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Devonté Hynes mit Adam Tendler und dem London Symphony Orchestra im Barbican London im März 2023

Mark Allan / Barbican

Dev Hynes alias Blood Orange spielt Klassik bei den Wiener Festwochen

Er ist Popmusiker, Produzent, Multiinstrumentalist und Sänger, und seit einigen Jahren zeigt der Londoner Devonté Hynes auch vermehrt seine Seite als klassischer Komponist. Am 29. Mai kommt er mit einem exklusiven Orchesterkonzert im Rahmen der Wiener Festwochen ans Burgtheater Wien.

Von Katharina Seidler

Aufgrund eines Todesfalls in der Familie von Devonté Hynes muss das Konzert: Selected Classical Works am 29. Mai bedauerlicherweise abgesagt werden. Alle bereits gekauften Karten werden storniert und der Betrag wird von den Wiener Festwochen rückerstattet.

Devonté Hynes ist ein Mann mit vielen Interessen und Talenten. Als Musiker hat er seine Fühler in alle möglichen Richtungen ausgestreckt. Er hat mit seiner ersten Band Test Icicles die dance-punkigen, noisigen Ecken von Indierock erforscht, sich unter dem Namen Lightspeed Champion im indiefolkigen Songwriting geübt und schließlich als Blood Orange seinen großen Durchbruch als R’n’B-Pop-Visionär gefeiert.

Devonté Hynes, Big Island Orchestra: SELECTED CLASSICAL WORKS

29.5.2023, Burgtheater Wien, im Rahmen der Wiener Festwochen.

Alle Infos und Tickets gibt es hier. In Kooperation mit FM4.

Blood-Orange-Erfolgsalben wie „Freetown Sound“ (2016) oder „Negro Swan“ (2018) waren stilistisch nach vielen Enden hin offen und luden Einflüsse aus Bedroom-Pop, Soul, Funk oder Spoken Word mit Inhalten auf. Es ging um große Themen wie Identität, Zugehörigkeit, Rassismus-Erfahrungen, (queere) Liebe und Kameradschaft, Sexualität oder Spiritualität.

Auch als musikalischer Kooperationspartner und Producer ist der in London geborene, in New York lebende Dev Hynes extrem begehrt. So hat er beispielsweise mit Mariah Carey, Sky Ferreira, A$AP Rocky, Kylie Minogue oder FKA Twigs gearbeitet, hat mit Solange zu Beginn ihrer Karriere unter anderem ihren Hit „Losing You“ produziert und ist immer wieder an der Seite der Minimal Music-Legende Philip Glass aufgetreten. Philip Glass ist auch ein gutes Stichwort in Richtung der klassischen Interessen von Devonté Hynes, von denen die Weltöffentlichkeit in den letzten Jahren mehr und mehr erfahren hat.

Devonté Hynes mit Adam Tendler und dem London Symphony Orchestra im Barbican London im März 2023

Mark Allan / Barbican

Dev Hynes und Adam Tendler live im Londoner Barbican

Dev Hynes als Klassikkenner

„Ich war acht und habe immer geweint, als meine Schwester zum Klavierunterricht gebracht wurde, bis ich dann endlich selbst Piano Lessons bekommen habe,“ berichtet Dev Hynes in der nicht weniger als 12-teiligen Podcast Reihe BBC Composed, die man derzeit in jeweils einstündigen Folgen anhören kann. Ausgiebig legt der Musiker die Musik, die ihn inspiriert, offen, mit speziellem Fokus auf klassische oder, sagen wir, „nicht zuallererst poppige“ Klänge. Man folgt Dev Hynes darin in die Tiefen seiner musikalischen Interessen, die von Arthur Russell zu Alice Coltrane reichen, von Johann Sebastian Bach zu Julius Eastman, von französischem Impressionismus à la Debussy zu modernen Avantgardisten wie Morton Feldman.

2019 hat Hynes gemeinsam mit dem Percussion-Quartett Third Coast Percussion sein erstes instrumentales Klassikalbum „Fields“ veröffentlicht und wurde für diese ambientale Werk auch gleich für zwei Klassik-Grammys nominiert.

Es folgten Arbeiten als Soundtrack-Komponist, darunter für Melina Matsoukas’ „Queen and Slim“, Luca Guadagninos Serie „We Are Who We Are“, Rebecca Halls „Passing" und Paul Schraders" Master Gardener“, und derzeit ist Devonté Hynes nun erstmals an einigen großen Konzerthäusern mit seinen klassischen Stücken zu Gast. Anfang März dieses Jahres spielte er im Londoner Barbican zwei ausverkaufte Shows, gemeinsam mit dem London Symphony Orchestra unter dem Dirigenten Matthew Lynch sowie an der Seite des Pianisten Adam Tendler. Die Stimmung im Saal war nicht nur fulminant, sie war auch in zweierlei Hinsicht bemerkenswert.

Zum Einen ist die Protagonisten-Rolle eines jungen, Schwarzen Komponisten in der traditionsverliebt-halsstarren Klassikwelt nach wie vor eine Ausnahme. Zum Anderen setzte sich auch das Publikum sofort anders zusammen, als das sonst in einem Symphoniekonzert meist der Fall ist. Man sah viele junge Gesichter, coole Outfits, sekundenweise gezückte Handys für ein Hochformat-Foto, und sogar Getränke waren im Saal erlaubt. Eine willkommene Verbindungsbrücke zwischen den verstaubten Kategorien „E-“ und "U-"Musik und auch zwischen den Generationen.

Devonté Hynes mit Adam Tendler und dem London Symphony Orchestra im Barbican London im März 2023

Mark Allan / Barbican

Devonté Hynes, Dirigent Matthew Lynch und das London Symphony Orchestra

Full disclosure: Die Reise zum Konzert nach London erfolgte auf Einladung der Wiener Festwochen.

In London präsentierte Devonté Hynes zwei große Orchesterkompositionen, die fernab der klassischen Sonatensatzform liebliche Melodien mit bedrohlichen Harmonie-Szenarien konterkarierten. Auch solo konnte man Hynes im Barbican am Klavier erleben, in einer Reihe an Charakterstücken, die zwischen stimmungsvollem Impressionismus und plötzlichen, krachigeren Ausbrüchen wechselten. Auch die Saiten innerhalb des Klaviers wurden bearbeitet.

Am 29. Mai 2023 wird Devonté Hynes seine Neu-Inkarnation als klassischer Komponist nun in Wien präsentieren, als einer der ersten Städte überhaupt. Gemeinsam mit dem Big Island Orchestra unter der musikalischen Leitung von Martin Gellner, dem Pianisten Adam Tendler und der Wiener Cellistin Marie Spaemann, wird er im Burgtheater im Rahmen der Wiener Festwochen neue Arrangements seines Klavierkonzerts „Happenings“, seines Cellokonzerts „Origin“ sowie seiner Filmmusik spielen. Alle Infos und Tickets zu diesem Abend gibt es hier.

Devonté Hynes mit Adam Tendler und dem London Symphony Orchestra im Barbican London im März 2023

Mark Allan / Barbican

Tickets gewinnen!

Hier kannst du 2x2 Tickets zu diesem Konzert im Rahmen der Wiener Festwochen am 29. Mai im Burgtheater gewinnen.

Dafür möchten wir von dir ein 3-sätziges Plädoyer für ein unterbewertetes Orchester-Instrument.

Update: Der Einsendeschluss ist vorbei, die Gewinner*innen wurden per Mail verständigt.

Achtung: Aufgrund eines Todesfalls in der Familie von Devonté Hynes muss das Konzert: Selected Classical Works am 29. Mai bedauerlicherweise abgesagt werden. Alle bereits gekauften Karten werden storniert und der Betrag wird von den Wiener Festwochen rückerstattet.

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