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Abschiedkonzert Fettes Brot auf der Bühne

Patrick Muennich

Fettes Brot weint nicht!

Im Rahmen ihrer „Fettes Brot is history Tour“ gastiert das Hamburger Trio ein letztes Mal in Österreich und spielt zwei ausverkaufte Shows im Wiener Gasometer.

Von Susi Ondrušová

Nach 30 Jahren gemeinsamer Band-Aktivität und zahlreichen Hits, die unüberhörbar auch mit der Geschichte von FM4 verbunden sind, empfangen uns König Boris, Dr Renz und Björn Beton ein letztes Mal zur Interview-Audienz.

„Drei Typen, die Geburtstagslieder für Freunde geschrieben haben, und daraus ist eine Band entstanden. Das ist die Kurzfassung. Wir wussten überhaupt nicht, was wir da tun auf der Bühne und haben es trotzdem getan.“ So König Boris über die Entstehung von Fettes Brot und ihr erstes Konzert 1993 in Elmshorn. 30 Jahre später an einem Mittwochabend in der österreichischen Hauptstadt stehen die Brote zu zehnt auf der Bühne und absolvieren ihr erstes von zwei schon lange im Vorhinein ausverkauften Konzerten der „Fettes Brot is History“ Tour.
Eine 7-köpfige Liveband unterstützt die drei Rapper. Ihr guter Freund DJ DSL bereitet als Support Act das Publikum auf das kommende Hits-Gewitter vor.

Die Band spielt sich, wie es sich für eine Abschiedstour gehört, durch drei Dekaden ihrer Diskographie und sie fangen in aller Bescheidenheit das Konzert mit „Jein“ an und es wird bei weitem nicht der beste Song sein. Die Power eines Trios ist der banter, Schmäh, der Smalltalk, die Gags über Dadbodes und Dadjokes. Euphorie und Dankbarkeit strahlen die drei beim Konzert aus und das Publikum applaudiert lautstark. Dr Renz meint „Die ersten Konzerte, die wir jetzt gespielt haben, die waren alle fulminant und ein steter Austausch an Energie. Wir wurden sehr mit Liebe beschenkt und es wurde sehr lang applaudiert!“

Rückblickend stellt sich bei einer Band-Karriere immer die Frage: Was würdet ihr anders machen? Oder wie es FM4 Moderatorin Pauline Binder im Interview formuliert: „Passt der Weg des Brotes so wie er war?“ Die Band erinnert an dieser Stelle an ihren zentralen Hit „Jein“ und meint: “Ich glaube, das Tolle ist, dass man retrospektiv natürlich alles sich noch mal vergegenwärtigen kann und schönreden kann, was da alles so passiert ist. Ich glaube, wir haben oft Bauchentscheidungen getroffen und die haben wir selten bereut. Wenn man sich das anguckt und so noch mal Revue passieren lässt, dann war das gut, sich „from the gut“ zu entscheiden und Sachen zu machen, die sich gut anfühlen und Sachen zulassen, die sich scheiße anfühlen. Ich glaube, da sind wir ganz gut drin und das würde ich auch jeder Band, die in jüngeren Jahren ist, so raten. Unser Trick, den wir schon am Anfang unserer Karriere laut zu einem Song gemacht haben, ist „Jein“ zu sagen. Also genau in dem Moment, wo man sich entscheiden muss, einfach den nicht vorhandenen Mittelweg wählen, damit sind wir auch immer gut gefahren.“

König Boris ergänzt, dass es auch ein „irrsinniges Privileg“ ist diese „Monster Karriere“ gemeinsam so erlebt zu haben. Sie haben auf den größten Festival- und Konzert-Bühnen gespielt vor hunderttausenden Leuten, sie haben die Welt bereist, Preise bekommen und vor allem: Sie konnten von der Musik leben. „Ich glaube da jetzt im Nachhinein an irgendwas rumzumäkeln, wäre vermessen!“

„Brot weint nicht“ heißt der anlässlich ihrer Bandauflösung veröffentlichte Abschiedssong. Dr Renz dazu: „Mit dem Song da machen wir uns ja selber ein bisschen Mut. Wir nehmen uns das ja vor, singend mit einem lachenden und blauen Auge davon zu gehen. Wir machen uns selber Mut, dass wir nicht anfangen zu weinen. Aber wir wissen natürlich selbst auch, dass es die Momente gibt oder geben wird, wo wir auch traurig über unsere eigenen Entscheidungen sind. Ist ja klar. Aber das können wir ja nicht zu einem Song machen. Das wäre unangenehm. Es ist viel schöner, wenn wir einfach behaupten, das geht gar nicht!“

Es ist ein Traum und auch ein harter Job: als Musiker seinen Weg gehen können und selbstbestimmt bzw. im best friends forever-Modus gemeinsame Entscheidungen zu treffen. So auch den Moment wählen zu können, wann es am besten ist zu gehen und „wie unser Abschied aussieht und dass er nicht nebenbei so passiert, sondern zelebriert wird!“ König Boris meint auch: „Wir meinen das schon ernst mit der Auflösung, aber ob wir dann vielleicht in 8 oder 10 Jahren sagen ‚Ach komm, wir treten noch mal im Wembley Stadion auf und werden von der Queen zum Ritter geschlagen!‘ Das jetzt kategorisch auszuschließen wäre ein Fehler, aber geplant ist es nicht!“

Sie gehen auf die 50 zu und erfahren natürlich auch vom Digital-Natives-Nachwuchs, welche Musik da draußen gestreamt, gehört, abgefeiert wird. Angesprochen auf Rap-Acts oder Bands, die sie selber abfeiern, erwähnen sie die Antilopen Gang. König Boris erwähnt das letzte Pashanim Tape und Dr Renz schwärmt vom neuen Trettmann Album das zuhause von allen Altersklassen gehört wird: „Er featured ja eine ganze Menge interessante Künstlerinnen, zum Beispiel Paula Hartmann. Macht auch einen guten Sound. Das mögen meine Kinder und ich gleichzeitig. Aber wir hören auch zusammen Adele. Geht auch immer. Obwohl sie ja von sich sagt, dass sie Musik für die Moms von den Kindern macht. Damit bin wohl ich gemeint!“

Wer keine Tickets mehr für die letzten Fettes Brot Konzerte ergattern konnte, auch hier haben die Brote einen guten Ratschlag: „Also die Fettes Brot Experience geht so: ihr macht zehn Liegestütze. Einarmig. Dann tut ihr euch ein bisschen Glitzer ins Gesicht, trinkt einen gespritzten Weißwein. Und dann hört ihr einfach alle Lieder, die wir haben. Von Kassette! Es wird nämlich unsere Musik, da kann ich euch beruhigen, liebe Freundinnen und Freunde, wird’s weiterhin geben! Wir lösen uns zwar als Band auf, aber die Musik bleibt! Ist das nicht schön?“ Sehr! (Almdudler und Stream geht natürlich auch!)

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