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Mark Benecke

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Der unglaubliche Mark Benecke zu Gast im FM4 Film Podcast

Deutschlands führender Kriminalbiologe, der durch etliche Bücher, Fernseh- und YouTube-Auftritte bekannt wurde, spricht über seine filmische Sozialisation. Und natürlich über Leben und Tod.

Von Christian Fuchs

Er ist ein charismatischer Medienstar der Aufklärung, der Scharlatane entlarvt und Fake News aufdeckt. Er agiert als Teilzeitpolitiker (DIE PARTEI), untersucht Vampirmythen, arbeitet an Filmen mit („Schweinchen“), nimmt düstere Songs auf. Als veganer Aktivist tritt er konsequent für Tierrechte ein.

Vor allen ist der unglaublich umtriebige Dr. Mark Benecke aber Deutschlands führender Kriminalbiologe, der durch etliche Sachbücher, Fernseh- und YouTube-Auftritte bekannt wurde. Jetzt hat der Gothpunk unter den Wissenschaftlern auch wieder einmal einen Roman geschrieben. Einen kannibalistischen Krimi natürlich. Aus diesem Anlass hatte ich das immense Vergnügen, mit Markito Benecke einen FM4 Film Podcast aufzunehmen.

Und es wurde natürlich kein gewöhnlicher Cineasten-Talk, obwohl moderne Klassiker wie „The Big Lebowski“, „Blade Runner“ oder „Eyes Wide Shut“ eine große Rolle einnehmen.

Mark Benecke

Thorsten Fröhlich

Mark Benecke

Mark Benecke kann aber gar nicht anders als zwischen filmischen Schwärmereien auch fundierte Fakten zu erläutern (lustige und bewusst unfunny facts), über Gut, Böse, Moral und Religion nachzudenken, mitten im humorvollen Geplänkel stets die letzten Dinge ins Spiel zu bringen. Leben, Altern, Sterben, vermeintliche Spiritualität. „Man darf gläubigen Menschen bloß nicht die Idee von der Seele wegnehmen", grinst er, „mit Verfall und Kompostierung können sie gut leben.“

Benecke gehört zu den führenden forensischen Entomologen, der aufgrund der Leichenbesiedlung durch Insekten Hinweise auf die Todesursache und Todesumstände einer Person geben kann. Sein Reich ist eines der Verwesung, der Fäulnis.

In einem Besuch im FM4 House of Pain vor langer Zeit dozierte er über verschiedene Leichengerüche fast wie ein Küchenchef, der die Duftnoten seiner Gerichte anpreist. Doch der Herr Doktor, der regelmäßig Festivals der Dark-Wave-Gemeinde besucht, steht nicht für morbide Posen. Er hat eine ernsthafte Mission.

Es geht ihm um Wissensvermittlung, um klare Blickwinkel, um ständig aktualisierte Studien. Und die Art und Weise, wie er mit Gelassenheit über Grundsatzfragen des Nicht-mehr-Seins spricht, hat tatsächlich etwas Beruhigendes.

Benecke, der uns schlicht als Teil der Nahrungskette begreift, zielt mit seinen nüchternen Todesstatements letztlich auf eine Forcierung und Feier des Lebens. Er nimmt der Vergänglichkeit ein wenig von ihrem Schrecken, konfrontiert uns beinahe therapeutisch mit dem Untergang.

Der FM4 Film Podcast Fragebogen mit Mark Benecke

Der erste Film und/oder Kinobesuch, an den du dich erinnern kannst?

Vermutlich irgendwas mit Mike Krüger und Thomas Gottschalk („Die Supernasen“) oder so. Meine Eltern fanden Kino etwas teuer und so sind wir nur zu ausgewählten Gelegenheiten hin — oder auch einfach wieder gegangen, wenn es zu teuer war. Wir waren jedenfalls nicht in „Bambi“ oder ähnlichen Filmen, zum Glück, da ja für Kinder ungeeignet, wie ich vermute (Mutter wird erschossen!) 🦌

Bei welchem Film hast du (zuletzt) geweint?

Dauernd, wenn etwas einfach mal so klappt, wie die kauzigen Sonderlinge es gerne haben, beispielsweise bei „Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt“, als sie im Film zusammen in die Höhle mit den Kristallen fliegen. Meine Frau lacht mich dauernd aus im Kino, weil ich immer bei sowas heule, wirklich immer.

Hast du als Kind Filme/Serien nachgespielt?

Nein, wie haben aber auch nix gesehen, was nachspielbar gewesen wäre. Das einzige, was wir schauen durften, war „Dick & Doof“, „Hart, aber herzlich“, oder „Magnum“. Ehrlich gesagt habe ich mehr mit meinem Chemie-, Fotografie- und Physikkasten gespielt.

Ein Film, der eine Genreliebe ausgelöst hat?

Richard Stanleys „Dust Devil“! Ich habe nichts verstanden und „musste“ (wollte) ihn mir zigmal anschauen, damit war ich aber völlig alleine. Ich weiß zwar nicht, wie das Genre heißt, aber für dieses (namenlose?) Genre hat mich der Film erweckt.

Szene aus "Dust Devil"

Koch Media

„Dust Devil“

Ein Film den du mitsprechen kannst?

„The Big Lebowski“, „Eyes Wide Shut“ und natürlich „Herr der Ringe“ und „Blade Runner“. Ratet, wie alt ich bin, die Filme verraten es deutlich. Ich würde das mit den Zitaten zwar nicht unbedingt auf die Probe stellen, aber die Chancen sind sehr gut, dass ich viel erkenne. Meine Frau weigert sich mittlerweile, diese Filme nochmal zu sehen, „weil sie sie jetzt wirklich schon kennt“.

Ein Film, der dir als Erwachsene(r) Angst eingejagt hat?

„Men“ von Alex Garland.

Ein Film, den du abgebrochen hast?

Keinen, da ich die von mir entwickelte Trailer-Poster-Technik anwende: Sind Trailer oder Poster in irgendeiner Weise lieblos gemacht, gehe ich nicht in den Film, egal, was alle anderen sagen sollten.

Die erste Serie, die dich verschluckt hat?

Sagen wir so, ich konnte nicht glauben, dass „Watchmen“ verfilmt wird und dann auch noch eine Serie draus entsteht. Verschluckt würde ich nicht sagen, das war aber zumindest ein Abenteuer. Richtig verschluckt hat mich „True Blood“, weil es immer noch verrückter wurde.

Szene aus "Watchmen"

HBO

„Watchmen“

Ein Biopic, das dringend gedreht werden sollte?

Geschmackssache. Ich mag lieber die kleinen Dokus, solange die Menschen noch leben, etwa die über Sasha Shulgin.

Ein Song, der viel öfter in Filmen vorkommen sollte?

Total egal, das ist oft überraschend. Wer hätte gedacht, dass der Soundtrack von „Mad Heidi“ so geil wird? Ich bin übrigens Co-Produzent. Sehr gerne würde ich auch mehr in Filmen hören vom Black Palms Orchestra, ganz ernst gemeint!

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#168 FM4 Filmpodcast: Mark Benecke

Montag, 27. Februar 2023, ab 22 Uhr online und ab Mitternacht auf Radio FM4

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