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Yungblud

Michael Troll/radio FM4

FM4 Musikpodcast: Wenn Fans eine Familie werden

Was heißt das, ein Fan zu sein? Und warum sind Menschen überhaupt Fans von etwas? Gemeinsam mit den Musiker*innen Yungblud, beabadoobee und ihren Fans gehen wir auf die Suche nach Fankultur im 21. Jahrhundert.

Von Christoph Sepin

Wer hören will, muss fühlen - der FM4 Musikpodcast

radio FM4

Christoph Sepin und Gäste aus der Musikwelt sprechen über Musik. Jeden Donnerstag im Radio und überall, wo es Podcasts gibt.

Ist nicht jede*r irgendwie Fan von irgendetwas? Sind wir nicht alle begeistert? Haben das eine Lieblingsding oder mehrere Lieblingsdinge? Haben als Kinder Poster gehabt von unseren Lieblingsbands oder Lieblingsschauspieler*innen an der Wand? Tragen das Trikot vom allerliebsten Fussballclub? Oder haben die Tätowierung, die uns für immer an unsere liebsten Musiker*innen erinnert?

Was heißt das, ein Fan zu sein? Vor allem im Jahr 2023. Ist das anders als früher? Wer sind die Leute, die sich stundenlang vor Konzerten anstellen, um ihren favourite Artists so nah wie möglich zu sein. Vielleicht seid ihr das, vielleicht gehört ihr aber auch zu den Leuten, die da einfach nur daran vorbeispazieren, an den Warteschlangen und verwundert schauen. So wie der nette Herr, der mich letztens vor dem Berliner Metropol angesprochen hat und gefragt hat: „Entschuldigen Sie, wer spielt den hier heute?“ „Eine Musikerin, die heißt Beabadoobee“, sag ich. „Menno, ich bin alt…“, sagt er und spaziert weiter.

beabadoobee

Christoph Sepin/radio FM4

Beabadoobee heißt eigentlich Beatrice Laus, ist auf den Philippinen geboren und lebt in London. Und hat zuletzt ein Konzert im Berliner Metropol gespielt. Sie gehört zu der Kategorie von Musiker*innen, die als Teenager Songs auf der Gitarre im eigenen Zimmer geschrieben haben, die dann ins Internet hochgeladen haben und damit ein Publikum erreicht haben. Beabadoobee gehört zu der Kategorie Musiker*innen, bei der Menschen über 25 Jahre sagen: hä, wer? Und alle darunter komplett aufgeregt werden, wenn sie ein Lied von ihr hören. Rockstar der neuen Generation also.

Warum sie glaubt, dass schon Stunden vor ihrer Show so viele Menschen vor dem Berliner Metropol auf sie warten, frag ich sie. „Because my fans are awesome“, sagt Beabadoobee als simple Antwort und das könnte genug sein. Man kann da aber auch noch mehr ins Detail gehen, denn Beabadoobee und ihre Fans sind ein tolles Beispiel für Fankultur im 21. Jahrhundert. Es geht um gemeinsame Erfahrungen, denn zuallererst hat Beabadoobee Lieder für sich selbst geschrieben. Wenn sie sich durchs Schreiben der Lieder besser fühlt, dann ist es auch sehr wahrscheinlich, dass sich andere Leute beim Hören der Musik besser fühlen: „Leute, die meine Lieder hören, sind mir ziemlich ähnlich“, sagt sie. „Wir wären wahrscheinlich alle Freund*innen, wenn da nicht die komische Warteschlange wäre. Aber wir sind alle gleich, am Ende des Tages“.

Yungblud hat einen Safe Space gebaut

Das ist ein wichtiger Teil von Fankultur im 21. Jahrhundert. Es ist eine geteilte Experience, das verbindende Element sind Lieder, in denen man sich wiederfindet. Ein sehr gutes Beispiel ist dafür aktuell die Musik und Fancommunity von Yungblud. Der heißt eigentlich Dominic Harrison, kommt aus dem britischen Doncaster und falls ihr Yungblud nicht kennt, gibt’s wahrscheinlich bald keinen Weg an ihm vorbei. Nicht umsonst ist der von niemand geringerem als Mick Jagger von den Rolling Stones als einer der ganz wichtigen Future Player einer neuen Generation von Rockstars bezeichnet worden.

Eigentlich ist Yungblud gerade auf Riesentour durch Riesenlocations durch Europa unterwegs, er hat aber einen Stopp in Wien gemacht, um etwas ganz Besonderes zu veranstalten. Er hat vor ein paar Monaten eine Limited Edition CD veröffentlicht, die man sich als Fanpaket kaufen hat können – und dazu hat es Tickets gegeben für eine Yungblud-Show für die Superfans. Diese spezielle Show hat in der Szene Wien stattgefunden, für ein paar hundert Leute, obwohl der Musiker sonst nur mehr Riesenshows spielt. Schon Stunden vor dem Konzert sind da Fans natürlich vor der Venue gestanden und haben gecampt.

Sie erzählen uns davon, dass die Yungblud-Fancommunity eine Familie ist, es wird von Safe Spaces gesprochen, von Akzeptanz, von einem Gefühl von Zuhause, von Support. Das finden Leute in der Musik von Yungblud, aber auch untereinander, in der Community. Das weiß auch Yungblud: „Es ging immer nur darum, Freund*innen zu finden und das ist einfach immer größer geworden“.

Yungblud

Michael Troll/radio FM4

Playlist zum FM4 Musikpodcast

Wir haben euch passende Playlists zur aktuellen Ausgabe von „Wer hören will, muss fühlen“ zusammengestellt. Die findet ihr auf Spotify, Deezer und Youtube!

Auch er nennt die Yungblud-Community eine Familie, auch wenn diese Familie Millionen Mitglieder hat. „Ich möchte danke sagen“, sagt Yungblud in Richtung der Community. „Es ist die beste Familie, von der man Teil sein kann. Ich fühl mich unverwundbar und sie tun das auch. Weil egal, was da draußen passiert, wir haben hier drin eine super Zeit. Und das ist das beste Gefühl“.

Hier geht es um was viel Größeres, als Leute, die sich gleich anziehen. Hier geht es um allgemeine Akzeptanz füreinander. Und eine große Community, die sich auch vielleicht manchmal visuell ähnlich schaut und vielleicht doch ähnliche Geschichten hat. Aber die doch aus Individuen besteht. Das ist keine homogene Masse, die dort bei den Konzerten ist. Da finden Menschen neue Freund*innen, weinen, lachen, verlieben sich, weil das ist ja irgendwie Teil der menschlichen Experience.

Und deswegen ist es so super, Fan zu sein. Dass man eine Partie hat, bei der man sagt: wir akzeptieren uns alle, auch dafür dass wir unterschiedlich sind, aber wir haben eben diese Musik, die uns zusammenbringt und uns vereint. Und das ist das, was Familie oft ausmacht. Menschen sind unterschiedlich, aber gehören zusammen zu einem Ding. Und das ist eine, aber nicht die endgültige Antwort darauf, was denn Fansein im Jahr 2023 ausmacht. Die Suche geht weiter.

FM4 Musikpodcast: Wie Fans zu Familien werden - mit Yungblud und beabadoobee

Was heißt das, ein Fan zu sein? Und warum sind Menschen überhaupt Fans von etwas? Gemeinsam mit den Musiker*innen Yungblud und beabadoobee und vor allem deren Fans geht Christoph Sepin auf einen Roadtrip um herauszufinden: Was ist Fan-Community im 21. Jahrhundert? Und warum ist das eigentlich eine Familie? Jetzt in „Wer hören will, muss fühlen“, dem FM4 Musikpodcast. Im Radio und überall, wo es Podcasts gibt.

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