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Resi Reiner

Lisa Edi

Resi Reiner ist unser FM4 Soundpark Act im April

Naja, geht sehr gut so: Resi Reiner und ihre klugen, lustigen Popsongs.

Von Lisa Schneider

Resi Reiner

FM4

Ausnahmsweise ohne Hündin Kala im Bild: Resi Reiner zu Besuch bei FM4 im ORF-Zentrum

Ob das die bis jetzt größte Auszeichnung für sie und ihre Musik ist, so die erste Frage an Resi Reiner im FM4-Interview, dieser Titel „Soundpark Act des Monats“. Das ist er nämlich: eine Auszeichnung. Immerhin wird so jedes Monat ein neuer, spannender, homegrown Act ins Rampenlicht gestellt, dem wir, das gesamte Soundpark-Team, ganz ohne Kristallkugel und mit reiner Berufung auf Erfahrung und (das wichtigste!) Bauchgefühl eine glitzernde Zukunft voraussagen. Die totale Ernsthaftigkeit der Frage begreifend, antwortet Resi mit „schon, aber ich war ja auch schon Indie-Weltmeisterin“. Short notice: in der FM4 Passt Show haben Hannes Duscher und Roli Gratzer vor wenigen Wochen österreichische Indie-Acts gegeneinander „antreten“ lassen, und die Zuhörer*innen durften dann entscheiden, wer jeweils eine Runde weiterrückt. Resi Reiner hat sich im Finale gegen Kerosin95 durchgesetzt.

Das ist jetzt eine schöne Randnotiz und gleichzeitig eine subtile Umschreibung dessen, was Resi Reiners Musik - auf subtile Weise! - ausmacht: Schmäh. Also genau das, was deutschsprachige Menschen so gern mögen und in manchen Gebieten eben jener Sprache aber nicht beherrschen (sorry!). Es ist das, was so vielen Menschen im Popzirkus fehlt, weil damit ja auch immer eine gewisse Art Selbstironie zusammenhängt, und die könnte sich ja auch als Uncoolness fehldeuten lassen. Es ist das, was unterm Strich auch nur sehr kluge, feinfühlige Menschen gut drauf haben, weil da wie immer gilt: zu viel ist zu viel. „In your face-Texte“ wollte und will sie nie schreiben, sagt Resi Reiner, das muss schon alles ein bisschen um die Ecke gedacht, versteckt, bzw. eher angedeutet als mit der Nase drauf geknallt sein.

Dabei klingt und wirkt das so einfach. Wenn Resi Reiner davon singt, nach Italien zu wollen, oder ihr(e) Beziehungs(ende) mit einem Tischtennisspiel gleichsetzt, wenn sie den Sommer von früher besingt oder die Schattenseiten im Herzen. Dass die einfachsten Dinge auch beim Wörteraussuchen die schwersten sind, wissen alle, die mal versucht haben, eine unkitschige Hochzeitsrede, richtig gute Zeilen auf eine Geburtstagskarte oder auch einfach nur ins Tagebuch hineinzuschreiben. Jedes Wort wiegt doppelt und dreifach in dieser harten, blöden, schönen, deutschen Sprache, und dann warten da auch noch Pathos und Kitsch an jeder Ecke. Resi Reiner läuft beiden davon und schreibt Popsongs über ihr Leben. „Ich liebe das Leben“ wiederum heißt ihr Lieblingslied.

„Ich sag’ es in jedem Interview, ich weiß, aber ich liebe dieses Lied und ich liebe Vicky Leandros“, seufzt Resi ins Mikro, dabei gibt’s ja wenig schönere Dinge im Leben als die, für die man so richtig schwärmt. Gäb’s was zu verzeihen, wäre es hiermit getan, aber da guilty pleasures abgeschafft sind und Resi Reiner ihr selbstgewähltes Genre „Indieschlager“ mit Stolz und einem Grinser hochhält, ist das alles hinfällig. Auch „Kindermusik“ wäre eine Schublade, in die man ihre Lieder gerne legen dürfte, „mein Freund hat das mal gesagt und eigentlich ist es ja wahr: Kinder sind viel strenger und direkter in ihrem Feedback, also wenn die was cool finden, ist es richtig cool“. Noch so eine alte Wahrheit, hoch lebe das ungefilterte Wahrnehmen und Raussprudeln lassen und die Momente im Leben, die noch nicht angenagt sind von Selbstzweifeln und all dem anderen Mist. „echsestieren“ hat Resi Reiner ihre erste EP, veröffentlicht 2022, genannt - auf den Titel des ersten Albums (August 2023) warten wir noch.

Nicht, dass sanfter Schmäh in aktueller Popmusik jetzt also eine Neuerfindung ihrer Generation oder überhaupt, ihrer selbst wäre: Resi Reiner würde sich dahingehend (und bleiben wir da in der homegrown Musiklandschaft) etwa mit Florence Arman oder RAHEL sehr gut verstehen.

Resi Reiner umweht zusätzlich zu Sprach-Skills und absoluter Liebenswürdigkeit eine Sache, die man, klänge es nicht so deppert, als „intellektuelle Aura“ bezeichnen könnte. Vielleicht liegt das an ihrer fast schon burgtheater-esken Aussprache (Resi Reiner war schon als Kind als Schauspielerin tätig), vielleicht an ihrer Vorliebe für die Schlager der 60er und 70er Jahre (tatsächlich, das war GUTE Musik), vielleicht auch einfach an gar nichts, und sie ist einfach so. Jedenfalls wird, wenn es in der deutschprachigen Popmusik auch nur ein bisschen intellektuell zugeht, ganz schnell der Zusatz „Diskurs-“ vorne drangeklebt. Bei Resi Reiner ist das nicht nötig. Das menschelt, unabgehoben, überhaupt nicht so, als sollte es exklusiv nur einem bestimmten Publikum zu- und gefallen. Damit macht sie sich, ganz ohne Vorsatz, ihre eigene Musiknische auf. Und das ist es ja schließlich, was Newcomer auszeichnet. Dafür zeichnen wir sie aus.

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