25 Jahre Noppen Air Festival

Es ist die Frühlingsblume unter den Festivals: Das Noppen Air im beschaulichen Neußerling in Oberösterreich läutet von 28. bis 30. April 2023 nach drei Jahren Pause einmal mehr die Festivalsaison ein. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums haben wir mit Organisator Matthias Gahleitner über die einzigartige Entstehungsgeschichte und über Schwierigkeiten von kleinen Festivals am Land gesprochen.

Von Xaver Stockinger

Halb Feuerwehrfest, halb Alternative Open Air: Das Noppen Air in Neußerling - 40 km nördlich von Linz - ist mit seiner Tradition schon etwas sehr Besonderes, um nicht zu sagen einzigartig. Bilderbuch, Wanda, FIVA und auch die bald in den USA tourenden Giant Rooks, sie alle haben bereits auf der legendären „Noppen-Stage“, der Hauptbühne im Stadl des Noppenhofs, dem namensgebenden Bauernhof gespielt. Doch wie kam es zu dieser seltenen Symbiose aus Popkultur und Landleben?

Throwback ins Jahr 1996: Bei der Feuerwehr in der kleinen Mühlviertler Gemeinde Neußerling ist die Kassa ziemlich leer. Um diese wieder aufzufüllen, soll - wie eine Feuerwehr das eben so macht - ein Feuerwehrfest veranstaltet werden. Diesmal aber eines der etwas anderen Art. Matthias Gahleitner, 32-jähriger Neußerlinger und heutiger Festivalleiter erinnert sich: „Mein Vater und mein Onkel waren damals in der Feuerwehr aktiv. Sie waren viel auf Festivals wie dem Forestglade und dem Jazzfest im Burgenland unterwegs und sie wollten das ummünzen auf ein Feuerwehrfest - also mit Bratwürsteln, Seidl-Bar und Frühschoppen!“

Ein leerstehender Bauernhof in der Gemeinde kam gelegen und so dauerte es nicht lange, bis die erste Ausgabe des Noppen Air im April 1996 mit rund 500 BesucherInnen und sechs Bands aus den Genres Rock, Funk und Nu-Metal über die Bühne ging. Das Ding kam gut an, bei den BesucherInnen, aber auch im Ort: Ob Bürgermeister, Landjugend oder SeniorInnen, alle standen bald hinter dem neuartigen Event. Lokalen Unmut gab es so gut wie keinen: „Die Leute und Vereine aus dem Ort waren von Anfang an inkludiert und haben ehrenamtlich mitgeholfen, hinter der Bar oder beim Lotsendienst. Sie haben gesehen, dass die Gäste freundlich sind, es keine Raufereien gibt und dass der ganze Ort davon profitiert“, erklärt Matthias Gahleitner. Der Reinerlös aus dem Festival werde jedes Jahr wieder in den Ort investiert.

Das Noppen Air avancierte in den Folgejahren zu einem Fixstern in der lokalen Festivallandschaft. Es wuchs und wuchs. Der Peak kam im Jahr 2015. Wanda – gerade inmitten ihres Amore-Hypes – zogen so viele Menschen auf den Noppenhof, dass die Feuerwehr erstmals einen Besucherstopp anordnete. Knapp 6.000 Leute waren an jenem Wochenende da. Auch die Festivalausgaben in den folgenden Jahren mit frisch gehypten Acts wie Seiler & Speer, Voodoo Jürgens, Circa Waves und Granada brachten die alten Ställe und Stadln fast zum Platzen.

Von fehlenden Förderungen und geschützten Gebieten

Dass aber nicht immer alles so easy läuft, vor allem als relativ kleines Festival am österreichischen Land, möchte Matthias Gahleitner auch betonen. Man verfüge von Grund auf über kein so riesiges Budget. Dazu kommt, dass die Festivals am Land sich mit Sponsoring und Förderungen viel schwerer tun als Festivals in größeren Städten. Das Stream Festival oder die Bubbledays in Linz haben, was Musik-Acts betrifft, ein recht ähnliches Beuteschema wie das Noppen Air. Sie verfügen jedoch über weitaus höhere Geldmittel: „Wir haben heuer zwei Bands nicht gekriegt, weil beide bei den Bubbledays spielen und dort eine höhere Gage bekommen“, so der Noppen-Air-Leiter.

Zusätzliche Schwierigkeiten bereite auch die sogenannte „Gebietsschutz-Klausel“. Wenn ein Veranstalter z.B. aus Linz einen Act für viel Geld bucht, dann lässt er sich vom Act das Versprechen geben, dass man in einem gewissen Zeitraum vor und nach dem Konzert in keinem umliegenden Ort spielt. „Es ist oft so, dass eine Band, die im September im Linzer Posthof spielt, unsere Anfrage für den nächsten April ablehnt, weil das Noppen Air in den Gebietsschutz hineinfällt.“

Das Noppen Air war immer schon Opinion Leader bei der Frage, welche Musik Jugendliche im Mühlviertel hören.

Trotz alledem will man das Noppen Air aber auch nach 25 Jahren noch lange weiterführen. Vom unbezahlbaren Wert solcher Festivals am Land ist Matthias Gahleitner überzeugt. Ohne dergleichen würden junge Menschen für Kulturangebote nur noch in die Stadt fahren und langfristig auch wegziehen. Außerdem verfolge man mit dem Noppen Air einen gewissen Bildungsauftrag: „Wir wissen, welche Musik auf anderen Feuerwehrfestln läuft. Das Noppen Air war immer schon Opinion Leader bei der Frage, welche Musik Jugendliche im Mühlviertel hören. Das wollen wir auch weiter sein und deswegen wollen wir die Ticketpreise auch nicht zu teuer machen.“

Die 25. Ausgabe vom Noppen Air findet von 28. Bis 30. April 2023 in Neußerling (OÖ) statt. Mit Lola Marsh, Kaffkiez, TTR Allstars, Mola, Yukno, Uche Yara u.a.m. Mehr Infos & Tickets gibt es auf noppenair.at.

Der Ticketansturm in diesem Jahr hält sich noch zurück. Ob das an den vergangenen drei Jahren Coronapause liegt oder an der Tatsache, dass es bei der diesjährigen Jubiläumsausgabe erstmals keine Camping-Möglichkeit gibt, lässt sich nur vermuten. Wer jedoch hinfährt, wird gewiss belohnt. Denn was gibt es Schöneres, als in einem alten Bauernhof neue Musik zu entdecken? Eben. Nichts.