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Snus in einer Dose

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Snusen & Vapen: Neue Nikotinprodukte auf den Schulhöfen

Vapes, Snus, Pouches - in allen Farben und Geschmäckern. Neue Nikotinprodukte, die mit catchy Namen und in leuchtenden Verpackungen daherkommen, sind vor allem bei jungen Menschen stark nachgefragt. Auf Schulhöfen in Österreich gehören sie längst zum Alltag dazu.

von Xaver Stockinger

„Ich versuche es immer vor den Lehrern zu verstecken, indem ich mich kurz unter den Tisch bücke und mir einen in den Mund gebe. Dann halte ich die Hand vor den Mund, damit man es nicht sieht." Eine Schülerin an einem Wiener Gymnasium beschreibt ihren Alltag mit Pouches, kleinen Nikotin-Beutelchen, die man sich zwischen Zähne und Wangen klemmt.

Anders als E-Zigaretten (Vapes), die in Österreich erst ab 18 sind, kann man Pouches ganz easy kaufen. Solange diese nämlich keinen Tabak enthalten (im Unterschied zum schwedischen Lutschtabak Snus), unterliegen sie in Österreich als reine Nikotinbeutel keiner gesetzlichen Einschränkung. Sie dürfen frei beworben und ohne Altersbeschränkung verkauft werden. Laut der Studie vom Institut Suchtprävention konsumiert ein Großteil der 15-22-Jährigen Schüler*innen täglich Pouches.

„Am meisten nehm ich es vor dem Schlafengehen, da warte ich immer bis meine Eltern schlafen gehen und dann nehm ich ein paar.“ (Schüler, 14)

Werbung für Skruf

Andrea Sittinger

Aber auch Vapes seien unter Schüler*innen stark verbreitet. Die E-Zigaretten, die wie kleine Leuchtstifte aussehen, verdampfen Nikotin und sind schon ab sechs Euro zu haben. Sie müssen nicht mehr aufgeladen werden und enthalten so viele Züge wie sonst in bis zu 60 Zigaretten stecken.

Dieter Geigle vom Institut Suchtprävention sieht besonders das hohe Suchtpotential der neuen Nikotinprodukte kritisch. Nikotin, das der Tabakpflanze eigentlich als Gift gegen Insekten dient, gehöre zu jenen Substanzen, von denen Menschen am schnellsten abhängig werden. „Jugendliche, die zu konsumieren beginnen, merken selbst oft gar nicht, dass sie eine Gewöhnung und Abhängigkeit entwickeln“, so Geigle.

Neben dem Suchtpotential sei auch die Gefahr einer Nikotin-Überdosierung nicht zu unterschätzen. Rund 20 mg Nikotin (oft wesentlich mehr) enthält etwa ein einzelner Nikotinbeutel, das entspricht dem Rauchen von fünf Zigaretten. Vor allem bei Erstkonsument*innen können Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Kreislaufkollaps bis hin zu Atemlähmungen auftreten.

Vape / elektronische Zigarette

Pixabay / CC0

Wie rauchen, nur gesünder?

Ob das oft beschworene Mantra stimmt, dass Vapes und Pouches die insgesamt weniger schädlichen Alternativen zu herkömmlichen Zigaretten sind, könne man nach heutigem Wissensstand noch nicht klar beantworten, so Dieter Geigle. Durch die fehlende Tabakverbrennung sei zwar die Schadstoffbelastung geringer, wie schädlich allerdings Geschmacks- und Trägersubstanzen in E-Zigaretten und Nikotinbeuteln sind, werde sich erst durch längerfristige Studien zeigen.

Bunte, aromatische Nikotinbomben

Dazu kommt: Die Hersteller von neuen Nikotinprodukten versuchen mit ihrem Marketing oft, gezielt junges Publikum anzusprechen, etwa mit Influencern auf Social Media. Auch das bunte Produktdesign und Geschmacks-Varianten wie Mango und Erdbeere sei schon für ganz junge Menschen attraktiv. Das alles führe laut dem Suchtexperten dazu, dass die Hemmschwelle, eine E-Zigarette oder einen Nikotinbeutel auszuprobieren und danach dranzubleiben, bei jungen Menschen sehr gering sei.

Das Institut Suchtprävention rät Schulen dazu, ein Verbot von Nikotinprodukten in die Hausordnungen festzuschreiben und Konsequenzen festzulegen. Auf gesetzlicher Ebene müsse endlich nachgeschärft und der Zugang zu reinen Nikotinbeuteln – wie schon im vergangenen Herbst vom Gesundheitsministerium angekündigt - eingeschränkt werden.

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