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Lil Julez

Tim Cavadini

Soundpark Act des Monats

Lil Julez macht Boomer-Core mit GenZ-Einflüssen

Mit „Saw Someone Like You“ landete Lil Julez im vergangenen Jahr einen kleinen Überraschungshit. Sein diffuser lo-fi-Pop mit verschwommenen Textzeilen erscheint Ende des Monats als Debütalbum. Damit ist Lil Julez unser Soundpark Act im März.

Von Alica Ouschan

„It was a hoax“ wird der erste Longplayer des Wieners Julian Jungmair heißen, der seit etwa einem Jahr Musik unter dem Namen Lil Julez rausbringt. Schon der Name bindet passenderweise den ersten Bären auf, etwa dass sich hinter diesem Künstler ein Rapper verbirgt. Im Gegenteil, Lil Julez ist ein Lovechild der musikalischen Landschaft der 60er und 90er Jahre. Streut man eine ordentliche Portion dominante Synthesizer drüber und verziert das Ganze mit gechillten Beats Marke Hip-Hop-Inspo, bekommt man Lil Julez’ selbst betitelten „Boomer-Core mit GenZ-Einflüssen“ serviert.

Was sich im ersten Moment vielleicht komplex anhört, klingt beim tatsächlichen Hörerlebnis federleicht, im positivsten Sinn. Dass Lil Julez ein verkopfter Mensch sein könnte, der beim Songwriting ganz tief in die Materie reingeht, um das beste aus seinen Ideen rauszuholen, kommt einem nicht in den Sinn. Genau so ist es aber, erzählt Lil Julez im FM4 Interview.

Albumcover "It was a hoax"

Fabrique Records

it was a hoax wird am 24. März bei Frabrique Records erscheinen.

Schön absurde Popmusik

„Bei mir kommt immer erst die Musik. Wenn sie happy klingt, schreib ich einen traurigen Text und umgekehrt.“ Eine Idee, die per se nicht neu ist aber trotzdem ihre Wirkung entfaltet: „Ich denke oft erst drüber nach, welche Bedeutungen sich in den Zeilen verstecken wenn der Song fertig ist“, sagt Lil Julez. „Ich gebe mir große Mühe, dass alles unterschwellig ein bisschen absurd klingt.“

Zum Beispiel Songtexte, in denen es ums Erben von sterbenden Eltern geht, darum, dass man gerne einen besseren Song schreiben würde, oder dem, der von fliegenden Pinguinen handelt: „Ich suche sie zwar überall und ich höre von ihnen in den Medien, aber es gibt sie leider nicht und die Welt ist furchtbar. Es war alles eine Lüge, alles ein Hoax.“

Ein Album, das auf Shuffle gehört werden kann

„Flying Penguins“, der erste Song auf Lil Julez Ende März erscheinender, ersten Platte, enthält auch die Namensgebende Zeile: „it was a hoax“. Die absurden Geschichten, die Lil Julez in seinen Texten erzählt, haben selten einen Anfang oder ein klares Ende. „Das Album darf man ruhig auf Shuffle hören.“ Ähnlich wie die Musik, wabert auch der Text zurückgelehnt und verschwommen dahin, wird dabei jedoch weder langweilig noch beliebig.

„Ich mag Kunst, die fast schon wie wie eine Collage an Textzeilen wirkt.“

Hier werden vor allem aktuelle Einflüsse deutlich. So ist Lil Julez großer Fan von PinkPantheress und sieht sich selbst gern bei den „klassischen Indie-Boys“ wie Mac DeMarco oder boy pablo. Der Sound, der durch die leicht 2-steppigen, teils treibenden, teils zurückgelehnten Synths moderner und elektronischer klingt als die wegweisenden Musikjahrzehnte der 60er und 90er, hat sich vor allem dadurch entwickelt, dass Lil Julez kein reines Solo-Projekt ist.

Bedroom-Pop aus einem anderen Zimmer

Begonnen hat alles im WG Zimmer, Lil Julez sieht sich selbst auch gern als kleiner Teil der Bedroom-Pop Community: „Obwohl Bedroom-Pop für mich nicht dadurch definiert wird, dass die Songs tatsächlich im Schlafzimmer entstanden sind. Ich find, da geht es eher um einen Sound, der beschrieben wird. Quasi ein neues Indie.“

SOp Act März

FM4

Das wird nach wie vor in einem WG-Zimmer aufgenommen und produziert, allerdings nicht mehr im Bedroom von Lil Julez: „Wir nehmen bei Patrick auf. Er ist für mich ein echter Synth-Gott“, erzählt Lil Julez begeistert von der Zusammenarbeit. Patrick Vanek, uns bekannt aus dem Electro-Duo Club Apollo, spielt nicht nur in der Live Band von Lil Julez, sondern produziert und mischt auch dessen Songs.

Lil Julez live:

30.März @Rhiz, Vienna (Album Release Show)

„Er beeinflusst die Musik auf jeden Fall, gerade durch seine Kenntnisse in der Synthesizerkunst. Da habe ich eben gar keine und da hat er mir eine neue Welt eröffnet und die Musik auf ein Neues Level gehoben“, sagt Lil Julez über seinen Produzenten und Bandkollegen.

„Ich glaube auch, dass der letzte Song am Album ‚A Better Song‘ mich und meine Musik am besten repräsentiert, weil es ein bisschen selbstironisch und lustig klingt. Und weil bei dem Lied alle von der Band mitsingen.“ Und wenn das (sehr frühlingshafte, ja schon fast sommerlich klingende) Album dann Ende März erscheint, wo und wie sollte man es am besten hören?

Cooler lo-fi Pop für den Sommer

„Ich persönlich habe immer am meisten Spaß, Musik zu hören, wenn ich spazieren bin“, lautet die Antwort, was sich besonders wenn es langsam wärmer wird, super anbietet. „Man kann es alleine hören, oder mit Friends. Und es wird natürlich auch eine TikTok speed up Version geben, zu der kann man dann auch tanzen.“

Dieser coole Indie-Pop mit lo-fi Schlagseite, den Lil Julez mit Augenzwinkern ausschließlich für Menschen in Berlin und Los Angeles macht, ist ein Soundtrack für das Ende des Winters. Mit Sonnenbrille, heruntergelassenem Autofenster und offenen Armen, lässt sich der Sommer am besten begrüßen - vor allem, wenn im Radio gleichzeitig auf Anschlag die Songs von Lil Julez laufen.

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