FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Klimaaktivist*innen von Fridays for Future bei einer Kundgebung am Hauptplatz von Mistelbach. Bunte Demoschilder

Simon Welebil

Mistelbach for Future: Klimastreik am Hauptplatz

Am globalen Klimastreiktag von Fridays for Future wird nicht nur in Sydney, Mombasa, New York oder Wien für mehr Klimaschutz demonstriert, sondern etwa auch in Mistelbach in Niederösterreich. Denn die Klimakrise macht vor dem Land nicht Halt.

Von Simon Welebil

Die 11.000-Einwohner*innen Stadt Mistelbach im Weinviertel hat Österreichs wohl jüngste Fridays for Future-Ortsgruppe. Mistelbach for Future (MFF) ist erst dieses Jahr gegründet worden, weshalb der 3.3. 2023 auch der erste globale Klimastreik ist, an dem die Ortsgruppe teilnimmt.

Die Frage, warum es wichtig ist, auch abseits der Metropolen Klimaaktionen durchzuführen, dreht Katrin Weber, Mitbegründerin von MFF, gleich um: „Wieso sollte es unwichtiger sein, als in einer Stadt?“ Der einzige Unterschied sei, dass die Mobilisierung für eine Demo am Land schwieriger sei, was die 44-Jährige auch ein wenig erstaunt, gäbe es doch mit Zwentendorf und Hainburg zwei sehr erfolgreiche Protestbeispiele aus Niederösterreich. „Ich glaube, dass man teilweise wieder zurückfinden muss, dass politische Teilhabe nicht nur das Kreuz am Wahlsonntag ist.“

Klimaaktivist*innen von Fridays for Future bei einer Kundgebung am Hauptplatz von Mistelbach. Bunte Demoschilder

Simon Welebil

Breit aufgestelltes Team

Die Planungsgruppe für die erste Aktion von MFF besteht aus acht Leuten und ist bewusst breit aufgestellt, um die manchmal als elitär wahrgenommenen Klimaprotesten fest zu verankern. Gerrit Osabal ist etwa ein Demo-Veteran, der schon seit 2019 bei Fridays for Future in Wien mit dabei ist, für Gabi Dienstl ist es hingegen die erste Demo ihres Lebens. „Es kann nicht immer die selbe Gruppe von Menschen für etwas eintreten, und der Rest der Gesellschaft schaut weg“, sagt Katrin Weber, weshalb sie auch darüber froh ist, dass selbst die Pfarre Mistelbach bei der Mobilisierung geholfen hätte.

So sollten auch speziell die Leute vor Ort angesprochen werden, denen Klimaschutz zwar ein großes Anliegen ist, die aber nicht dazu bereit sind, oder sich trauen, dafür etwa nach Wien zu fahren. Jetzt können sie aber öffentlich für Klimaschutz einstehen, und das bei sich zuhause.

Klimaaktivist*innen von Fridays for Future bei einer Kundgebung am Hauptplatz von Mistelbach. Bunte Demoschilder

Simon Welebil

Demo-Premiere

Die erste Aktion von Mistelbach for Future findet mitten am Hauptplatz der Weinviertler Kleinstadt statt, der typischerweise ein großer Parkplatz ist. Für die Kundgebung ist ein Teil davon jetzt abgesperrt. Direkt vor dem Rathaus haben die Aktivist*innen einen Pritschenwagen geparkt, dessen Ladefläche ihre Bühne gibt. Die Soundanlage darauf wird zum ersten Mal ausprobiert.

Sie haben sich einiges an Programm für ihre Premiere überlegt, ein Scientists-for-Future-Mitglied berichtet über seine Tätigkeiten und beantwortet Fragen zur Klimakrise, die mobile Jugendarbeit der Stadt betreut einen Wunschbriefkasten, dessen Inhalt dem Bürgermeister übergaben werden soll, und und im Stil des Kinderlieds „Heute kann es regnen“ wird sogar ein eigener Protestsong zum Besten gegeben. „Die Wissenschaft wird ignoriert, die Politik hat’s nicht kapiert, wir stehen auf, denn es ist Zeit, wir fordern jetzt Klimagerechtigkeit“, heißt es etwa darin.

Klimaaktivist*innen von Fridays for Future bei einer Kundgebung am Hauptplatz von Mistelbach. Bunte Demoschilder

Simon Welebil

An die 200 Menschen sind zum ersten Klimastreik in Mistelbach gekommen, speziell in den ersten Reihen sieht man viele bunte Demoschilder. Einige Schulklassen des BORG Mistelbach sind recht spontan mit ihren Lehrer*innen gekommen, die anderen Besucher*innen sind etwas älter als von anderen Fridays for Future-Aktionen gewohnt.

Es geht recht entspannt zu am Mistelbacher Hauptlatz. Statt aufputschender Reden wird hier gemächlich vorgetragen, und selbst als einer der Schüler etwas provokativ meint, dass er aber gerne mit seinem Verbrenner-Moped durch die Gegend fährt, wird das recht sachlich aufgenommen.

Klimaschutz & Politik

Das noch immer fehlende Klimaschutzgesetzt ist hier vielen ein Anliegen, es gibt aber auch speziell niederösterreichische Themen wie die starke Flächenversiegelung, Tempo 100 auf der Weinviertelautobahn oder den schleppenden Ausbau des öffentlichen Verkehrs: „Wenn man von Niederösterreich nach Niederösterreich länger braucht als nach Wien – das kann’s einfach nicht sein, meint eine Demoteilnehmerin aus Korneuburg „und es braucht einfach ein Österreich, wo kein Auto mehr nötig ist.“

Klimaaktivist*innen von Fridays for Future bei einer Kundgebung am Hauptplatz von Mistelbach. Bunte Demoschilder

Simon Welebil

Nach einer guten Stunde und einigen beantworteten Fragen aus dem Publikum ist der erste Klimastreik in Mistelbach offiziell auch schon wieder vorbei. Ein paar Grüppchen sind aber auch danach noch in intensive Diskussionen verstrickt. Die Veranstalter*innen sind zufrieden mit ihrer Premiere und sind gespannt auf den Inhalt des Wunschbriefkastens, den sie für ihre politische Arbeit auch aufgreifen wollen. Spätestens beim nächsten großen Klimastreik wollen sie wieder mit dabei sein, sagt Kathrin Weber: „Wir sind gekommen, um zu bleiben.“

Aktuell: