schon sehr gut Spaß.

AF90 - „Television Bubble Life“

Bleiben wir kurz bei Brandon Flowers und Co, es gibt da einen Ultra-Fan und der heißt Andreas „Fö“ Födinger. Er schreibt selbst Musik, mittlerweile nämlich auch solo als AF 90, seine zweite Single nennt er „Television Bubble Life“. Die Erklärung zum Inhalt ist viel sperriger als das Lied, so ist das ja oft in den besten Fällen: Da hat sich jemand Gedanken zur teils schon sehr verblödeten Lage der Konsumgesellschaft gemacht, aber die muss, wer nicht will, nicht im eigenen Kopf weiterspinnen.

Das Lied ist ein bisschen funky, dabei aber immer auch eine Verneigung Richtung David Byrne und Talking Heads. Wie wir es jedenfalls vor allem aus dem 80er-Jahrzehnt kennen, darf da im Refrain gesungenes Wort mit Instrument richtiggehend zusammenklatschen, das schürt und peitscht die Euphorie und legt elegant ein gewisses Grundwissen frei: Da hat jemand die Popgeschichte, aber halt auch das nirgendwo erhältliche „How to write a proper popsong“ studiert. Die Hippness liegt im Detail.

Rosi Spezial - „Hundeholz“

„Am Sunntog blibsch nüchtern“, haben sie mal gesagt-gesungen, so als Vorsatz oder vielleicht als Traumvorstellung vom Wochenende im Ländle. Ist es denn so? Krautig, punkig und immer zu diesem gewissen, guten Grade over the top (und ein bissi deppert?), schreiben Rosi Spezial ihre Lieder, die die Avantgarde wie ein Leichtes schultern und schon mal allein damit diverse Vorurteile mühelos abstreifen.

Im heurigen Herbst wird die Gruppe ihr Album „Katza-Jazz“ veröffentlichen, die Schnurrhaare und die rosaroten Nasenspitzen tragen sie frech jetzt aber schon im aktuellen Video. Dabei heißt das ja eigentlich „Hundeholz“. Wie so oft bei Rosi Spezial: Das, was man sieht, ist nicht immer, was man kriegt. Und das, was man hört, ist immer eine kleine, unerwartete Offenbarung.

Monobrother - „Februar“

Die Melonen sind nur Senfgurken! Wenn das nicht die heuer bis jetzt schönsten Wörter eines Song-Intros sind. Ganz klein versteckt sitzt da nämlich schon drin, was im Lied noch ganz groß rauskommen wird: Da hat jemand was gegen Winter, Nass, Grau, und especially Februar. Vier Jahre nach seinem letzten LP-Release hat Monobrother einen Text aus der Schublade gezogen, der schon zu Lockdown-Zeiten entstanden ist, aber, wie es so schön dasteht: „problemlos auf die nächsten 20 Februare übertragen werden kann“.

Es ist ja immer ein bisschen komisches Bauchkribbeln dabei, wenn man sich den Abgesängen auf diesen tristesten aller Monate anschließen mag. Aber dann denkt an die, die gern draußen sind im Winter, die Schifahren (aus Leidenschaft, nicht wider die Natur oder weil zu viel Geld auf der hohen Kante). Für dieses Mal, sei’s drum. Es ist kalt und finster und Monobrother hat Recht: Das sind keine Melonen! Das sind höchstens sauer eingelegte Gurkerl im Glas.

5K HD - „Consider“

Wenn 5K HD einen neuen Release anteasen, müsste man eigentlich sofort im geneigten Freund*innenkreis durchrufen und hohe Wetten darauf ausschreiben, in welche Richtung er diesmal gehen wird. Sie können eh alles, deshalb großer Variantenreichtum möglich, deshalb auch möglich: Chancen auf gute Gewinne. Vielleicht hätte dann eine eurer besagten Freund*innen-Spürnasen richtig getippt, hätte sie ins Telefon geflötet: „Ich glaube, dass es nach der anfänglichen Pop-Avantgarde und schönen Jazz-Deep-Dives, dann nach 80er-Jahre-Diskojams und dem dann wieder Sich-Vergraben in diversen Solo-Outlets bei 5K HD musikalisch wieder bisschen back to the roots geht!“ So ist das.

Und wer im Ausdruck alles kann, der fährt auch inhaltlich gerne Überholspur: Es geht in „Consider“ um die Übertreibung und die Unendlichkeit und wie das alles unser manchmal schon ziemlich mühsames Dasein erleichtern kann. Sag es laut: Vielleicht ist dieses hier heute das beste Lied der Welt.

Sharktank - „Bubblegum“

Schön, wenn Bands das Gefühl vermitteln, dass sie sich tatsächlich mögen - also so, dass nicht nur gemeinsame Stunden ins Musikmachen investiert werden, sondern dass man gemeinsam Partys veranstaltet, auflegt, Frinks rausgibt und halt nebenbei auch noch auf Tour geht und sich an die Spitzen der Charts setzt. Sharktank ist eine Freundschaftsband Neigungsgruppe Rhythm-Section, und wäre da ein Wunsch frei, er müsste lauten: Bitte einen Tag mitmachen dürfen, trommeln, singen, Triangel spielen, irgendwas, auf jeden Fall aber untereinander Kaugummiblasen austauschen. Rumor has it: Das ist die neue Form von Blutsbrüderschaft.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Mit seinem Song „Boid wieder leicht“ unterstützt Martin Rotheneder die Initiative #bravehood, die sich für vom Krieg betroffene Kinder in der Ukraine einsetzt.
  • Für die bluesigen The-Black-Keys-Vibes: The L.L.A. mit „Dreaming Lately“.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Wenn Hipster HipHop machen, dann klingt das so (das ist ein Kompliment!): „Lost“ von Apollo Sissi.
  • „Ich weiß’, ich bin selber schuld, wenn mich gar nichts mehr am Boden hält“, singt Holli auf „Ein bisschen Zeit“, das ist schon ernüchternd, aber in seiner liebevollen Nonchalance auch eine kleine Einladung.
  • Durchtreten: Skofi, Skyfarmer und ihr „Gaspedal“.
  • So wird Seelenstreichelmusik im Duden beschrieben: „The Fall“ von Jungle Jade.
  • Es geht natürlich um Stolz und dessen Verteidigung, „Mamamama“ nennt Lou Asril seine neue Single, mit der er schon sehr, sehr bald endlich wieder zu Gast sein wird im FM4 Soundpark-Studio. Juhu!
  • Eine ganz sanfte Reise durch „Raum und Zeit“, Crack Ignaz denkt übers Leben nach.
  • Eben noch im legendären „Tatort“ zu hören, jetzt schon da: die neue Single von Kreisky, die ebenso wie die EP den Titel „Was ist das für eine Welt“ trägt.
  • Letzten Freitag haben Leftovers ihr Grauzone-Cover von „Marmelade und Himbeereis“ offiziell veröffentlicht, hier gab es das Lied schon davor in einer FM4 Session zu hören.
  • In der FM4 Soundparksendung am Donnerstag haben wir erfahren, wer NIKE101 eigentlich ist und wie ihr Debütalbum klingt (sehr hip, sehr cool), wir haben die FM4 Session von ARAI gehört (und was er von Humor in der Popwelt hält, Spoiler: viel), und dann gab’s da noch einen Berg neuer Singlevorstellungen von 5K HD über AF90 bis Apollo Sissi.

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