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Muss ich Tiktok von meinem Handy löschen?

Die einfach Antwort ist: Ja. Social Media ist weder gut für deine Aufmerksamkeitsspanne noch für deine Psyche. Dass jetzt mehrere Regierungen Tiktok auf Diensthandys ihrer Mitarbeiter:innen verbieten liegt aber nicht daran, sondern an Sicherheitsbedenken.

Von Siri Malmborg

Immer mehr Staaten kommen dieser Tage mit Tiktok-Verboten für Regierungsmitarbeiter:innen um die Ecke. Zum Beispiel dürfen Beschäftigte der EU-Kommission die App nicht mehr auf ihren Dienstgeräten nutzen. Auch in Kanada, Deutschland, den USA und anderen Ländern sind ähnliche Verbote geplant oder in Kraft.

Dabei geht es den Regierungen nicht darum, unangenehme Tiktok-Tänze ihrer Mitarbeiter:innen zu verhindern - sie können die App ja teilweise trotzdem noch verwenden, halt nur auf privaten Handys. Es geht um Sicherheitsbedenken. Tiktok sammelt und speichert nicht nur Daten darüber, was Nutzer:innen direkt in der App machen, sondern auch das, was rundherum passiert. Je nachdem, welche Berechtigungen man der App gibt, hat sie Zugriff auf Kontakte, Fotos, Mikrofon, Kamera, Mitteilungen und GPS-Daten. Viel mehr kann man sich als klassische Spion:in wirklich nicht wünschen.

Datentracking ist doch nichts Neues

Jetzt ist Überwachung via Social Media Plattformen nichts Neues. Die Besonderheit ist aber folgende, erklärt Hannes Stummer von Epicenter Works, einem Verein für Grundrechtspolitik: „Dass Tiktok ein chinesisches Unternehmen ist und China generell eine problematische Einstellung zu Netzpolitik und Überwachung hat.“ Deshalb werden Staaten, die nicht unbedingt Besties mit China sind, nervös, dass sie bespitzelt werden könnten.

Dabei sollten sich die Länder, die Tiktok gerade kritisieren, auch um ihre eigenen Apps kümmern, sagt Hannes Stummer. Speziell US-amerikanische Apps stehen bezüglich des Datenschutzes nicht besonders gut da. „Aus europäischer Perspektive muss man sagen, dass wir sowohl bei chinesischen Produkten als auch mit amerikanischen Apps und Unternehmen ein Problem mit dem Datenschutz haben“, sagt Hannes Stummer. Und: „Dass Regierungen jetzt beginnen, Tiktok zu verbieten, ist natürlich ein starkes Zeichen. Aber die Awareness muss noch viel größer werden, welche Apps alle möglichen Daten sammeln.“

Sprecher:innen von Tiktok wehren sich gegen die Verbote und beklagen, dass sie nicht die Chance bekommen hätten, auf die Vorwürfe bezüglich Sicherheitsrisiken zu reagieren. Konkret nennt ein Sprecher von Tiktok die Verbote ein „politisches Theater“.

Was heißt das für mich?

Was du zu Mittag gegessen hast, interessiert den chinesischen Geheimdienst wahrscheinlich wenig. Trotzdem zahlt es sich aus, die eigenen Zugriffsberechtigungen in den Handyeinstellungen durchzugehen. Die soll man laut Hannes Stummer grundsätzlich so gering wie möglich halten. Eine Social Media App braucht zum Beispiel nicht unbedingt Zugriff auf deinen Kalender oder deine Mitteilungen. Hannes Stummer: „Es ist generell einfach eine Überlegung wert: Wem möchte ich so detaillierte Daten überhaupt anvertrauen?“

Selbst wenn die Information über das letzte Mittagessen nicht gerade zu den sensiblen Daten zählt, sollte uns Datenschutz trotzdem interessieren, findet Hannes Stummer. Denn Betreiber von erfolgreichen Social Media Plattformen können ihre Macht und ihre Unmengen an Daten auch ausnutzen, um Meinungen zu manipulieren und bestimmte, demokratiegefährdende Inhalte zu pushen. Aber auch das hat Tiktok nicht erfunden.

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