FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Michi im Horrorfilm "Heimsuchung"

Luna Filmverleih

Film

„Heimsuchung“: Psychohorror aus Österreich

Mit seinem Debütfilm „Heimsuchung“ gelingt dem österreichischen Filmemacher Achmed Abdel-Salam ein unangenehmes Familiendrama im Gewand eines Horrorfilms - mit einigen Schreckmomenten, die sitzen.

Von Jan Hestmann

Michaela (Cornelia Ivancan) wohnt mit ihrer Familie in Wien. Als ihr Vater stirbt, kehrt sie gemeinsam mit ihrer Tochter (Lola Herbst) und ihrem Mann (Lukas Turtur) zurück zum Elternhaus aufs Land, um sich um den Nachlass zu kümmern. Die Beziehung zu Eltern und alter Heimat hat sie lange hinter sich gelassen, die Rückkehr hierher holt verdrängte Erinnerungen zurück. Aber auch das Verhältnis zu ihrer Tochter und ihrem Mann ist schon länger angespannt.

Michi ist seit kurzem trockene Alkoholikerin. Seit einem von ihr verursachten Autounfall traut ihr die eigene Tochter nicht mehr über den Weg. Die Zeit am Land will Michi nutzen, um wieder mehr Nähe zu ihr aufzubauen. Dabei kommt es aber zu vermehrt mysteriösen Vorfällen. Soviel steht fest: Es geht hier nicht mit rechten Dingen zu.

Der österreichische Regisseur Achmed Abdel-Salam hat mit „Heimsuchung“ sein Spielfilmdebüt hingelegt. Dass dabei ein Horrorfilm herauskommen wird, hat Abdel-Salam schon lange gewusst, wie der bekennende Horrorfilmfan im Gespräch wissen lässt. Im Gespräch fällt auch der Begriff „Feel-Bad-Cinema“, der für das österreichische Kino lang ein charakteristischer war und zum Teil auch immer noch ist. Auch „Heimsuchung“ kann man definitiv als solches Kino des Sich-Schlecht-Fühlens bezeichnen.

Kinostart: 14. April 2023

Die Geschichte, die Abdel-Salam in seinem Debüt erzählt, würde auch als düsteres Familiendrama ganz ohne Genreanleihen funktionieren - das durchaus vertraute Themen verhandelt: Alkoholismus, die Rückkehr aufs Land, angespannte Familienverhältnisse - beliebte Zutaten im heimischen Drama. Zum Glück hat sich Abdel-Salam trotzdem entschieden, es ins Gewand eines psychologischen Horrorfilms zu stecken, denn das gelingt wunderbar - mit einigen durchaus effektiven Schreckmomenten.

Michi im Horrorfilm "Heimsuchung"

Luna Filmverleih

Der Horror im Sonnenblumenfeld: Hier findet Michi (Cornelia Ivancan) verdrängte Erinnerungen

Im Zentrum steht das Thema Alkoholsucht und wie eine junge Frau und Mutter damit zu kämpfen hat. Dieser Fokus war Abdel-Salam, der auch das Drehbuch geschrieben hat, wichtig, denn er hat auch in seiner eigenen Familie eine Rolle gespielt. In „Heimsuchung“ schafft er es, rund um dieses Ausgangsszenario eine dichte, albtraumhafte Atmosphäre aufzubauen.

Behutsam herausgearbeitet wird das labile Verhältnis zwischen Michi und ihrer Tochter, die speziell unter der Alkoholsucht ihrer Mutter leidet. Aber auch der Wechsel vom gewohnten Stadtleben zum Leben auf dem Land, die Begegnungen mit schon fast vergessenen Nachbar:innen und Familienmitgliedern, die alle etwas zu verbergen scheinen, verdichten sich in konstantem Unbehagen. Das liegt zum Teil auch an den durchwegs sehr gut besetzten Nebenrollen (Inge Maux als Tante Gerti besonders toll und unheimlich!).

Je länger Michi an diesem Ort ist, desto stärker rücken verdrängte traumatische Erfahrungen aus ihrer Kindheit wieder in den Vordergrund. Ein immer wiederkehrender Ort ist dabei auch ein großes, blühendes Sonnenblumenfeld. Das wird zum sinnbildlichen Labyrinth für Michis Erinnerungen, aber auch zum ganz realen, bedrohlichen Irrweg. Hier verbirgt sich Unheilvolles und wartet auf den richtigen Moment, um zum Vorschein zu kommen. „Heimsuchung“ schafft es diese (An-)Spannung bis zur finalen Auflösung zu halten.

mehr Film:

Aktuell: