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„Cocaine Bear“: Für eine Tatze voll Kokain

Kann der im Vorfeld schwer gehypte Film über den zugekoksten Bären auch liefern? Wer sich auf Klamauk im Wald mit ein paar saftigen Gore-Effekten eingestellt hat, wird eher nicht enttäuscht sein. „Cocaine Bear“ ist kaum mehr, aber auch nicht weniger.

Von Jan Hestmann

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#175 FM4 Film Podcast: Cocaine Bear & Scream VI
Im breiten Spektrum des Horrorkinos ist bekanntlich auch Platz für Selbstironie und Meta-Referenzen. Pia Reiser, Christian Fuchs und Jan Hestmann heften sich auf die Spuren des immer wiederkehrenden Ghostface-Killers und eines kokainsüchtigen Bären. Inklusive einer kleinen Geschichte des Tierhorror-Genres. Am Montag, 17.4.2023 im FM4 Filmpodcast.

Alle Jahre wieder gibt es diese Filme, die einen riesigen Hype generieren können. Bereits Monate vor dem Filmstart wird da jedes kleine Detail gründlichst seziert. Der Gigant heuer ist da wohl Greta Gerwigs „Barbie“, der das gesamte Netz bereits pink gefärbt hat. Aber auch „Cocaine Bear“, eine vergleichsweise kleine Produktion, hat es geschafft, einen solchen Hype aufzubauen. Die Voraussetzungen dafür waren gut. Zum einen ist da der Filmtitel. „Cocaine Bear“ bringt es kurz und prägnant auf den Punkt: Hier erwartet uns Skurrilität im Quadrat, und Tiercontent kommt ohnehin immer gut an. Es erinnert an „Snakes on a Plane“, einen ähnlich gearteten Film aus dem Jahr 2006, der auch schon allein durch seinen Titel für Furore gesorgt hat.

Nach einer wahren Geschichte

Dazu kommt, dass „Cocaine Bear“ tatsächlich auf wahren Ereignissen basiert. Im Jahr 1985 hat ein Schwarzbär in den USA eine Ladung Kokain gefressen, nachdem die aus einem Flugzeug gefallen war. Der Bär starb an einer Überdosis. Diesen tragischen Vorfall hat Drehbuchautor Jimmy Warden zum Anlass genommen, eine Horrorkomödie über einen Bären zu schreiben, der durch den Kokskonsum zur erbarmungslosen Killermaschine mutiert. Elisabeth Banks („Pitch Perfect“, „Slither“) hat sich für diesen Bärenspaß in den Regiestuhl gesetzt. Der erste Trailer zum Film hat dann weiter Öl ins Hypefeuer gegossen. (Der Verdacht, dass dieser Trailer die besten Szenen aus dem Film schon vorwegnimmt, ist nicht ganz unberechtigt. Besser für den Filmgenuss wäre es, ihn sich nicht anzusehen).

Klamaukiges Gorefest

Die Ausgangslage in „Cocaine Bear“ orientiert sich noch an der True Story aus den Achtzigern. Ein Drogenschmuggler verstreut eine beträchtliche Menge an abgepacktem Kokain in einem Wald in Georgia, das von einem Schwarzbären aufgespürt wird. Der Bär im Film stirbt aber nicht an der Droge. Zu seinem Glück, um Unglück der Menschen, die sich zu diesem Zeitpunkt im Wald befinden. Es ist ein kurioses Sammelsurium an Menschen, unter ihnen sind Kriminelle, skandinavische Touristen (ein Wiedersehen mit „Game of Thrones“-Darsteller Kristofer Hivju), Parkranger, Teenager und eine Mutter (Keri Russell), die ihr Kind sucht. Was folgt, ist eine in Klamauk verpackte Hetzjagd, die in einigen saftigen Gore-Momenten gipfelt, Stichwort Hirn und Gedärm.

„Cocaine Bear“ ist auch optisch in den Achtziger Jahren angesiedelt, was die kuriosen und knallbunten Outfits der Waldbesucher:innen erklärt. Die Figuren sind, ganz in der Tradition des Exploitation-Films überspitzt bis cartoonhaft gezeichnet. Sie torkeln in der ersten halben Stunde des Films durch völlig belanglose und abstruse Nebenhandlungsstränge, die den einzigen Zweck haben, sie im Bärenrevier zu versammeln.

Aus mangelnder Sympathie für die Figuren gestaltet sich dieser Einstieg in den Film ganz schön langwierig, ja, sogar ziemlich nervig und erfordert einiges an Geduld, bis das Gemetzel dann endlich so richtig in Schwung kommt. Dann aber dürfen sich Fans von Blut und Beuschel auf ein paar herrlich inszenierte Brachialmomente freuen, bevor der Film mit seiner knackigen Gesamtlänge von 90 Minuten dann auch schon in Richtung - etwas mauen - Showdown abbiegt.

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Ray Liotta als grimmiger Drogendealer: Es war eine der letzten Filmrollen des Schauspielers, der im vergangenen Jahr gestorben ist.

So eindimensional die Figuren in „Cocaine Bear“ sind, erfüllen sie immerhin ihren Zweck als Bärenfutter. Famos genug wäre eigentlich der Cast. So ist neben Keri Russell als besorgter Mutter etwa auch Margo Martindale als Ranger zu sehen. Und nicht zuletzt auch Ray Liotta als finster dreinschauender Drogendealer, ausgestattet mit Goldketterl und Pilotenbrille. Es war eine der letzten Filmrollen des Schauspielers, der vergangenes Jahr gestorben ist.

Der eigentliche Star des Films ist aber zweifelsohne der Schwarzbär. Das vollständig CGI-animierte Tier dürfte auch den Bärenanteil des Produktionsbudgets verschlungen haben. Zuständig für seine Lebendigwerdung war nämlich kein geringeres Studio als Peter Jacksons Weta FX, das auch schon für die Visual Effects der „Herr der Ringe“-Trilogie und „Avatar“ verantwortlich war.

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