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"Close Encounters" und "Nope": Menschen schauen einem UFO beim Fliegen zu

Universal | Sony/Columbia (Montage)

HALLO FM4

Eine winzige Geschichte von UFOs im Film

„Hallo FM4“ widmet sich extraterrestrischen Begegnungen, die Liste der Filme und Serien dazu ist endlos. Hier ein kleiner geschichtlicher Abriss zwischen fliegenden Untertassen und telefonierenden Aliens.

Von Christian Fuchs

Seit die ersten unbekannten Flugobjekte auf Radarschirmen auftauchen, von Augenzeugen beschworen oder fotografiert werden, gibt es Filme darüber. Für Hollywood ist das UFO-Thema ein Dauerbrenner, gerne befeuert man die dazugehörige Hysterie, die zur amerikanischen Popkultur gehört.

So richtig spürbar ist die Aufregung über seltsame Phänomene am Himmel in den 1950ern Jahren. Unscharfe Bilder fliegender Untertassen geistern durch die Boulevardmedien, Verschwörungstheorien tauchen auf, der reale Kalte Krieg mit Russland verstärkt die Paranoia über mögliche Invasoren aus dem All.

Das Kino dieser Zeit, vor allem der Bereich der B-Movies und Billigproduktionen, setzt noch einmal eines drauf. Im knallbunten Science-Fiction-Spektakel „War of the Worlds“ legen Angreifer aus dem All die irdischen Metropolen in Schutt und Asche.

Weltraum-Opern und visionäre Kontakte

In den Fifties eroberten Außerirdische auf der Leinwand die Erde, in den Sixties besuchen vor allem Menschen fremde Welten, die Space Opera in Pappkulissen liegt im Trend. Ganz ist die UFO-Panik aber nicht verschwunden, sie wird zum fixen Genre-Bestandteil und gehört sogar zu japanischen Godzilla-Streifen. Der visionäre Blick auf außerirdischen Kontakt eröffnet sich aber erst 1968. Die Rede ist natürlich von Stanley Kubricks monolithischem Meilenstein „2001 - A Space Odyssey“.

Bevor in den 1970er Jahren „Star Wars“ das Universum in ein Märchenreich verwandelt, gibt es eine Menge ernsthafter Zugänge zum Außerirdischen. David Bowie spielt in „The Man Who Fell To Earth“ einen Astronauten aus dem All, der auf der Erde Zuflucht sucht. Die Stimmung ist exzentrisch und kalt. Im Fernsehen sticht eine britische Serie heraus, die mit einer Mischung aus Alien-Grusel, Spielzeug-Flair und Popart-Mode das Publikum fasziniert. Unter dem schlichten Titel „UFO“ prägt sie aber auch für eine Generation das Image der fremden Wesen als feindliche Macht.

Zum Ende der Dekade hellt sich der Sternenhimmel auf. Es gibt zwar weiterhin die bösen Aliens, zum Beispiel in der gleichnamigen Filmreihe, die schleimig aus ihren Raumschiffen kriechen. Aber das ikonische UFO-Movie der späten 70er ist Steven Spielbergs „Close Encounters of the Third Kind“. Ein Film, den meine Wenigkeit lange unterschätzt hat, wegen seiner putzigen Trademark-Aliens. Heute betört und begeistert die eigentümliche Stimmung, die analogen Spezialeffekte funkeln, die Musik von John Williams ruft Gänsehaut hervor.

Aberwitzige Parodien und berührender Ernst

Überspringen wir das grelle Science-Fiction-Kino der 1980er und winken im Vorbeihuschen noch „ET“ zu, dem melancholischen Außerirdischen. Der kleine Kerl, erneut eine Kreation von Steven Spielberg, erobert dermaßen die Kinokassen, dass für parallel erscheinende Düsterschocker wie John Carpenters „The Thing“ kaum Aufmerksamkeit vorhanden ist.

In den 1990ern kommt die beste UFO-Story dann erneut aus dem Fernsehen. „The X Files“ greift alle gängigen Alien-Verschwörungstheorien auf und verknüpft sie zu einer spannenden Mysterysaga. Wirklich gut ist vielleicht nur jede dritte oder vierte Folge mit dem charmanten Ermittlerduo Mulder und Scully, aber die haben es dann in sich.

So viele UFO-Filme werden vor allem in den USA produziert, dass man seitenweise Titel aufzählen könnte. Für jeden martialischen „Independence Day“ gibt es ein Gegenstück wie „Contact“, das sich um Seriosität bemüht. Oder noch viel besser: eine durchgeknallte Parodie wie Tim Burtons aberwitzigen Geniestreich „Mars Attacks!

Unter all den großartigen Alienfilmen des 21. Jahrhunderts, von M. Night Shyamalans „Signs“ bis „Midnight Special“ von Jeff Nichols, muss ein Ausnahmewerk dennoch speziell erwähnt werden. Niemand verknüpft die ambivalenten Gefühle rund um die Ankunft außerirdischer Wesen so perfekt wie Denis Villeneuve in „Arrival“. Es geht nicht um monströse Action, sondern um Sprache, Verständigung, aber ganz ohne ET-Süßlichkeit. „Arrival“ ist ein kribbelig spannendes, kluges, berührendes Epos, dass dem Alien-Kino gefehlt hat.

Aber es brauchte bis 2022, bis endlich ein afroamerikanischer Film zum Thema erschien. „Nope“ von Jordan Peele ist der fantastische Blockbuster aus dem Vorjahr, der bei den Oscars vollkommen unterschlagen wurde. Dieser Film bezieht sich auf die erwähnten Sci-Fi-Traditionen bis in die 50er Jahre zurück, aber der Blick auf das Andere und Fremde ist neu. Jordan Peele ist angeblich selber überzeugter UFOloge. Was er wohl über die mysteriösen jüngsten Ballon-Flüge denkt?

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