Paula Hartmann und ihre Gute-Nacht-Geschichten in Wien

Ein hochverlegtes und trotzdem ausverkauftes Konzert, eine souveräne Paula Hartmann und ein textsicheres Publikum - man kann sagen: Der Auftakt ihrer ersten Tour ist der deutschen Sängerin definitiv gut gelungen.

Von Livia Praun

Paula Hartmann hat immer gerne Geschichten erzählt. Sie hat schon früh Gedichte geschrieben und bereits als Kind mit dem Schauspielern angefangen. An die Musik hat sie sich, obwohl sie sich insgeheim danach gesehnt hat, lange nicht herangetraut.

Und trotzdem ist sie erst zwanzig Jahre alt, als sie 2021 ihre ersten Songs veröffentlicht. Seitdem hat sich für die gebürtige Berlinerin so einiges verändert: Sie unterschreibt beim Label Four Music einen Vertrag, veröffentlicht ein Album und hat zahlreiche Features mit großen Namen wie Casper, Haftbefehl, Trettmann und Luciano.

Kaum zwei Jahre nach ihren ersten Veröffentlichungen geht der kleine Shooting-Star Paula Hartmann jetzt im Frühjahr 2023 auf Tour durch Österreich, Deutschland und der Schweiz. Von den 16 Terminen sind alle restlos ausverkauft, das Konzert wurde sogar von der Szene Wien in die Simm-City hochverlegt und war dort dann wieder ausverkauft. An diesem Auftaktabend wurde sie von keiner anderen als von ihrer guten Freundin Verifiziert unterstützt, die gemeinsam mit Skyfarmer als Vorband aufgetreten ist.

Wien, habt ihr Bock auf Gute-Nacht-Geschichten?

Mit diesem Satz betritt Paula Hartmann die schon leicht aufgewärmte Bühne und spielt damit auf ihr Album an, auf dessen Cover ‚Nie verliebt und andere Gute-Nacht-Geschichten‘ steht. Und Wien hat definitiv Bock auf die modernen Märchen für junge Erwachsene, die Paula Hartmann zu erzählen hat. Und obwohl ihre Karriere noch so frisch und ihr Songkatalog daher überschaubar ist, reicht der Stoff für rund eineinhalb Stunden aus.

Dass das alles für sie Neuland ist, merkt man ihr am Anfang deutlich an. Immer wieder schaut sie mit großen Augen Richtung Publikum und redet zwischen den Songs leise ins Mikrofon. Man spürt aber auch, dass sie und ihr DJ sich gut auf die Tour vorbereitet haben. So, wie sich der Sound von Paula Hartmann aufgenommen anhört, wie sie mit ihrer Stimme spielt, wie sie Wörter betont, genau so klingt sie auch live.

Fehlerfreie Paula Hartmann, fehlerfreies Publikum

Auffallend ist nicht nur, wie fehlerfrei ihre Show weitgehend ist, sondern auch, wie textsicher das Publikum ist. Und das sogar auch bei dem Song „3 Sekunden“, in dem es um Gewalt gegen Frauen im Nachtleben geht, der erst vor zwei Wochen erschienen ist. Bei diesem Song, aber auch bei vielen anderen hat man das Gefühl, sie spricht einer Generation von jungen Menschen direkt aus dem Herzen. Es geht etwa um Liebe beziehungsweise um die Abwesenheit dieser, um durchzechte und berauschende Nächte und um die vielen Zweifel und Ängste, die man als junger Mensch so hat.

Auch im Umgang mit ihrem Publikum beweist die 21-jährige Größe. Sie weist die Fans darauf hin, dass sie sich an das Personal wenden können, wenn sie sich unwohl fühlen. Sie spricht vor dem Publikum über mentale Gesundheit und wie man sich Hilfe holen kann. Und sie lässt auch die Fans von ihrem On-Stage-Ritual des Schnaps-Trinkens profitieren und verteilt ein paar Stamperl an glückliche Fans.

Queen of Fan-Service

Und die brennende Frage, die viele Fans haben, und zwar wann wieder neue Musik kommt, die lässt sie natürlich auch nicht unbeantwortet. Bis zum nächsten Album dauert es wohl noch ein bisschen, aber als Trost gibt es einige ihrer neuen, (noch) unveröffentlichten Songs bei dem Konzert zu hören. Und weil das noch nicht genug ist, haben sie und ihr DJ auch paar der neuen Songs per Airdrop an Fans versendet. Mehr Fan-Service geht wohl nicht.