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Endless Summer Vacation

Sony Music

Vom Disney Star zur Queen of Pop

Miley Cyrus hat mit „Endless Summer Vacation“ ihr achtes Studioalbum released. Damit erreicht sie nach sechzehn Jahren im Rampenlicht einen neuen Höhepunkt und beweist sich erneut als Pop-Ikone unserer Zeit.

Von Alica Ouschan

Eigentlich hat Miley Cyrus einen Pop-Ikonen-Lebenslauf, inklusive Höhen und Tiefen, wie wir ihn aus den 00er Jahren nur zu gut kennen: Mit einer Disney-Karriere und dank berühmter Eltern, ist Miley schon als Kind ein Star. Das Loseisen vom „braven“ Image und der Trennung ihres langjährigen Alteregos Hannah Montana wurde medial jahrelang aufgeblasen und der ein oder andere „Skandal“ rücksichtslos plattgetreten.

Endless Summer Vacation

Sony Music

Endless Summer Vacation ist bei Sony Music erschienen.

Von alldem hat die mittlerweile 30-Jährige sich nicht unterkriegen lassen. Heute ist sie eine der berühmtesten Menschen der Welt - und wenn es sowas wie Ikonen und Royalty überhaupt noch gibt (wir denken an Madonna, Michael Jackson und Britney Spears), dann hat Miley den Thron geclaimed. Und das nicht erst seit dem Release ihres achten Studioalbums.

Seit sechzehn Jahren, also ihr halbes Leben hat Miley Cyrus dem Spotlight gewidmet. Nach mehreren „kinderfreundlichen“ Alben, hat sie sich mit dem 2013 erschienenen Album „Bangerz“ und dem darauf enthaltenen „Wrecking Ball“ selbstermächtigt und ist umgeben von Hatern und Fans zum internationalen Megastar aufgestiegen.

Vom Nepo-Baby zur Self-Made-Businessfrau

Ihre Popularität ist seitdem nie wirklich abgerissen und das, obwohl Miley zwischen Elektro-Pop, Country, Glam-Rock, Hip-Hop-Inspiration und anderen Experimenten herumspringt wie ein energiegeladener Flummi. Eine Powerfrau per Definition, sagt die unkritische, neoliberale Presse. Denn Miley macht nicht nur ausgezeichnete, kommerzielle Popmusik für die breite Masse. Seit Jahren nutzt sie ihre eigene Emanzipationsgeschichte, zuerst jene vom Nepo-Baby zur Self-Made-Businessfrau, dann die Befreiung aus Co-Abhängigkeit in einer toxischen Beziehung, um feministische Werte an ihre Fans und das US-amerikanische Fernsehpublikum zu vermitteln.

Sie setzt sich offen für Selbstbestimmung bei Abtreibungsrechten ein, ist eine laute Stimme für die queere Community - besonders in den musikalischen Gefilden des Country nach wie vor eine Seltenheit. Gleichzeitig hat sich Miley besonders in diesem Bereich von ihrer Patentante Dolly Parton inspirieren lassen. Zwar möchte man meinen, dass superreiche Stars an Authentizität einbüßen, wenn sie sich für die Working-Class und marginalisierte Gruppen einsetzen, bei den beiden scheint dies aber besser denn je zu funktionieren.

Es wirkt fast so, als wäre Miley Cyrus’ gesamte Karriere der Prolog für das Album gewesen, das sie nach ihrem 30. Geburtstag, nach der Verarbeitung ihrer Trennung und privaten Struggels nun veröffentlicht hat. „Endless Summer Vacation“ ist die Platte einer Frau, die durch Unabhängigkeit und Freiheit endlich in ihrem vollen Glanz erstrahlen kann.

Opium fürs Volk?

Miley-Fans auf TikTok meinen, diese Geschichte anhand ihren großen Hits der letzten zehn Jahre ablesen zu können. „I will always want you“, singt sie in „Wrecking Ball“. In „Midnightsky“ kommt mit „I don’t need to be loved by you“ die Erkentniss, nicht länger in Abhängigkeit stehen zu wollen. „I can buy myself flowers“ und „I can love me better than you can“ aus ihrem aktuellen Megahit „Flowers“ manifestiert ihre persönliche Weiterentwicklung. Die Fans schlucken alles gierig. Kein Wunder, denn Emazipationsgeschichten, wo der Ex schlecht abschneidet, sind quasi eine neue Religion und daher Opium fürs Volk. „Flowers“ wurde am 13. Jänner, dem Geburtstag von Mileys Ex-Ehemann Liam Hemsworth, veröffentlicht.

Blickt man auf das, was sich hinter dieser extrem gut verkäuflichen Botschaft steckt, bleibt die Enttäuschung aus. Im Gegenteil: Gemeinsam mit einem großen, profi-Team an Songwriter:innen und Produzent:innen (Harmony Korine, Brandi Carlile, Sia, Tobias Jesso Jr., Rob Moose, James Blake, Mike Will Made-It, Greg Kurstin, BJ Burton, Bibi Bourelly uvm.) hat Miley das vielleicht packendste und wichtigste Album ihrer Karriere geschrieben.

Wesentlich unaufgeregter, als die glamurös-düstere Vorgängerplatte „Plastic Hearts“ ist „Enless Summer Vacation“ soundtechnisch genau das, was der Titel verspricht. Inhaltlich greift die ganze Sache aber wesentlich tiefer.

Tag und Nacht, Licht und Schatten

„The record is divided into halves that loosely represent daytime and nighttime“, sagt Miley über ihr neues Album. Ein Teil des Albums ist up-beat, layed-back aber mit ordentlich Schmackes. Der andere Teil ist reflektierter, introvertierter, exerimenteller und härter - während die eine Hälfte eine sichere Sache ist, ist die andere also auch gewagter und nicht so kommerziell wie man es vielleicht erwartet. Tag und Nacht, Licht und Schatten. Eine schöne Metapher, die das Leben der Miley Cyrus zwar recht platt und gleichzeitig sehr ehrlich widerspiegelt.

Musikalisch spiegelt „Endless Summer Vacation“ wie auch seine Vorgänger Mileys große Inspirationen wider - anstatt bereits bestehende Songs neu zu interpretieren und zu modernisieren, also entweder zu covern oder zu re-writen, wie sie es in der Vergangenheit nur zu gerne getan hat, setzt sie nun den Maßstab, endlich ihre eigenen, Jahrzehnte überdauernden Klassiker zu schreiben.

Konsequente Selbstliebe und Ehrlichkeit

„Endless Summer Vacation“ hat alles, was ein gutes, klassisches Pop-Album ausmacht. Es verpackt lyrisch gesehen spielerisch und nachvollziehbar emotionale Hürden. Es bietet genügend radiotaugliche Popsongs, um den ganzen Sommer damit die Rotationen der großen Radios und diverse Hit-Playlisten zu befüllen.

Gleichzeitig verstecken sich zwischendrin äußerst exzentrische, cyber-pop inspirierte Perlen wie „Handstand“ - besonders die zweite Hälfte ist elektronischer und teils düsterer, als alles was wir bisher von Miley kennen. Die aktuelle Single zum Album „Rivers“ vereint die Dualität beider Aspekte auf spannende Art und Weise.

Miley Cyrus ist neben Künstler:innen wie Beyoncé, Rihanna und Lady Gaga eine der erfolgreichsten und einflussreichsten Pop-Ikonen, deren Ruhm und Popularität sich seit den 2000ern konsequent durchziehen und deren Erfolg ihrer eigenen Hartnäckigkeit, ihrem Talent und ihrem Gespür für Popmusik zuzuschreiben ist.

Miley Cyrus wollte sich mit dieser Platte nicht nur selbst etwas beweisen, sondern auch der Welt zeigen, dass sie mehr kann, als einfach gestrickte, todsichere Radioschlager. „Endless Summer Vacation“ lässt hoffen, dass diese Phase endlos anhält und Miley dem Weg der Ehrlichkeit und Selbstliebe weiterhin so bedingungslos und losgelöst folgt.

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Visionärin, Enfant terrible, Superstar: Miley Cyrus ist eine der polarisierendsten Musikerinnen der Popwelt. Jetzt erscheint ihr neues, vieldiskutiertes Album „Endless Summer Vacation“. Im FM4 Musikpodcast reden Michaela Pichler und Christoph Sepin über Miley Cyrus, ihre Wichtigkeit und ihre Karriere.

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