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Finstere Pappfiguren im Genre-Mix „Please Baby Please“

Was haben Pastellfarben, die Westside Story und surrealistisches Theater gemeinsam? Richtig, nicht viel. In „Please Baby Please“ werden diese Elemente dennoch verwurschtet, garniert mit queerer Erotik und working-class brutality. Der Film spielt in den 1950ern, in einem recht dystopischen New York. In einer der Hauptrollen ist Andrea Riseborough zu sehen, die bei den Oscars heuer als beste Hauptdarstellerin nominiert war - wenn auch nicht für ihre Rolle in diesem Film.

Von Anna Katharina Laggner

Zwischen Nebelschwaden und roten Backsteinmauern tritt martialisch eine Gruppe Halbstarker auf. Sie tragen strassbesetzte Lederjacken, unter den T-Shirts zeichnen sich ihre Sixpacks ab. Eine Furcht einflößende Quotenfrau ist auch dabei. Und dann erschlagen sie mit ihren Knüppeln zwei Jugendliche. Unfreiwillig Zeuge des brutalen Geschehens ist das frisch vermählte Ehepaar Suze und Arthur. Sie wohnen in dem Haus, vor dem der Mord geschieht. Als die Gang sie bemerkt, sind die Jugendlichen schon tot und für das junge Ehepaar könnte es ungut werden.

Der Anfang von „Please Baby Please“ ist eigentlich vielversprechend. Vor allem, da die zweite Szene in der Wohnung von Suze und Arthur spielt, wo sich eine ziemlich irre Diskussion über Genderrollen und toxische Männlichkeit entspinnt, während vor dem Haus zwei Leichen liegen und die Halbstarken noch immer randalieren. Aber leider wird kein Versprechen dieses Filmes – und es sind derer viele - eingelöst. Weder wird ein ehrlicher Thriller noch ein ehrliches Musical daraus, obwohl ständig Glas in Scherben zerbricht, irgendwer die Augen weit aufreißt oder lasziv theatralisch durchs Bild schreitet.

Auf einer finsteren Straße stehen sich zwei Personen gegenüber

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„Please Baby Please“ spielt zur Gänze in der Nacht, die vorherrschenden Farben sind ein kaltes Blau und ein weiches Rosa, der Sound ist mit Hall verstärkt. Demi Moore tritt auf und ist exzentrisch. Sie nimmt Suze mit in ihre Wohnung, in der alle Möbel mit Lacken überzogen sind, und gibt ihr die Schlüssel zu diesem Apartment mit dem Hinweis, sie könne auch ihre Sexspielzeuge verwenden. Die Kamera schwenkt auf einen Kühlschrank. Das ist eigentlich ein guter Scherz, aber so, wie sich der Film entwickelt, scheint es, als sei alles ernst gemeint.

„Please Baby Please“ schrammt permanent an seinen Ansprüchen vorbei: die Koketterie mit Erotik ist von der eher prüden Sorte. Das surrealistische Element, also nicht nachvollziehbare, aber bewusstseinserweiternde Wendungen der Geschichte, erweisen sich als platt.

Eine Frau tanzt in einem Wohnzimmer

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Versöhnlich stimmt mich die Darstellerin der Suze: Andrea Riseborough. Sie begegnet diesem Genre-Potpourri und all seinen Pop-Zitaten mit Humor. Ihre Suze ist eine exzentrische Mischung aus Furchtlosigkeit, Abenteuerlust und wechselnden Launen. Sie sagt nicht nur, dass sie sich ständig verändert, sondern tut es auch, übertreibt jeden Satz und jeden Gesichtsausdruck, dass es gerade noch nicht lächerlich wird, und ist überhaupt, ich muss es wiederholen, der Lichtblick in diesem an finsteren Pappfiguren reichen Film.

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